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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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Autoritäten sich damit einverstanden erklären, dass ein Häftling im Gefängnis vermodert. Statt Steuergelder für Hochsicherheitstrakte auszugeben, sollte man lieber nach Langzeitlösungen suchen.«
    Roberts Gefängnisalltag bleibt also weiterhin finster und öde. Er ist jetzt 46 Jahre alt. Er hat die Hälfte seines Lebens in einem nackten, kahlen Raum verbracht. Sein einziges Fenster ist mit mattierten Glasbausteinen vermauert. Seine Sicht auf die Außenwelt ist begrenzt auf einen Zentimeter Himmel. Ob er ihn noch sieht?
    Frances Crook von der »Howard League for Mental Reform« ist der Meinung: »Wir sollten erkennen, dass psychopathische Mörder, die als unheilbar bezeichnet werden, nicht menschlicher werden, sondern weiter verrohen, wenn sie im Gefängnis gehalten werden. Es geht deshalb darum, Wege zu finden, um gefährliche Leute in menschenwürdiger Form unterzubringen.«
    David Shaw, Direktor der Strafanstalt in Wakefield, sieht das Ganze aus einer anderen Perspektive: »Als Direktor eines Gefängnisses muss man das Risiko für die Mitgefangenen möglichst gering halten. Es ist notwendig, ständige Risiken zu vermeiden. Wenn Häftlinge sich total weigern, mit uns zu kooperieren – das war im Fall Maudsley so –, bin ich nicht bereit zu sagen, dass sich das Risiko verringert hat. Unter solchen Umständen wird der Häftling zum Risikofaktor.«
    1979 berief sich Freddy Apfel, als er Maudsley verteidigte, auch auf die Worte eines höheren Gefangenenaufsehers, die er sich eingeprägt hatte. Der Aufseher sagte: »Von allen Häftlingen, mit denen ich in Wakefield zu tun habe, bereitet mir dieser Mann die größten Sorgen. Was tut dieser Robert John Maudsley in unserem Gefängnissystem? Er hat hier nichts zu suchen.«

    Martin Narey, Generaldirektor des Gefängnispersonals, rechtfertigt die Praxis der Einzelhaft: »Wir haben nur eine winzige Anzahl von Häftlingen, die in Einzelhaft einsitzen.
    Indem wir sie separat halten, schützen wir die große Zahl der anderen Häftlinge. Wir haben es hier mit Gefangenen zu tun, die andere Häftlinge als Geiseln nahmen oder sogar töteten.
    Der Frieden wäre gestört, wenn wir ein zivilisierteres Gefängnissystem einführen würden.«
    Ein ehemaliger, mittlerweile pensionierter Gefängniswärter der Strafanstalt in Wakefield gibt ihm Recht: »Robert John Maudsley ist ein Mensch von einer völlig anderen Art als die Gefangenen, die ich in dieser Anstalt jahrzehntelang beobachten konnte. Die meiste Zeit über verursacht er keinerlei Probleme, aber seine moralische Verfassung ist nicht die eines normalen Menschen. Er ist wahnsinnig und äußerst gefährlich.
    Menschen wie er hatten in ihrem Leben zu wenig soziale Kontakte, und das schlägt sie zurück auf ihre bloße Existenz.«

»Er hat nie in seinem Leben Liebe empfangen«

    Ein renommierter Londoner Psychologe äußert im Gespräch mit einem Journalisten die Meinung: »Wer unter einer psychischen Störung wie dieser Mann leidet, lässt sich von seinen Morden nicht abhalten. Er vollbringt seine Taten in einem Zustand der verminderten Steuerungsfähigkeit. Wenn ein Straftäter wie Robert Maudsley in solchen menschenverachtenden Isolationszellen gehalten wird, dann wirft das ein trauriges Licht auf unsere gesellschaftlichen Verhältnisse. In allen Gefängnissen gibt es zu wenige Psychologen, vor allem aber gibt es zu wenige Therapieplätze und Therapeuten, die mit solchen Extremtätern verantwortungsvoll umgehen könnten.«
    Der Journalist fragt den Experten verwundert: »Sind Sie nicht der Meinung, dass ein ›verantwortungsvolles‹ Verhalten diesen Menschen gegenüber nicht ein wenig zu viel Verständnis voraussetzt? Werden hier nicht die Grenzen zwischen Realität und Wunschdenken sehr stark und geschickt verwischt? Glauben Sie wirklich, dass ein solcher Täter wie Maudsley, der Lust am Töten hat, therapierbar ist? Ich wahrlich nicht.«
    »Sie sehen das Problem viel zu emotional«, kontert der Psychologe. »Dabei müssten Sie es doch eigentlich besser verstehen können. Sie haben schon so oft in die Abgründe der menschlichen Seele, speziell der von Serientätern, blicken können. Wir bekommen solche Menschen sehr, sehr selten zu Gesicht«
    »Gibt es überhaupt einen Täter dieses Kalibers, den Sie für nicht therapierbar halten?«
    »Nein, denn der Schlüssel, zum Serienkiller zu werden, liegt in seinem Seelenleben. Er hat nie in seinem Leben Liebe empfangen, deshalb kann er auch keine geben. Menschen sind für ihn
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