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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache
Autoren: Claudia Kern
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Nachtschattens. Er setzte nach, stach mit Schwert und Dolch gleichzeitig auf dessen Körper ein.
    Mit einer Eleganz, die Jonan ihm nicht zugetraut hatte, wich der Nachtschatten den Schlägen aus. Im nächsten Moment war er heran. Er schlug Jonans Schwertarm zur Seite, fauchte jedoch, als der Dolch ihn traf, und sprang zurück, als hätte er sich verbrannt.
    Jonan blieb stehen. Blut und Wasser tropfte von seinen Klingen. »Geh«, sagte er. »Ich habe keinen Streit mit dir.«
    Der Nachtschatten zögerte, dann grinste er. »O doch, den hast du.« Er sprang.
    Jonan entspannte sich. Alles wurde langsam. Er sah einzelne Regentropfen vor ihm zu Boden fallen und zerplatzen. Er sah die Magier, die sich hinter dem Wall aus Schilden und Menschen umdrehten, sah, wie sich die Erde langsam öffnete, wie ein nach langem Schlaf erwachtes, gähnendes Ungeheuer. Er sah Dogarts Angst, sah, wie der Nachtschatten sich abstieß, sah jede Klaue, die sich ihm entgegenstreckte, und jeden Muskel, der sich anspannte. In seinem Inneren warf sich das Tier brüllend gegen die Gitter, die er erschaffen hatte. Jonan sog seine Wut in sich auf.
    Und kämpfte.
    Als sich der Nebel aus Blut und Hass lichtete, hockte er zusammengekrümmt über dem Nachtschatten. Der Dolch steckte in dessen Auge, das Schwert in der Kehle. Jonan biss die Zähne zusammen. Das Tier in ihm brüllte lauter als je zuvor. Er ballte die Hände zu Fäusten und spürte, wie sich Krallen in seine Handballen gruben.
    Nein, nein, nein , dachte er. Nicht so, nicht jetzt.
    Er sprang auf, hielt sein Gesicht in den Regen, trank kaltes, süßes Wasser und wusch sich den Essiggeruch vom Körper. Das Tier brüllte und tobte, aber nach einer Weile wurde es ruhig. Jonan atmete tief durch.
    »Bei allen Göttern und den Vergangenen. Wie hast du das denn gemacht?«
    Er fuhr herum. Das Tier in ihm knurrte. Nyrdok stand kopfschüttelnd neben ihm, den Blick auf den toten Nachtschatten gerichtet.
    Jonan fuhr sich mit der Hand über den rasierten Kopf. »Er war schon fast tot, als er mich angriff.« Er war ein schlechter Lügner, schlechter noch als Nyrdok.
    Der Soldat hob die Schultern. »Wenn du meinst.« Mit dem Schwert zeigte er auf Dogart, der bewusstlos in einer Pfütze lag. »Ich bringe ihn in die Festung. Wir haben den Befehl zum Rückzug erhalten.«
    »Lass nur, ich mach das schon«, sagte Jonan. Wieso kümmert mich das überhaupt? , fragte er sich, oder vielleicht war es das Tier, das ihn fragte. Er wusste es nicht.
    Nyrdok grinste. »Wenn du meinst«, wiederholte er.
    Jonan drehte sich um. Die Nachtschatten zogen sich in die Stadt zurück. Dutzende, vielleicht sogar Hunderte Tote lagen im Gras. Jonan sah Fell und Uniformen. Von den Magiern standen nur noch wenige. Die meisten waren erschöpft zusammengebrochen. Jonan fragte sich, wie lange sie das durchhalten konnten.
    Über ihm klarte der Himmel auf. Die Sonne hing rot über dem Horizont. Die Bogenschützen auf den Türmen blickten auf den Hügel hinab. Jonan senkte den Kopf, warf sich Dogart über die Schulter und ging zurück zur Festung.

 
Kapitel 2
     
    Wer einmal einen Winter in Somerstorm erlebt hat, wird nie wieder über das Wetter klagen.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »In dem neuen Stollen stoßen wir ständig auf Wasser«, sagte Maccus, der Bergmann. »Ich glaube, der Fluss unterspült den ganzen Berg, Minherr.«
    Gerit betrachtete den Fels und die Goldader, die ihn durchzog. Wasser lief in langen Bahnen darüber und sammelte sich am Boden. »Ist das gefährlich?«
    Maccus neigte den Kopf. »Hier unten ist alles gefährlich, Minherr. Je tiefer wir in den Berg vorstoßen, desto sandiger und feuchter wird der Boden. Noch können wir die Stollen abstützen, aber ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht.«
    Er sah sich um, Gerit ebenfalls. Sie waren allein in dem schmalen Gang. Trotzdem flüsterte Maccus, als er weitersprach. »Habt Ihr den Nachtschatten von der Höhle erzählt, Minherr?«
    »Nein.« Die Höhle war ein Geheimnis zwischen ihm, Maccus und Burek, dem Arbeiter, der zufällig darauf gestoßen war. Gerit wollte nicht, dass Nebelläufer und die anderen Nachtschatten davon erfuhren. Es war ihm wichtig, dass es etwas in Somerstorm gab, was er wusste und sie nicht.
    Maccus kratzte sich am Hals. Eine grauschwarze Schicht bedeckte seine Haut und seine dicke Winterkleidung. Es war kalt in den Stollen. »Vielleicht wäre es besser, wenn sie davon wüssten, Minherr«,
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