Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Ausrede setzten Sie ein, als Sie hören wollten, was Mrs Timothy ihrer Schwägerin in Enderby am Telefon sagte. Und auch, weil Sie sie hierher begleiten wollten, um zu sehen, wie sich alles weiter entwickelte. Sich selbst mit Arsen zu vergiften – schwer, aber nicht tödlich –, ist ein altbekanntes Motiv – und ich muss an dieser Stelle anmerken, dass eben dieser Umstand Inspector Mortons Verdacht auf Sie lenkte.«
    »Aber das Bild?«, wollte Rosamund wissen. »Was für ein Bild ist es denn?«
    Bedächtig faltete Poirot ein Telegramm auf.
    »Heute Morgen rief ich Mr Entwhistle an, der ein sehr verantwortungsbewusster Mann ist, und trug ihm auf, nach Stansfield Grange zu fahren und auf Anweisung von Mr Abernethie selbst« – an dieser Stelle warf Poirot Timothy einen einschüchternden Blick zu – »die Bilder in Miss Gilchrists Zimmer zu durchsuchen und dasjenige vom Hafen in Polflexan mitzunehmen mit der Ausrede, es solle als Überraschung für Miss Gilchrist neu gerahmt werden. Ich trug ihm auf, es nach London zu Mr Guthrie zu bringen, den ich per Telegramm vorgewarnt hatte. Das rasch hingetuschte Bild von Polflexan wurde entfernt, das ursprüngliche Bild kam zum Vorschein.«
    Er hielt das Telegramm hoch.
     
    »Eindeutig ein Vermeer. Guthrie.«
     
    Wie elektrisiert stieß Miss Gilchrist einen Schrei aus.
    »Ich habe gewusst, dass es ein Vermeer ist. Ich hab’s g e wusst! Aber sie hat keine Ahnung gehabt. Das ganze Gerede von Rembrandts und italienischen Primitiven und dabei unfähig, einen Vermeer zu erkennen, der direkt vor ihrer Nase liegt! Ewiges Gefasel über Kunst – und nicht die blasseste Ahnung! Dumm wie Bohnenstroh war sie. Hat ständig von diesem Haus geschwärmt – von Enderby, und was sie als Kinder hier alles gemacht haben, von Richard und Timothy und Laura und allen anderen. Und erstickt im Geld sind sie! Das Beste von allem haben sie immer gehabt, die Kinder. Sie haben ja keine Ahnung, wie geisttötend es ist, jemandem zuzuhören, der Stunde um Stunde, Tag um Tag immer über dasselbe redet. Und zu sagen: ›Ach ja, Mrs Lansquenet?‹ und ›Ach wirklich, Mrs Lansquenet?‹ Zu tun, als würde es einen interessieren, und dabei war es öde, öde, einfach öde! Und nichts, worauf man sich freuen kann… Und dann – ein Vermeer! Neulich habe ich in der Zeitung gelesen, dass ein Vermeer für mehr als fünftausend Pfund verkauft wurde!«
    »Sie haben sie umgebracht – auf die grausame Art – wegen fünftausend Pfund?« Susan war fassungslos.
    »Mit fünftausend Pfund könnte man einen Teesalon pachten und einrichten«, erklärte Poirot.
    Miss Gilchrist wandte sich zu ihm.
    »Wenigstens Sie verstehen mich«, sagte sie. »Das war die einzige Chance, die ich je bekommen würde. Ich musste etwas Kapital haben.« In ihrer Stimme schwang die Obsession ihres Traums mit. »Ich wollte ihn Palm Tree nennen. Und kleine Kamele als Speisekartenhalter. Manchmal kann man wirklich hübsches Porzellan finden – zweite Wahl – und nicht das hässliche weiße Zeug. Ich wollte den Teesalon in einer feinen Gegend aufmachen, wo feine Gäste kommen würden. Ich hatte an Rye gedacht… oder vielleicht Chichester… Es wäre bestimmt schön geworden.« Sie schwieg eine Weile, dann fuhr sie verträumt fort: »Eichentische – und kleine Korbstühle mit rotweiß gestreiften Kissen…«
    Einige Sekunden wirkte der Teesalon, den es nie geben würde, realer als die viktorianische Behäbigkeit des Salons in Enderby…
    Inspector Morton brach den Bann.
    Miss Gilchrist verhielt sich äußerst zuvorkommend. »Aber natürlich«, sagte sie. »Sofort. Ich möchte Ihnen keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Wenn ich den Palm Tree nicht haben kann, ist alles andere relativ gleichgültig…«
    Sie ging mit ihm aus dem Zimmer.
    Susan sagte erschüttert: »Ich hätte mir nie gedacht, dass ein Mörder damenhaft sein könnte. Es ist schrecklich…«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
     
    » A ber ich verstehe nicht, wo da die Wachsblumen hineinkommen.« Rosamund hatte ihre blauen Augen vorwurfsvoll auf Poirot gerichtet.
    Sie saßen in Helens Wohnung in London. Helen selbst, der Rosamund und Poirot einen Teebesuch abstatteten, lag auf der Couch.
    »Ich verstehe nicht, was die Wachsblumen damit zu tun hatten«, wiederholte Rosamund. »Und der Malachittisch.«
    »Der Malachittisch hatte nichts damit zu tun, nein. Aber die Wachsblumen waren Miss Gilchrists zweiter Fehler. Sie sagte, wie schön sie sich auf dem Malachittisch machten. Aber sehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher