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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel
Autoren: Ralf Isau
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lange genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was mit dem Ei geschehen soll. Ich merke doch, wie er bereits von deinem Geist Besitz ergreift. In der Halle der Sieben Goldenen Sphären hat nur dein unbeugsamer Wille ihn besiegt, weil du dein Inneres vor ihm abgeschottet hast. Das ist der Schlüssel gewesen, nach dem wir so lange in deiner Geschichte gesucht haben. Mach jetzt nicht alles kaputt, indem du mit dir dasselbe anstellen lässt, was er mit Poseidonios gemacht hat.«
    »Das bildest du dir doch ein.« Trotzig warf er sich den Rucksack über die Schulter. In seinen Augen blitzte ein Verlangen auf, das ihr Angst machte.
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Wir haben gesagt, wir machen einen letzten Test. Wir lassen den Mechanismus im Fabergé-Ei und gucken, wie Doktor Unruh reagiert. Hast du nicht gesehen, wie er sich verändert hat? Fünf Millionen Euro will er uns geben! Glaube mir, das ist nicht er, der da spricht.«
    »Nicht?«, fragte der Juwelier irritiert. Seine Augen rollten, als suche er in seinem Innern nach einem Untermieter.
    Theo zögerte immer noch.
    »Wenn du es nicht tust«, sagte Sophia und griff beherzt in den Rucksack, »dann muss ich es eben tun.«
    Sie machte mit dem Weltenei zwei schnelle Schritte auf das offene Fenster zu und warf es auf die Straße hinaus.
    Mekanis zersprang überraschend leise in seine Einzelteile.
    Gefühlsausbrüche unterschiedlichster Art hallten durchs Büro.
    Lykos jaulte auf.
    Lotta hieb sich mit der Faust in die hohle Hand und freute sich. »Ha! Das wurde aber auch Zeit!«
    Unruh klang eher entsetzt. »Das glaub ich nicht, wie konntest du das machen!«
    Theo voller Vorwurf: »Weißt du, was du da gerade getan hast? Du hast Thaurin umgebracht!«
    Nur Sophia blieb leise. »Die Gefährten, die du gekannt hast, existieren nur noch in unserer Erinnerung. Aber da werden sie leben, so lange du es willst.«
    Mit einem Mal schien ein Bann von Theo und dem Juwelier abzufallen und damit auch ihre Anspannung. Sie sanken regelrecht in sich zusammen. Die Gier, die eben noch in ihren Blicken gefunkelt hatte, wich Verwirrung, und aus der Verbissenheit wurde Scham.
    »Habe ich dir gerade für eine Messinguhr fünf Millionen Euro angeboten?«, fragte Unruh benommen.
    Sophia merkte, wie die Nervosität von ihr wich. Mit einem Mal musste sie lächeln. »Ja, aber das waren nicht Sie selbst.« Sie spürte, wie Theo ihre Hand ergriff, und wandte sich ihm zu.
    »Es tut mir leid, Sophia, dass ich mich in den letzten Tagen so unmöglich aufgeführt habe. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist … Nein. Eigentlich weiß ich es genau! Du hattest recht: Er war drauf und dran, sich in meinem Sinn festzusetzen.«
    »Dürfte man fragen, wer er ist?«, erkundigte sich Unruh.
    »Nein!«, sagten Sophia, Theo und Lotta im Chor. Zugleich bellte Lykos, und man hätte meinen können, es habe ebenfalls wie ein Nein geklungen.
    Der Juwelier zog den Kopf ein. »Schon gut. Ist sicher auch nicht so wichtig.«
    Lotta stemmte ihre Knöchel auf Unruhs Schreibtisch. »Sagen Sie mal, Doktorchen: In Luzern vertrage ich momentan das Klima nicht. Und da die alte Uhr zerstört ist, bleibt nur noch die alte Meisterin übrig. Wie wär’s? Hätten Sie für eine erfahrene Uhrmacherin und Goldschmiedin Verwendung? Die Kollins haben den Namen Fabergé schließlich groß gemacht. Vielleicht hätte ich den einen oder anderen Tipp für Sie.«
    Unruhs Miene entspannte sich. Er streckte Lotta über den Tisch hinweg die Hand entgegen. »Darüber lässt sich reden.«
    Lykos lag ruhig am Flussufer und blickte auf die Enz hinaus, wo eine Entenmutter mit ihren Küken durchs sprudelnde Wasser pflügte. Abgesehen von seiner enormen Größe fiel der falsche Wolfshund kaum auf.
    »Ich glaube, er findet allmählich Freude an der ›albernen Maskerade‹«, sagte Theo. Er und Sophia saßen ein paar Schritte hinter dem Wolf auf einer Bank. Lotta war noch in der Firma geblieben. Sie hatte mit Doktor Unruh sofort begonnen, Pläne für die Zukunft zu schmieden.
    Sophia nickte lächelnd.
    »Wie fandest du meinen Wurf?«, fragte Theo.
    »In der Halle der Sieben Goldenen Sphären? Absolute Weltklasse!«
    Er wackelte mit dem Kopf hin und her. »Vielleicht war es nur Glück und hatte überhaupt nichts mit meinem siegreichen Willen zu tun. Immerhin waren die Sphären riesig und das Horn nur … Was ist?«, stutzte er.
    Sophia sah ihn zornig an. »Geht das schon wieder los! Du hast wohl Thaurins Worte vergessen, als er dir sein
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