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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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war schmutzig, und auch ihre Schuhe hätten gesäubert werden müssen.
    Sie neigte sich vor und zog eine Schublade auf. Plötzlich bekam Ian einen trockenen Mund. Mein Gott, was für ein Anblick! Die entzückenden Rundungen zeichneten sich deutlich unter dem dünnen Musselin ab. Natürlich war es ungehörig, sie anzustarren, aber wie hätte er das verhindern können? Sie mochte noch jung sein, hatte indes bereits eine gut proportionierte Figur, um die jede Kurtisane sie beneidet hätte. Kein Wunder, dass Mr. Winston sie angaffte.
    Es bedurfte aller Selbstbeherrschung, die Augen von ihr zu wenden und im Gang nach einer anderen offenen Tür zu suchen. Alle waren geschlossen. Ian wollte die junge Dame um Auskunft bitten und räusperte sich.
    Er bemerkte, dass sie etwas mit den von ihren Brüdern erwähnten tintenfleckigen Fingern niederschrieb. Im gleichen Moment sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen: „Kommen Sie herein, Sir. Ich muss nur noch diese kleine Korrektur machen. Dann können Sie den Artikel haben.“
    Zwei Dinge fielen Ian sofort auf. Zum einen ließ der ruhige, selbstsichere Klang der Stimme vermuten, dass die Frau nicht so jung war, wie er angenommen hatte. Zum anderen erwartete sie offenkundig jemanden.
    Mr. Winston.
    Verdammt! Im Stillen verfluchte Ian seine Begriffsstutzigkeit. Lord X war eine Frau.

3. KAPITEL
    Eine gewisse Dame sollte sich des Verhältnisses bewusst sein, das ihr Gatte mit einer Opernsängerin hat, die für ihre Habgier und ihr steinernes Herz berüchtigt ist. Gerüchten zufolge soll die Singdrossel es auf ein Schloss abgesehen haben. Angeblich würde sie nicht zögern, ihren Liebhaber vom Dienst im Wassergraben zu ertränken, nur um den Besitz zu bekommen.
    Lord X in der Evening Gazette vom 8. Dezember 1820
    Felicity strich ein Wort aus und schrieb ein anderes an den Rand des Manuskripts. „Es tut mir Leid, dass ich noch nicht fertig war“, sagte sie, während sie es nach anderen Fehlem absuchte. „Ich habe einen hektischen Vormittag hinter mir.“ „Lassen Sie sich Zeit, Madam“, erwiderte eine sonore Männerstimme. „Ich genieße den Anblick.“
    Kaum hatte Felicity die Anzüglichkeit begriffen, wirbelte sie in der Absicht herum, Mr. Pilkingtons neuem Angestellten eine ebenso scharfe Abfuhr zu erteilen wie Mr. Winston bei seinem ersten Besuch. Dann erstarrte sie. Der Mann, der vor der Tür im Gang stand und sie kühl und gelassen anschaute, war keinesfalls ein Mitarbeiter der Evening Gazette.
    Viscount St. Clair! Sie hätte ihn überall erkannt.
    Der Teufel sollte ihn holen! Wieso war er hier? Mrs. Box hatte ihn eindeutig für Mr. Pilkingtons Angestellten gehalten und heraufgelassen. Aber diese Tatsache erklärte nicht, warum er ihr einen Besuch abstattete.
    Ein Lächeln lag um seine Lippen. Seine Miene jedoch ließ nicht erkennen, warum er hergekommen war. Er betrat den Raum. „Ich nehme an, Sie wissen, wer ich bin.“
    Natürlich wusste Felicity das. Wenngleich sie ihn noch nie aus dieser Nähe gesehen hatte, war er ihr bei zahlreichen gesellschaftlichen Anlässen aufgefallen. Wer hätte einen solchen Mann nicht bemerkt, der beinahe doppelt so groß war wie einer der Drillinge? Außerdem hatte er eine imposante Figur, die durch die modische, jedoch nicht dandyhafte Kleidung betont wurde. Der Anblick seines scharf geschnittenen Gesichts führte überall, wo er anzutreffen war, zu Bemerkungen über ihn, insbesondere, weil er den dunklen Teint seiner spanischen Mutter geerbt hatte.
    Ganz zu schweigen von seinen Augen, die beinahe schwarz wie Tinte waren. Man bezeichnete sie nicht umsonst als die „Augen des Teufels“. Frauen wichen entweder vor seinem Blick zurück oder verloren sich in dessen Tiefen.
    Felicity rief sich zur Ordnung. Sie würde sich nicht in der Tiefe seines Blicks verlieren. Was stimmte plötzlich nicht mehr mit ihr?
    Ja, sie kannte ihn nur zu gut, nachdem sie ihm in der vergangenen Woche in der Waltham Street gefolgt war. Konnte das der Grund sein, weshalb er sie aufgesucht hatte? War er hier, weil sie ihn in ihrer in der letzten Woche erschienenen Kolumne erwähnt hatte?
    Aber er konnte unmöglich wissen, dass sie Lord X war. Mr. Pilkington achtete sehr gut darauf, dass ihre Identität nicht bekannt wurde. Lord St. Clair hatte auch keinen Anlass, sich gegen ihren Artikel zu verwahren. Männer seines Schlages hatten es gern, wenn ihre Mätressen öffentlich gepriesen wurden.
    Trotzdem durfte er die Wahrheit nicht erfahren. Rasch schob Felicity das
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