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Der verflixte Bahnhofsbau

Der verflixte Bahnhofsbau

Titel: Der verflixte Bahnhofsbau
Autoren: Werner Schrader
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verbrannt sein?
    Henner Blau ist der einzige, der auch an sie denkt. Er läßt sich vom Feuerwehrhauptmann mit Wasser bespritzen. Seine Hose, sein Hemd, sein Kopf sind patschnaß. Dann bindet er sich ein nasses Tuch vor Mund und Nase. Er wirft sich ein Seil über die Schulter, die Wäscheleine aus Knöters Garten, und stürmt in vollem Lauf die brennende Treppe hinauf. Die Leute vor dem Haus machen große Augen. Da kracht und poltert es laut. Die Treppe ist zusammengebrochen. Ob Henner Blau noch heil nach oben gekommen ist? fragen sich die Leute ängstlich. Da taucht sein Kopf am Fenster auf. Er lebt!
    Ohne sich um die Flammen hinter seinem Rücken zu kümmern, läßt er eins der beiden Kinder an dem Seil herunter.
    Das Kind hängt daran wie ein Fisch an der Angel. Unten wird es vom Pastor abgenommen. Henner zieht das Seil wieder nach oben, und schon schwebt das zweite Kind herab, das kleine, das noch nicht zwei Jahre alt ist. Frau Knöter, inzwischen zurückgekommen, drückt ihre Kinder überglücklich an sich. Die Hasenkrüger klatschen, und Frau Nasenblum ruft: „Es lebe Henner Blau!“
    Aber mit seinem Leben ist das noch so eine Sache. Erst einmal muß er da oben herunter, bevor er weiterleben kann. Aber wie? Die Treppe ist ausgebrannt, und das Seil ist für ihn zu schwach.
    „Das Sprungtuch!“ ruft Frau Nasenblum. „Wirmüssendas Sprungtuch haben!“
    Das ist die Lösung! Einige Männer laufen ins Spritzenhaus und holen das große weiße Tuch. Sie stellen sich im Kreis auf, und der Feuerwehrhauptmann befiehlt: „Hebt an!“
    Das Tuch strafft sich. Henner Blau erkennt, was er tun soll. Er besinnt sich nicht lange, denn schon lodern hinter ihm die Flammen. Er springt, zieht die Beine an und landet genau mitten auf dem Tuch. Plumps! Gerettet!
    Aber was ist das? Die Männer fallen nach allen Seiten um, das Tuch ist zerrissen, und der Räuber liegt bewegungslos am Boden.
    Natürlich, in einem Spritzenhaus,, in dem die Maschinen verrosten und die Schläuche verfaulen, kann auch ein Sprungtuch nicht gesund bleiben.
    Frau Nasenblum und Herr Lubesam bemühen sich um den verletzten Räuber. Er wird in das Gasthaus getragen und dort in einem Fremdenzimmer ins Bett gelegt. Der dicke Fidi selbst radelt nach Mückental, um einen Arzt zu holen.
    Draußen wird der Brand weiter bekämpft.
    Nach zwei Stunden harter Arbeit ist das Feuer unter dem gewaltigen Wasserandrang müde geworden und verlischt. Die Mansarde und das obere Stockwerk des Hauses sind völlig ausgebrannt. Aber das Erdgeschoß mit all den vielen Waren ist unversehrt. Nur die herabgestürzte Treppe hat einigen Schaden getan.
    Die freiwilligen Helfer atmen auf. Sie wischen sich den Schweiß von der Stirn und rollen ihre Schläuche zusammen. Die Feier ist vorbei!
    Langsam verläuft sich die Menge der Zuschauer. Von dem großen Erlebnis müde, suchen sie ihr Bett auf. Keiner schließt die Haustür ab. Warum auch? Der Räuber aus dem Brakenbusch liegt mit gebrochenem Bein beim dicken Fidi im Bett. Bis der wieder laufen kann, vergehen mindestens acht Wochen. Das hat der Arzt aus Mückental jedenfalls gesagt.

     
     

DAS ZEHNTE KAPITEL
     

O weh, es gibt in Hasenkrug
    noch viel mehr Diebe als genug.
     
    In den nächsten Tagen wird bei Kaufmann Knöter aufgeräumt. Alle Männer helfen mit. Selbst Tatta Knobel steht auf der Leiter und erteilt Befehle. Nebenbei versucht er herauszufinden, wie, der Brand entstanden ist. Er macht ein wichtiges Gesicht und durchwühlt die Aschereste mit einem langen Stock. Dabei übersieht er, wie der kleine Fidi, der ja auch überall seine Nase hineinstecken muß, den Rest einer Feuerwerksrakete, die er abgeschossen hat, in seiner Hosentasche verschwinden läßt. Tatta Knobel bemerkt das nicht, und darum behauptet er, der Brand sei durch die übergroße Hitze der letzten Tage von selbst ausgebrochen.
    Die Männer, die das Haus wieder aufbauen, kümmern sich nicht um die Brandursache. Sie werfen die verkohlten Balken und die verbrannten Möbel hinunter, beginnen zu mauern, errichten den Dachstuhl neu und haben alle Hände voll zu tun. Da sie arbeiten, als ob es um ihr eigenes Haus ginge, kann nach drei Wochen schon das Dach gedeckt werden.
    Just für den Tag hat der Bürgermeister die klugen Männer zum „Dicken Fidi“ bestellt. Nun sitzen sie um den großen runden Tisch, haben jeder ein Glas Bier vor sich stehen und sehen ihr Oberhaupt erwartungsvoll an, das, wie es scheint, mit Wut und Ärger bis zum Hals aufgeladen ist.
    Nur
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