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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort
Autoren: Fred Vargas
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den Zeitungen erschienenen Bilder von Zerk an sich vorüberziehen, und auf einmal wurde ihm klar, warum ihm dieses Gesicht so vertraut erschienen war. Es war die Wahrheit, die schockierende Wahrheit.
    »Nicht weiter aufregend, Commandant. Geben Sie mir Émile.«
    Wortlos reichte Danglard das Telefon Émile, der sich ein wenig Richtung Tür entfernte.
    »Dein Kollege ist ein Idiot«, sagte Émile. »Das ist keine blaue Anstecknadel, es ist meine Schneckengabel. Ich habe sie mir aus der Villa geholt.«
    »Aus Nostalgie?«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine Sache, die du mit mir regeln willst?«, fragte Adamsberg und richtete sich auf.
    »Ich hab mal überschlagen. Ich komme auf neunhundertsiebenunddreißig Euro. Jetzt, wo ich reich bin, kann ich sie zurückerstatten, und du sagst: Schwamm drüber. Als Gegenleistung für den Liebesbrief und die Kellertür. Wär das okay?«
    »Schwamm über was?«
    »Über die Scheinchen, Herrgott. Mal hier einen, mal da einen, das machte am Ende neunhundertsiebenunddreißig. Ich habe Buch darüber geführt.«
    »Jetzt versteh ich, Émile. Also, zum einen sind mir deine Scheine vollkommen egal, das sagte ich dir schon. Zum anderen ist es dafür zu spät. Ich denke nicht, dass Pierre junior, dem du die Hälfte seines Vermögens wegschnappst, sehr glücklich darüber sein wird, wenn er erfährt, dass du seinen Vater beklaut hast und er nun neunhundertsiebenunddreißig Euro von dir zurückbekommt.«
    »Ja«, sagte Émile nachdenklich.
    »Also behältst du sie, und kein Wort mehr darüber.«
    »Kapiert«, sagte Émile, und Adamsberg dachte, dass er diesen Tick von André, dem Pfleger im Krankenhaus von Châteaudun, übernommen haben musste.
     
    »Du hast noch einen anderen Sohn?«, fragte Zerk, als er in den Wagen stieg.
    »Einen ganz kleinen«, erwiderte Adamsberg und breitete die Hände aus, als ob sein Alter die Tatsache verharmlosen könnte.
    »Stört es dich?«
    »Nein.«
    Zerk war ein umgänglicher Typ, kein Zweifel.

49
     
    Der Himmel über dem Justizpalast war wolkenverhangen, was in diesem Fall sehr gut zum Ort passte. Adamsberg und Danglard saßen auf der Kaffeeterrasse gegenüber und warteten auf den Ausgang des Prozesses der Tochter von Mordent. Es war zehn vor elf auf Danglards Uhr. Adamsberg betrachtete die sorgfältig restaurierten Goldbemalungen auf dem Palast.
    »Wenn man das Gold abkratzt, was findet man darunter, Danglard?«
    »Die Schuppen der großen Schlange, würde Nolet sagen.«
    »Und direkt an die Sainte-Chapelle geklebt. Das passt nicht gut zusammen.«
    »Und auch wieder nicht so schlecht. Es sind zwei Kapellen übereinander, und sie sind vollkommen getrennt. Die untere Kapelle war den Leuten aus dem niederen Volk vorbehalten, die hohe Oberkapelle dem König und seinem Gefolge. Wir kommen immer wieder an diesen Punkt.«
    »Die große Schlange ging also schon im 14. Jahrhundert dort um«, sagte Adamsberg und sah zur gotischen Turmspitze hinauf.
    »Im dreizehnten«, korrigierte Danglard. »Pierre de Montreuil ließ sie zwischen 1242 und 1248 erbauen.«
    »Haben Sie Nolet erreicht?«
    »Ja. Der Schulkamerad war in der Tat Trauzeuge bei der Heirat von Emma Carnot und einem vierundzwanzigjährigen jungen Mann, Paul de Josselin Cressent, im Standesamt von Auxerre vor neunundzwanzig Jahren. Emma war verrückt nach ihm, und ihre Mutter war geschmeichelt von der Adelspartikel, aber sie hat auch gesagt, Paul wäre einer von diesen neurotischen, degenerierten Adelssprösslingen gewesen. Die Ehe hat keine drei Jahre gehalten. Kinder sind nicht daraus hervorgegangen.«
    »Ein Glück. Josselin hätte keinen guten Vater abgegeben.«
    Danglard ging nicht darauf ein. Er wartete lieber, bis er Zerk kennenlernen würde.
    »Und es hätte einen weiteren kleinen Paole in der Landschaft gegeben«, fuhr Adamsberg fort, »und wer weiß, was der sich vorgestellt hätte. Doch nein. Die Paoles gehen ab, der Doktor hat es gesagt.«
    »Ich werde zu Radstock fahren und ihm beim Sortieren der Füße helfen. Anschließend nehme ich acht Tage Urlaub.«
    »Zum Angeln im See?«
    »Nein«, sagte Danglard ausweichend. »Ich gedenke in London zu bleiben.«
    »Ein eher abstraktes Programm, also.«
    »Ja.«
    »Wenn Mordent seine Tochter wiederhat, das heißt heute Abend, werden wir die Schlammlawine des Falls Emma Carnot losbrechen lassen. Sie wird vom Conseil d’État niederstürzen zum Kassationshof, dann zur Staatsanwaltschaft, dann zum Gerichtshof in Gavernan, und dort wird sie zum Stehen kommen.
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