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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor
Autoren: Ernst Vlcek
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die Runenkundige, weil die Blutegel sie aus unerklärlichen Gründen nicht befallen hatten.
    »Was ich sage, Blut der Hexe giftig«, legte Nottr diese Tatsache auf seine Weise aus.
    »Dafür hast du eine giftige Zunge, Barbar«, versetzte Fahrna.
    »Wenn Nottr erst richtig sprechen gelernt hat, übertrifft er noch dich«, sagte Sadagar.
    »Wer weiß, vielleicht zaubere ich ihm vorher noch Warzen auf seine Zunge, damit er sie nicht gebrauchen kann«, meinte Fahrna.
    »Ich werden dir deine heraus schneiden«, meinte Nottr nur dazu.
    Mythor hörte dem Streitgespräch nur beiläufig zu. Er traute der Ruhe nicht, er rechnete damit, dass der Xandor jeden Augenblick die Schrecken des Sumpfes auf sie loslassen würde. Zwischen den dichten Baumkronen, die bis tief über den Sumpf reichten, sah er es verschiedentlich aufblitzen. Es mutete wie Wetterleuchten an, aber er vermutete, dass es von den Irrlichtern herrührte. Irgend etwas braute sich hinter dem dichten Pflanzenwerk zusammen.
    »Wir können Magnor de Freyns Schloss nicht mehr fern sein«, sagte da Fahrna. »Wenn der Xandor jetzt nicht bald zuschlägt, dann gibt es ihn nicht mehr. Es wäre schön, wenn er sich in seinem Wahn selbst aufgefressen hätte.«
    »Zu schön, um wahr zu sein«, knurrte Sadagar. Sein Arm schnellte vor. »Da! Seht!«
    Mythor wandte den Kopf nach links. Dort teilte sich das Blattwerk, und eine furchterregende Erscheinung trat hindurch. Sie mutete wie ein Krieger in voller Rüstung an. Nur dass diese Rüstung nicht aus Leder und Metall bestand, sondern aus gewachsenen Knochen.
    »Krüdelzuhr!« schrie Fahrna.
    »Es ist Geist!« sagte Nottr voll Überzeugung. »Nur Geist kann gehen über Wasser.«
    Tatsächlich schritt die Gestalt in der knöchernen Rüstung über den Sumpf, ohne auch nur einen Fingerbreit einzusinken. Sie schwang in einer Hand ein Schwert und in der anderen eine kurze Stechlanze.
    In dieser drohenden Haltung kam sie auf sie zu.
    *
    Der Angriff erfolgte in dem Moment, als Mythor und seine Gefährten ein Loch erreicht hatten. Der Sumpf reichte ihm selbst bis an die Brust, von dem kleineren Sadagar war überhaupt nur der Kopf zu sehen.
    »Geist nicht fürchten!« schrie Nottr und stellte sich dem ungelenk herankommenden Gegner mit über dem Kopf schwingenden Krummschwert. Doch beim nächsten Schritt geriet er in ein Loch und versank darin. Einen Augenblick lang ragte nur der Unterarm mit dem Schwert aus dem Sumpf.
    Der Knöcherne erreichte Nottr mit einem staksenden Schritt.
    Mit einer eckigen Bewegung ließ er sein Schwert niedersausen und kreuzte mit Nottr die Klinge. Als der Lorvaner wieder auftauchte, sah er die Stechlanze auf sich zukommen. Mit einer blitzschnellen Kopfdrehung konnte er dem tödlichen Stich gerade noch ausweichen.
    Der Knöcherne geriet durch seinen eigenen Schwung in Vorlage, verlor jedoch unerklärlicherweise nicht den Halt. Es war, als richte ihn eine magische Kraft wieder auf.
    »Das ist keine Geistererscheinung, das ist ein Alptraumritter!« rief Sadagar.
    Nottr nutzte die Gelegenheit und hieb sein Krummschwert gegen die verknorpelten Beinschienen des Gegners. Es klang dumpf und hohl, als die Klinge dagegen schlug, aber sie prallte wirkungslos davon ab.
    Die unheimliche Gestalt in der Knochenrüstung wich mit steifen Schritten zurück und holte wieder mit der Stechlanze aus. Die Bewegung war jedoch so langsam, dass Nottr die Absicht des Gegners durchschauen und sich außer Reichweite bringen konnte.
    »Kommt hierher!« rief Fahrna. Die Runenkundige hatte eine Bodenerhebung unter einem von Schlingpflanzen überwucherten Baum erreicht.
    Mythor ließ sich von ihr nicht ablenken. Er kämpfte sich durch den Schlamm zu dem Knöchernen, um ihm in den Rücken zu fallen. Eine dicke Wurzel verstellte ihm den Weg, aber Mythor stieg auf sie, so dass er einen erhöhten Standort hatte.
    Jetzt zeigte sich, dass der Knöcherne gut um einen Kopf kleiner war als er selbst. Und noch etwas entdeckte er: Im Rücken wies die knöcherne Rüstung einen breiten Sprung auf.
    Mythor holte mit dem Schwert aus und schlug mit voller Wucht auf den brüchig wirkenden Rückenpanzer des Gegners ein. Die Knochenplatte barst krachend unter seiner Klinge. Etwas blitzte dahinter auf, was Mythor für einen kurzen Augenblick blendete. Als er wieder sehen konnte, entwich der geschlagenen Öffnung eine leuchtende Wolke. Ein Schwarm von Irrlichtern umtänzelte die nun leere Knochenhülle, die daraufhin im Sumpf versank.
    »Alles nur Spuk, Nottr
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