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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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beiläufig. »Zum Schloß?«
    Corum schüttelte den Kopf. »Zuerst müssen wir den Dritten Helden bei uns haben - den Helden mit den vielen Namen.«
    »Und den willst du auch durch Zauberei herbeirufen?«
    »Man hat mir davon abgeraten. Man sagte mir, er würde mit uns zusammentreffen - herbeigelockt aus dem Zeitalter, in dem er sich gerade befinden mag, durch die Notwendigkeit, die Drei die Eins sind zu vollenden.«
    »Und was bedeuten diese Worte? Was sind die Drei die Eins Sind?«
    »Ich weiß nur wenig mehr als du, Freund Elric, außer daß wir schon alle drei antreten müssen, wenn wir das Wesen besiegen wollen, das meinen Führer gefangenhält.«
    »Aha«, murmelte Elric, »und es ist mehr als das erforderlich, um Tanelorn vor Theleb K'aarnas Reptilien zu schützen. Sie marschieren sicher gerade vor die Stadt.«

Viertes Kapitel
    Der verzauberte Turm
    Die Straße verbreiterte sich und verließ den Wald, um sich durch das Heidekraut eines hügeligen Hochmoorlandes zu schlängeln. Fern im Westen waren Klippen zu erkennen und dahinter das tiefere Blau des Ozeans. Einige Vögel kreisten am weiten Himmel. Die Welt kam Elric ausgesprochen friedlich vor, und er konnte sich kaum vorstellen, daß sie von den Kräften des Chaos angegriffen wurde. Im Reiten erklärte Corum, daß sein Handschuh gar kein Handschuh sei, sondern die Hand eines fremden Wesens, das ihm auf den Arm gesetzt war, ähnlich wie sein Auge auch ein fremdes Auge war, das in eine erschreckende Unterwelt zu blicken vermochte, aus der Corum nach Wunsch Hilfe herbeiholen konnte.
    »Was du mir hier erzählst, läßt die komplizierten Zaubereien und Kosmologien meiner Welt ziemlich einfach erscheinen«, sagte Elric lächelnd, während sie weiter durch die friedliche Landschaft ritten.
    »Es sieht nur kompliziert aus, weil es dir fremd ist«, meinte Corum. »Deine Welt würde mir zweifellos auch unverständlich vorkommen, würde ich plötzlich dort hineinkatapultiert. Außerdem«, setzte er lachend hinzu, »ist diese besondere Ebene nicht meine Welt, obwohl sie ihr mehr ähnelt als viele andere. Wir beide haben eins gemein, Elric, und das ist der Umstand, daß wir dazu verurteilt sind, in den ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Lords der Höheren Welten eine Rolle zu spielen - und wir werden nie begreifen, warum dieser Kampf stattfindet, warum er ewig ist. Wir kämpfen, wir erleiden Qualen an Körper und Seele, doch nie sind wir sicher, ob sich unser Leiden lohnt.«
    »Du hast recht«, sagte Elric. »Wir haben viel gemein, du und ich.«
    Corum wollte eben antworten, als er vor sich auf dem Weg etwas entdeckte. Es war ein berittener Krieger. Pferd und Reiter standen völlig reglos und warteten. »Vielleicht ist dies der Dritte, von dem Bolorhiag gesprochen hat.«
    Vorsichtig ritten sie weiter.
    Der Mann, dem sie sich näherten, starrte sie mit düsterem Gesicht an. Er war so groß wie sie, aber massiger. Seine Haut war tiefschwarz, und auf Kopf und Schultern trug er Kopf und Fell eines zottigen Bären. Seine Rüstung war ebenfalls schwarz und ohne Insignien, und an seiner Hüfte hing ein großes Schwert mit schwarzem Griff in einer schwarzen Scheide. Er ritt einen kräftigen Rotschimmel, und hinten an seinem Sattel war ein schwerer runder Schild befestigt. Als Elric und Corum näher kamen, verzogen sich die hübschen negroiden Züge des Mannes in einem erstaunten Ausdruck.
    »Ich kenne euch! Ich kenne euch beide!«
    Elric hatte ebenfalls das Gefühl, den Mann wiederzuerkennen, so wie ihm auch Corums Gesicht irgendwie vertraut vorgekommen war.
    »Wie kommst du hier ins Balwyn-Moor, mein Freund?« fragte ihn Corum.
    Der Mann sah sich wie betäubt um. »Balwyn-Moor? Dies ist das Balwyn-Moor? Ich bin erst seit wenigen Augenblicken hier. Vorher war ich... war ich... Ach! Die Erinnerungen lassen schon wieder nach.« Erpreßte sich eine große Hand an die Stirn. »Ein Name - ein anderer Name! Nichts mehr! Elric! Corum! Aber ich... ich bin jetzt...«
    »Woher kennst du unsere Namen?« fragte ihn Elric. Eine schreckliche Beklemmung überkam den Albino. Er hatte das Gefühl, daß er diese Fragen nicht stellen durfte, daß er die Antworten nicht kennen sollte.
    »Weil. begreifst du nicht? Ich bin Elric - ich bin Corum - oh, diese Qual ist schrecklich. Oder zumindest bin ich schon einmal Elric oder Corum gewesen oder soll es wieder sein.«
    »Dein Name, Herr?« fragte Corum noch einmal.
    »Ich führe tausend Namen. Ich bin schon tausend Helden gewesen. Ah! Ich
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