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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand
Autoren: Julie Peters
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ein Kind zu zeugen, hatte er ihr vorgeworfen, es müsse ja an ihr liegen. Sie hatte darauf verletzt reagiert, welche Frau täte das nicht?
    Und jetzt war seine Geliebte schwanger.
    Lag es wohl doch an ihr, dass sie nicht schwanger wurde.
    Sie schüttelte heftig den Kopf und rieb die Nase an der Schulter, um nicht loszuweinen.
    «Wir haben das nicht gewollt, es ist einfach passiert. Und es war wirklich vorbei. Als sie zu mir kam, wollte ich nichts davon hören. Es ist mir egal, dass sie ein Kind bekommt. Es könnte … Meine Güte, wenn’s nach mir ginge, könnte das Kind von sonst wem sein. Ich fühle mich ihr nicht verpflichtet, und das habe ich ihr genau so gesagt. Seitdem hat sie sich von mir zurückgezogen, und …» Er verstummte. Als ginge ihm jetzt erst auf, warum sie das getan hatte.
    Sie hatte ihn in Sicherheit gewiegt. Er hatte geglaubt, damit sei er aus dem Schneider.
    Weil er nichts sagte, blickte sie auf. Michael zuckte mit den Schultern. «Und jetzt das.»
    «Das ändert alles, verstehst du? Du kannst dich nicht aus der Verantwortung stehlen. Sie bekommt ein Kind von dir. Das hast du dir doch immer gewünscht, nicht wahr? Ein Kind. Familie. Sie bietet dir das.»
    «Was genau hat sie … ich meine, woher weißt du das alles?»
    Schweigend ging sie in die Küche und holte den Brief.
    Sie kannte ihn inzwischen fast auswendig.
    Liebe Frau Franck,
    Sie kennen mich nicht, und das ist auch ganz gut so.
    Ich möchte Sie bitten, Michael freizugeben. Sie kennen ihn und wissen genauso gut wie ich, was er will. Anbei finden Sie mein Argument.
    Mit freundlichen Grüßen
    Sabina Dahlmeyer
    «Wir wissen beide, warum sie das tut.» Michael gab ihr den Brief zurück, aber Amelie verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Sie versucht, uns auseinanderzutreiben. Aber du musst mir glauben … Ich will das nicht. Ich will sie nicht, und was ihr Kind angeht …»
    «Für euer Kind wirst du zahlen müssen.» Es ging ihr nicht ums Geld, aber im Moment war der finanzielle Aspekt das Einzige, was sie noch ins Feld führen konnte.
    «Ja, meinetwegen. Dann zahle ich eben für das Kind. Aber bitte glaub mir, dass das alles nichts mit uns zu tun hat.»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Komm bitte wieder mit nach Hause. Am … Ich brauche dich.»
    «Aber ich brauche dich im Moment nicht.»
    Er ließ die Arme sinken. Seine Hilflosigkeit hätte sie unter anderen Umständen gerührt. Jetzt fand sie sie einfach nur anstrengend.
    «Und was machst du? Wo willst du hin?»
    «Ich fahre weg. Nach Pembroke. Ich muss an dem Buch arbeiten, und vielleicht tut uns der Abstand gut.»
    «Du willst mich verlassen.»
    Gestern hätte sie darauf noch mit einem sehr deutlichen Ja antworten können. Heute sah es anders aus. Sie wäre so gern davon überzeugt gewesen, dass eine Trennung das einzig Richtige für beide war.
    Aber sie liebte ihn. Sie wollte die guten Jahre nicht einfach wegwerfen. Das machte man nicht. Anständige Leute rauften sich wieder zusammen, oder?
    Dieser Brief wühlte alles auf: Seine Affäre, sein Fremdgehen – wie auch immer er es nannte, war egal, das Ergebnis blieb dasselbe – erschütterten sie. Daran gab es nichts zu rütteln. Ebenso wenig an ihrem Entschluss, nach Pembroke zu fahren.
    Es war eine spontane Entscheidung, gegen jede Vernunft. Sie hatte die Recherchereise nach Pembroke erst für den Herbst geplant. Nach der Hochzeit.
    «Geh jetzt bitte, Michael.»
    Er schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann seufzte er. «Darf ich dich anrufen? Dir Mails schreiben?»
    Sie zuckte mit den Schultern. «Mails sind okay.» Sie musste sie ja nicht lesen.
    «Viel Glück.»
    Er kam zu ihr und wollte sie umarmen, aber sie drehte sich halb weg und hob abwehrend die Schultern. Dann hörte sie die Wohnungstür, die er ganz behutsam ins Schloss zog.
    Sie setzte sich aufs Bett und wollte weinen.
    Keine Tränen. In ihr war nur eine kalte Stille, an die sie sich klammerte. Das ist gut, dachte sie. Wenn ich nicht zu viel spüre, fällt es mir leichter, zu gehen.
    Sie schrieb ihrer Mutter einen Zettel, ging noch mal ins Internet und recherchierte Fährverbindungen nach England. Das Navigationsgerät lag daheim, aber mit ihrem Smartphone konnte sie immerhin grob die Richtung anpeilen. Es war vermutlich zu spät, um heute noch nach Pembroke zu gelangen.
    Vielleicht übernachtete sie unterwegs irgendwo.
    Die Vorstellung, bis auf weiteres die Nächte allein zu verbringen, war vielleicht das Schlimmste an dieser Trennung.
    Entschlossen packte sie
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