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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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anderen die Senke beobachteten, versuchte Elric zu schlafen, doch seine Angst um Tanelorn war zu groß.
    Würde Myshella den Versuch machen, die Stadt zu verteidigen? Würden Mondmatt und Rackhir sterben? Was war überhaupt in diesem Turm zu finden, das ihm helfen konnte? Er hörte das gemurmelte Gespräch seiner anderen Inkarnationen, die sich darüber unterhielten, wie das Düstertal entstanden war.
    »Ich habe gehört, das Chaos habe eine Stadt angegriffen, die damals in einem ruhigen Tal lag«, sagte Corum zu Erekose. »Der Turm gehörte zu der Zeit einem Ritter, der einen Mann bewirtete, den das Chaos haßte. Es führte eine mächtige Streitmacht von Geschöpfen gegen das Düstertal und hob und zerdrückte die Mauern des Tals. Der Ritter aber suchte die Hilfe der Ordnung, die es ihm ermöglichte, durch einen Zauber seinen Turm in eine andere Dimension zu verpflanzen. Daraufhin erzwang das Chaos durch einen Gegenzauber, daß der Turm für immer herumspringen müsse und sich auf jeder Ebene nie länger als einige Stunden, gewöhnlich sogar nur ein paar Augenblicke, aufhalten dürfe. Der Ritter und die Flüchtlinge verloren mit der Zeit den Verstand und brachten sich gegenseitig um. Später fand Voilodion Ghagnasdiak den Turm und quartierte sich darin ein. Zu spät erkannte er seinen Fehler, während er schon von seiner Ebene in eine fremde verpflanzt wurde. Seither hat er es nicht mehr gewagt, den Turm zu verlassen, doch Gesellschaft ist ihm sehr recht. Er hat es sich angewöhnt, alle Leute gefangenzunehmen, an die er nur herankommt, und sie zu zwingen, im springenden Turm seine Gefährten zu sein, bis sie ihn langweilen. Und wenn sie ihn langweilen, tötet er sie.«
    »Und dein Führer könnte bald getötet werden? Was für ein Wesen ist dieser Voilodion Ghagnasdiak?«
    »Er ist ein monströses, böses Wesen, das große Vernichtungskräfte besitzt - mehr weiß ich nicht.«
    »Weshalb es die Götter für richtig hielten, drei Aspekte meiner selbst zu rufen, um seinen Turm anzugreifen«, sagte Erekose. »Das Unternehmen muß ihnen wichtig sein.«
    »Das ist es für mich«, sagte Corum, »denn der Führer ist zugleich mein Freund, und die Existenz der Fünfzehn Ebenen ist bedroht, wenn ich Tanelorn nicht bald finde.«
    Elric hörte Erekose bitter lachen. »Warum kann ich - können wir - nie, nie ein einfaches Problem gestellt bekommen, ein Problem zu Hause? Warum werden wir ewig in das Geschick des Universums verwickelt?«
    Corum erwiderte, als Elric eben einzudösen begann. »Vielleicht sind deine eigenen Probleme zu Hause noch schlimmer. Wer kann das wissen?«

Fünftes Kapitel
    Jhary-a-Conel
    »Er ist da! Elric, beeil dich!« Elric sprang auf.
    Die Morgendämmerung hatte begonnen. Während der Nacht hatte er eine Zeitlang gewacht.
    Er zog sein Schwarzes Schwert und stellte dabei erstaunt fest, daß Erekose bereits blankgezogen hatte und seine Klinge mit der seinen beinahe identisch war.
    Vor den Männern erhob sich der Verzauberte Turm.
    Corum rannte bereits darauf zu.
    Der Turm war in Wirklichkeit eine kleine Burg aus soliden grauen Steinen, doch um die Zinnen bewegten sich Lichter, und der Umriß war an bestimmten Stellen der Mauern nicht scharf gezeichnet.
    Elric rannte neben Erekose her.
    »Er läßt das Tor stets offen, um seine ›Gäste‹ anzulocken«, keuchte der schwarze Riese. »Das ist, glaube ich, unser einziger Vorteil.« Der Turm flackerte.
    »Beeilt euch! Wir müssen drin sein, bevor er wieder verschwindet«, rief Corum noch einmal, und der Prinz in der Roten Robe stürzte sich in die Dunkelheit der Toröffnung.
    »Beeilt euch!«
    Sie liefen in eine kleine Vorkammer, erleuchtet von einer großen Öllampe, die an Ketten von der Decke hing. Das Tor schloß sich plötzlich hinter ihnen. Elric blickte in das angespannte schwarze Gesicht Erekoses und auf Corums entstellte Züge. Die Männer hatten die Schwerter bereit, doch nun füllte eine tiefe Stille den Raum. Ohne zu sprechen, deutete Corum durch einen Fensterschlitz. Der Ausblick hatte sich verändert. Sie schienen nun über einem blauen Meer zu stehen.
    »Jhary!« rief Corum. »Jhary-a-Conel!« Ein leises Geräusch antwortete. Es mochte sich um eine Antwort oder um das Quieken einer Ratte in den Burgmauern handeln. »Jhary!« rief Corum noch einmal. »Voilodion Ghagnasdiak? Bin ich getäuscht worden? Hast du diesen Ort verlassen?«
    »Ich habe ihn nicht verlassen. Was willst du von mir?« Die Stimme tönte aus dem nächsten Raum. Vorsichtig
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