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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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Jareds Haut berührte und er zu schreien begann.
    Zeugin , flüsterten die Geister, und Verzweiflung überkam Alterin.
    Paretim und Fortuse waren schon fünf Tage lang durch die Berge gereist, als sie ein abgeschiedenes Dorf erreichten. Die Siedlung war klein: kaum mehr als hundert Einwohner. Die Wälder, von denen sie umgeben war, waren hoch und uralt, und die Straße, die hindurchführte, war wenig begangen. Die Dorfleute hatten sich daran gewöhnt, einfach zu leben, und stellten wenige Fragen über das, was jenseits der Laternen vorging, die die Grenze ihres Städtchens markierten.
    Der magere Jugendliche, der die Theke im Dorfkrug wischte, war der Erste, der sie sah, als sie durch die Tür kamen. Er hatte schon früher Fremde gesehen, aber meistens im Wald, flüchtige Schatten, die er aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Diese beiden waren anders. Das sah er an der Art, wie der Mann sich ohne zu blinzeln in dem kleinen Raum umschaute. Er roch es an der völligen Abwesenheit von Schweiß, den man an Reisenden hätte erwarten sollen, aber vor allem spürte er es an dem schwachen Prickeln, das ihm die Wirbelsäule hinauflief. Er hatte einen anderen wie ihn zehn Tage zuvor in den Wäldern gesehen, als er draußen gewesen war, um die Ziegen heimzutreiben: einen Mann, hochgewachsen und leichtfüßig, mit kurzem, weißem Haar. Er hatte einen Blick darauf erhascht, wie er flink wie ein Hirsch zwischen den Bäumen hindurchgerannt war. Der Junge erinnerte sich, dass er damals denselben Gedanken gehabt hatte, der ihm jetzt kam: unnatürlich.
    Er beobachtete, wie der Wirt auf sie zutrat. An der Art, wie Kreegan sich die Vorderseite des Hemds immer wieder abwischte, als hätte er etwas darauf verschüttet, erkannte er, wie nervös er war.
    Der Mann sagte etwas, das der Junge nicht hören konnte, und wenn er redete, sah er an Kreegan vorbei, als ob er mehr mit sich selbst als mit einer anderen Person sprach. So, als sei Kreegan ein Pfosten oder ein Hund.
    Die Frau, die neben ihm stand, war die schönste Frau, die der Junge je gesehen hatte. Sie war beinahe so groß wie der Mann und hatte langes, lockiges rotes Haar, Lippen, die voll wie wilde Beeren waren, und Brüste, die sich blass und gerundet aus dem eckigen Ausschnitt ihres Kleids hervorwölbten. Aber irgendetwas an ihr ließ seine Eier den Wunsch verspüren, sich möglichst weit nach oben in seinen Körper hinein zu verkriechen. Er wischte weiter die Theke ab und hoffte, dass sie nicht mit ihm sprechen wollen würden, spürte aber dann, dass der Mann vor ihm stand.
    Er sah auf und hielt inne; das in einer Faust zusammengeknüllte Tuch sog den plötzlichen Schweiß seiner Handfläche auf.
    Der Fremde lächelte und musterte ihn aus funkelnden, blauen Augen. »Du hast schon einen anderen herkommen sehen.«
    Es war keine Frage, und der Junge wusste, dass dieser Mann es wissen würde, wenn er ihn belog. Er leckte sich die Lippen ab und wünschte, jemand anders wäre an jenem Tag die Ziegen holen gegangen, etwa der dicke Dewy, der Sohn des Schmieds, oder dieser Knirps Geffin.
    Der Fremde musterte ihn, ohne zu blinzeln, und hinter ihm starrte die Frau das Stroh auf dem Boden und die rauchgeschwärzten Wände an, als hätte sie so etwas noch nie gesehen. Er schluckte.
    »Ich hab im Wald einen Mann gesehen«, sagte er, räusperte sich und fügte dann hinzu: »Er ist gerannt.« Er wusste nicht, ob das wichtig war, aber er sagte es einfach.
    Der hochgewachsene, dunkelhaarige Fremde nickte. »Ja. In welche Richtung?«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Nach Süden, schätze ich. Bergab.«
    Der Mann stieß ein Lachen aus, kurz wie ein Husten, und sah sich nach der Frau um, als teile er einen Scherz mit ihr. Die Frau lächelte, und der Junge bemerkte mit einem Schlag, dass ihre Augen immer wieder die Farbe wechselten: Erst grau, dann grün, und als sie ihn direkt ansah, wurden sie blau, genau wie die des Mannes.
    Er wich zurück, bis er das Regal hinter sich spüren konnte, und war froh über die Theke, die sie voneinander trennte. Er sah zu Kreegan hinüber, aber der Wirt starrte sie alle nur an, als würde er zusehen, wie sein Haus abbrannte.
    Der Junge fragte sich, wer sie waren, warum sie hier waren. Der seltsame Mann hörte auf zu lachen und wandte sich ihm abrupt wieder zu, als hätte er seinen Gedanken gehört. Er sah ihn einen Moment lang an und sagte dann: »Wir sind gekommen, um euch zu retten.«
    »Wovor?«, fragte der Junge und verdrehte den Wischlappen zwischen den
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