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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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keine Lebewesen, er sieht sie als das Objekt seiner Begierde. Es gibt keinen Serientäter, dessen Kindheit ohne Vorzeichen verlaufen ist. Kein Mensch wird als ein solcher Zombie geboren. Sie alle haben in ihrer Kindheit keine Liebe empfangen. Viele dieser Eltern waren alkohol- oder drogensüchtig. Der berühmte Robert K. Ressler, ein ehemaliger FBI-Agent vom Sonderdezernat Serienkiller« – berichtet er weiter und liest dabei aus dessen Biografie vor – »hat einmal geschrieben: ›Kinder, die zu Mördern heranwachsen, sehen die Welt aus einer ausschließlich auf sich selbst bezogenen Perspektive. Oft mussten sie zusehen, wie ein Mann – es muss nicht ihr Vater gewesen sein – ihre Mutter vergewaltigte und schlug. Meist wurden sie auch selbst geschlagen und von ihrem Stiefvater oder im schlimmsten Fall von ihrem eigenen Vater missbraucht! Solche Erlebnisse machen sie zu gefährlichen Einzelgängern. Sie konzentrieren sich nur noch auf ihre eigene Person und entwickeln dabei die perversesten Phantasien.

    Die Hälfte aller Serientäter berichtet, nie ein sexuelles Erlebnis gehabt zu haben, das von beiden Seiten gewollt war.
    Die gestörte Sexualität ist die Triebfeder aller Morde. Die Täter stehen dann unter dem ständigen Zwang ihrer Phantasien. Nur in ihrer Gedankenwelt haben sie die totale Kontrolle über andere. Die Macht, andere Menschen zu besitzen, erregt sie vor allem sexuell. Viele befriedigen sich anfangs mithilfe von geeigneten Pornoheften, dann begehen sie erste Fetisch-diebstähle. Manche stechen Tieren die Augen aus. Wenn all dies nicht mehr genügt, sie zu befriedigen, kommt es zum ersten Mord.‹«
    Der Journalist schaltet sich wieder ein: »Und solche Bestien wollen Sie therapieren? Alle Serientäter, mit denen ich Kontakt hatte – und das waren viele –, haben mir in persönlichen Gesprächen gestanden, dass sie es sofort wieder tun würden, wenn man sie freiließe. Der wahrscheinlich größte Serienmörder unserer Zeit, Leszek Pekalski, ging noch weiter.
    Er sagte wortwörtlich: ›Wenn ich nochmals freikomme, werde ich es geschickter angehen als bisher. Sie würden mich bestimmt nicht mehr so schnell erwischen. Und meine nächsten Opfer müssten noch viel mehr leiden, für alles, was man mir hier im Gefängnis angetan hat.‹ Oder betrachten Sie die hohe Rückfallquote von psychisch kranken Mördern, die nicht in einem Gefängnis verwahrt, sondern in geschlossenen Anstalten therapiert wurden. Das Unverständnis der Bevölkerung angesichts von Freigängen und frühzeitigen Entlassungen solcher Täter wächst meiner Ansicht nach zu Recht.«
    Das Gespräch dauert mehrere Stunden. Tatsache ist, dass viele solcher Täter aufgrund psychologischer Gutachten vom Gericht für nicht zurechnungsfähig erklärt werden. Dadurch gelangen die meisten dieser Täter nicht in den Regelvollzug, sondern in geschlossene Anstalten. Nur bei einer günstigen Prognose der Psychologen gewährt das Gericht dem Mörder eine vorzeitige Entlassung.

    »Ich habe mich in dem Menschen getäuscht, das muss ich zugeben.« Das ist die häufigste Entschuldigung dieser Experten, wenn ihr Patient nach der Entlassung oder auf Freigängen erneut tötet. Wie sagt der von dem Psychiater zitierte Robert K. Ressler: »In die tiefsten Abgründe dieser Täter kann man nicht blicken. Ihre Seele lässt sich nicht ergründen.«
    Dieser Mann hat die Täterprofile der meisten amerikanischen Serienmörder erstellt, unter anderem das von Jeffrey Dahmer. Ressler führte die Verhandlungen nach deren Verhaftung und hat sich über Monate nur mit diesen Menschen beschäftigt. Er war es auch, den man für das Drehbuch des Films »Das Schweigen der Lämmer« zu Rate gezogen hat.
    In einem Interview klagt er: »Filme wie ›Das Schweigen der Lämmer‹ haben leider den Nebeneffekt, dass Serienkiller allmählich zu Popstars werden. Es gibt mittlerweile sogar ein Musical mit dem Titel ›Charly‹, und von den Plakaten in New York grinst Charles Manson*. Das ist doch verrückt. Ich habe mich lange mit Charles Manson unterhalten und weiß, wie gefährlich er ist. Dass Ed Gein, der zehn Menschen zerstückelte, ihnen Beine und Köpfe abtrennte, als Vorlage für
    ›Psycho‹ und ›Das Kettensägenmassaker‹ diente, ist zum Glück nicht so bekannt. John Gacy aber, der 33 Menschen ermordete, und Richard Trenton Chase, der ›Vampir-Killer‹ aus Sacramento in Kalifornien, in dessen Haus die Polizei ein Rührgerät fand, mit dem er aus dem Blut seiner Opfer
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