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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß
Autoren: Agatha Christie
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Lansquenet zu Ihnen sagte, als sie am Tag der Beerdigung Ihres gnädigen Herren hier ankam?«
    »Daran erinnere ich mich sehr gut, Sir.« Lanscombes Gesicht hellte sich auf. »Miss Cora – verzeihen Sie, Mrs Lansquenet – irgendwie denke ich immer noch als Miss Cora an sie…«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Sie sagte zu mir: ›Guten Tag, Lanscombe. Es ist schon lange her, dass Sie uns Baisers in die Hütten gebracht haben.‹ Die Kinder hatten früher jeder eine eigene Hütte – im Park unten am Zaun. Im Sommer, wenn es eine Abendgesellschaft gab, habe ich den jungen Herrschaften – den sehr jungen, verstehen Sie, Sir – etwas Baisergebäck gebracht. Miss Cora hat immer sehr gerne gut gegessen.«
    Poirot nickte.
    »Ja«, sagte er. »Das habe ich erwartet. Doch, das war sehr typisch.«
    Er ging auf der Suche nach Inspector Morton ins Herrenzimmer und reichte ihm wortlos das Telegramm.
    Morton las es verwundert.
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Die Zeit ist gekommen, mich Ihnen zu erklären.«
    Inspector Morton grinste.
    »Sie klingen wie eine junge Dame aus einem viktorianischen Melodram. Aber es ist wirklich Zeit, dass Sie mit etwas herausrücken. Recht viel länger kann ich diese Farce nicht aufrechterhalten. Der junge Banks besteht immer noch darauf, dass er Richard Abernethie vergiftet hat, und prahlt, dass wir ihm nie etwas werden nachweisen können. Was ich einfach nicht verstehe, ist, warum bei jedem Mord immer jemand aufkreuzt und erklärt, er sei’s gewesen! Was versprechen die Leute sich davon? Das geht über meinen Verstand.«
    »In diesem Fall vermutlich Flucht vor der Aufgabe, Selbstverantwortung zu übernehmen – anders gesagt: das Sanatorium Forsdyke.«
    »Broadmoor ist wohl wahrscheinlicher.«
    »Das könnte denselben Zweck erfüllen.«
    »Hat er es wirklich getan, Poirot? Diese Gilchrist hat mir dieselbe Geschichte erzählt wie Ihnen, und das würde gut zu dem passen, was Richard Abernethie über seine Nichte sagte. Wenn ihr Mann es getan hat, dann ist sie daran beteiligt. Irgendwie kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass das Mädchen eine ganze Reihe von Verbrechen begeht. Aber sie würde vor nichts Halt machen, um ihn zu schützen.«
    »Ich werde Ihnen alles berichten…«
    »Ja, ja, berichten Sie mir alles! Und jetzt beeilen Sie sich schon, Mann Gottes!«
     
     

II
     
    Dieses Mal bat Hercule Poirot seine Zuhörer, sich im großen Salon zu versammeln.
    Auf den Gesichtern, die sich ihm zuwandten, lag eher Belustigung als Spannung. Mit der Ankunft von Inspector Morton und Superintendent Parwell hatte ein Gefühl von Bedrohung um sich gegriffen. Angesichts der uniformierten Polizisten, die Verhöre führten und Aussagen verlangten, war Privatdetektiv Hercule Poirot beinahe zu einer Art Witzfigur verblasst.
    Timothy brachte die allgemeine Empfindung zum Ausdruck, als er im gut vernehmbaren Flüsterton zu seiner Frau sagte: »Aufgeblasener kleiner Wichtigtuer! Entwhistle hat wohl den Verstand verloren – was anderes kann man das nicht nennen!«
    Der allgemeinen Stimmung nach zu urteilen, würde Hercule Poirot große Mühe haben, die gewünschte Wirkung zu erzielen.
    Er begann auf seine etwas hochtrabende Art.
    »Zum zweiten Male verkünde ich meine bevorstehende Abfahrt! Heute Vormittag setzte ich sie für den Zug um zwölf Uhr an. Heute Abend verkünde ich sie für den Zug um neun Uhr dreißig – das heißt, gleich nach dem Abendessen. Ich fahre, weil es hier nichts mehr für mich zu tun gibt.«
    »Das hätte ich ihm die ganze Zeit schon sagen können.« Timothy war nicht bereit, seine Kommentare für sich zu behalten. »Es hat überhaupt nie etwas für ihn zu tun gegeben. Diese Frechheit!«
    »Ursprünglich kam ich hierher, um ein Rätsel zu lösen. Das Rätsel ist gelöst. Lassen Sie mich zuerst die verschiedenen Punkte ansprechen, auf die der vortreffliche Mr Entwhistle mich aufmerksam machte.
    Zum einen stirbt Mr Richard Abernethie eines plötzlichen Todes. Zum Zweiten sagt seine Schwester Cora Lansquenet nach seiner Beerdigung: ›Er ist doch ermordet worden, oder nicht?‹. Zum Dritten wird Mrs Lansquenet ermordet. Die Frage lautet: Stehen diese drei Ereignisse im Zusammenhang? Lassen Sie uns betrachten, was als Nächstes passiert. Miss Gilchrist, die Gefährtin der Toten, erkrankt, nachdem sie ein Stück mit Arsen vergifteten Hochzeitskuchen isst. Das ist also die nächste Etappe im Ablauf der Ereignisse.
    Nun, wie ich Ihnen heute Vormittag bereits erklärte, ich bin im Verlauf
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