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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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feuerroten Haaren an.
    Robert betrachtet ihn von oben bis unten und wundert sich.
    Dieser junge Mann passt so gar nicht in das Bild der hier Versammelten. Er macht einen gepflegten Eindruck mit seiner ordentlichen Kleidung und den modisch geschnittenen Haaren.
    »Ja, erst vor einer Stunde angekommen«, ist seine kurze Antwort.
    »Wohl von zu Hause abgehauen?«
    »Nein, ich bin unterwegs und will mir das Land ansehen.«
    »Da kommst du aber nicht sehr weit, so wie du aussiehst«, stellt Glenn, wie er sich nennt, unverblümt fest.
    »Was soll ich machen, ich habe kein Geld, kann mir keine neue Kleidung kaufen. Weißt du denn, wo ich mir ein paar Pfund verdienen kann?«
    Natürlich weiß Glenn, wie man Geld verdienen kann. Er treibt sich seit Jahren nur in diesem Bahnhof herum und hat stets genügend Geld, um einigermaßen gut über die Runden zu kommen.

    »Mach es wie ich. Nimm den alten geilen Säcken das Geld ab. Die wollen ein wenig Vergnügen und zahlen gut. Du bist doch auch noch jung, die stehen doch nur auf junge Kerle.
    Außerdem bist du neu für sie, darauf stehen sie besonders«, klärt ihn Glenn auf. »Du bedienst ein paar Herren, und wenn du genügend Geld zusammen hast, kaufst du dir Klamotten und pflegst dich ein wenig. Dann zahlen sie noch viel mehr. Ich helfe dir schon, brauchst keine Angst zu haben. Na, stell dich nicht so an, das ist dasselbe, was wir als Buben gemacht haben.
    Du nimmst seinen … na du weißt schon … in die Hand und besorgst es ihm. Er hat seine Freude, und du hast Geld. Vor denen brauchst du keine Angst haben, das sind doch alles Weicheier.«
    »Aber ich steh’ doch auf Mädchen«, wendet Robert kurz ein; die Sache ist ihm unheimlich. Auch auf diese Frage hat Glenn eine passende Antwort parat: »Wenn du genügend Geld hast, bekommst du auch Mädchen. Glaubst du vielleicht, ich bin schwul?«

Prostitution und Drogen

    Glenn braucht Robert nicht lange zu überreden. Schon bald bekommt er seine erste Lehrstunde und wundert sich, wie leicht man hier zu Geld kommt.
    Das Geschäft für Robert läuft gut, denn Glenn kennt fast jeden dieser Kunden persönlich. Robert hat sich schnell eingearbeitet und trotz seines schäbigen Outfits in nur drei Tagen genug Geld verdient, um sich neue Klamotten kaufen zu können. Voller Freude zeigt Robert seinem neuen Freund, wie viele Pfund er schon verdient hat. Wie schwer es ihm gefallen ist, diesen Männern einen sexuellen Gefallen zu tun, versucht er Glenn nicht zu verschweigen.
    Was Robert nicht wissen kann: dass nun die Stunde des hilfsbereiten Freundes gekommen ist. Robert hat nicht bemerkt, dass sein Freund Glenn schon lange nicht mehr selbst auf den Strich geht, sondern stattdessen solchen gestrandeten Typen, wie er es nun einmal ist, in den Bahnhöfen auflauerte.
    »Keine Angst, diese Probleme hatte ich anfangs auch«, versucht Glenn zu beschwichtigen. »Du musst das ganz cool sehen. Ein paar kleine Hilfsmittel, und deine Sorgen lösen sich in Luft auf.«
    »Und wie soll das funktionieren?«, will Robert wissen.
    »Komm, ich zeig« es dir. Du bist doch mein Freund, und dass ich meinen Freunden helfe, habe ich dir doch bewiesen – oder?« Diese zusätzliche Bemerkung von Glenn verfehlt ihre Wirkung nicht.

    Glenn und Robert haben in einem kaum benutzten Seitengang des Bahnhofes einen Platz gefunden, wo sie niemand stören kann. Robert ist gespannt, womit ihn Glenn überraschen möchte.
    Robert hat sich die Hemdsärmel, wie es ihm sein Freund vorgemacht hat, hochgekrempelt und seinen Oberarm mit einem breiten Band abgebunden. Noch immer sieht Robert seinen Freund ungläubig an und versteht den Sinn des Ganzen nicht. Erst als Glenn eine Spritze aus der Jackentasche hervorholt und sie aufzieht, kapiert er endlich, was sein vermeintlicher Freund unter Hilfe versteht.
    Glenn benötigt keine Überredungskünste. Robert setzt sich mithilfe seines Freundes den ersten Heroinschuss, und er erlebt in kurzer Zeit Himmel und Hölle. Noch ist sein Körper nicht an das Gift gewöhnt und reagiert ungewöhnlich heftig.
    Nach nur kurzer Zeit erkennt Robert, dass ihn sein Freund nicht belogen hat – alles ist plötzlich easy und cool.

Die Ernüchterung

    Stunden später erwacht er allein auf den schmutzigen Treppen des Bahnhofes. Das viele Geld – die Einnahmen der letzten drei Tage – ist nicht mehr in seiner Tasche, der Traum von vornehmer Kleidung ausgeträumt. Langsam wird er wieder Herr seiner Sinne, und er beschließt, wieder anschaffen zu gehen. Zu
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