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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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Händen.
    Der Mann lächelte, und erst später, als der Junge spürte, wie seine Seele befreit wurde und die kühlen Finger der Frau ihn geradezu besessen machten, verstand er: Sie waren nicht mehr gottlos.

1

Die Stadt Salmut, Saranthium
    S haan konnte ihren linken Arm nicht richtig durchs Wasser ziehen. Er trieb von ihrem Körper weg wie Seetang, als sie versuchte, einen Schwimmzug vorwärts zu machen. Sie ächzte, zwang ihren Arm über die Wasseroberfläche und ließ ihn dann spritzend wieder versinken; Schmerz breitete sich von ihrer Schulter bis in die Finger aus.
    »Noch einmal«, sagte Tallis. Er stand neben ihr bis zur Taille im Wasser, eine Hand unter ihrem Bauch, um sie oben zu halten. »Mach es noch einmal und benutze diesmal deine Schultermuskeln. Hör auf, deinen Arm aus dem Rücken heraus vorschnellen zu lassen.«
    »Das habe ich nicht getan«, sagte sie.
    »Hast du doch, ich konnte es spüren. Diesmal werde ich loslassen. Jetzt – tritt zu.« Seine Hand verschwand, und Shaan ging unter. Salzwasser stieg ihr in Nase und Mund, als sie zu fluchen versuchte.
    Sie sah den Meeresgrund unter sich, Sand, der von Tallis’ Füßen aufgewirbelt wurde, als er zurücktrat. In ihrer Wut trat sie hart zu und zog sich mit dem gesunden rechten Arm nach vorn. Ihr linkes Bein konnte nicht mithalten, und sie trieb im Kreis zu ihrem Bruder zurück, so dass sie seine Hüfte rammte. Er zog sie an die Oberfläche.
    »Dungschnäuziger Muthuhirte!« Sie packte ihn am Unterarm, zog sich hoch und spuckte Meerwasser.
    »Verteile dein Gewicht auf beide Beine«, sagte Tallis.
    »Das tue ich.«
    Er hielt ihre Ellenbogen, um sie zu stützen, als sie sich das Haar aus dem Gesicht strich und sich das Wasser aus den Augen rieb. »Tust du nicht. Das merke ich«, sagte er.
    »Na gut!« Shaan ließ zu, dass sich ihr Gewicht auf den linken Fuß verlagerte. Ein dumpfer Schmerz sagte ihr, dass die Muskeln die Last aufnahmen, unterstützt vom Auftrieb des Wassers. Einen Moment lang hielt sie sich am Arm ihres Bruders fest und sah auf ihre Füße unter Wasser hinab, während der Sand in der Strömung forttrieb und das Meer wieder klar wurde.
    Hinter ihnen brandeten die Wellen an den Strand, und Shaan konnte gerade eben die gedämpften Rufe von Reitern bei ihren Waffenübungen von den Klippen oberhalb herabschallen hören. Sie kamen nun schon eine Woche lang jeden Tag kurz nach Sonnenaufgang hierher, um in der geschützten Bucht unterhalb der Drachenanlage zu schwimmen. Es tat weh – es war qualvoll –, aber sie musste zugeben, dass es wirkte. Sie konnte jetzt gehen, und ihr linker Arm gewann Kraft und Beweglichkeit zurück.
    Sie sah Tallis an. »Ich bin fertig«, sagte sie, und er lächelte.
    »In Ordnung, das ist für heute genug, denke ich, aber morgen schwimmen wir zu dem Felsen da hinaus.« Er wies auf einen einsamen roten Felsen, der mitten in der Bucht aus dem Wasser ragte.
    »Ich hasse dich«, sagte sie.
    »Ich weiß. Komm schon.« Er ließ ihren Arm los und stupste sie, zwang sie, allein zum Strand zurückzugehen.
    Shaan seufzte und watete durchs Wasser; ihr Bein schmerzte, als sie sich vorwärtsschob. Eine kleine Welle bildete sich, und mit einem listigen Blick auf ihren Bruder ließ sie sich vornüberfallen und vom Wasser ans Ufer tragen.
    »Du schummelst!«, rief Tallis.
    »Dungschnauze!«, rief sie zurück. Ihr Bauch stieß auf den Strand, und sie lag in der Brandung und wartete darauf, dass er sie einholte. Sandiges Wasser spülte bis zu ihrer Taille hoch und strömte wieder fort, hinterließ Sandkörner, die sich in ihren kurzen Hosen festsetzten. Sie schloss die Augen und öffnete sie dann fast sofort wieder, da die Entspannung sie in den Schlaf zu ziehen drohte. Nein, Schlaf war keine gute Idee. Sie rollte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel hinauf. Die Regenzeit machte ihn zu einer eintönigen Masse tiefhängender Wolken; die Luft war schwer vor Feuchtigkeit. Shaan blinzelte sich Wasser aus den Augen und versuchte, nicht an die Träume zu denken, die wieder begonnen hatten: die Dunkelheit, den Schmerz des Steins, der sie versengte, und Azoth, dessen Finger sich auf ihrer Haut so echt anfühlten … Zu echt. Sie rieb sich die Arme.
    »Frierst du?« Tallis war aus dem Wasser gekommen und stand über sie gebeugt da; Wassertropfen besprenkelten ihr Gesicht.
    »Nein.« Sie winkte ihm, Abstand zu halten. »Hör auf zu tropfen.«
    »Du bist schon nass.« Er schüttelte den Kopf und verspritzte mehr Wasser, während
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