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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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Tintenflecke an den Fingern“, verkündete ein Drilling. „Sie schreibt nämlich . . .“
    „Ich habe dir gesagt, dass du still sein sollst, Georgie“, unterbrach der ältere Junge in strengem Ton. „Wir sollen nicht darüber reden. Sie hat gesagt, für eine Dame schicke es sich nicht, Geschichten zu verfassen.“
    Ian unterdrückte ein Lächeln. Er konnte sich die Schwester gut vorstellen. Bestimmt war sie eine angehende Romanschreiberin, etwa fünfzehn Jahre alt, die versuchte, ihrem Vater nachzueifern, wenngleich sie dabei die ihr anerzogenen Ermahnungen, sich wie eine Dame zu benehmen, nicht außer Acht ließ.
    Plötzlich erschien die Haushälterin auf dem oberen Treppenpodest. Als sie die Jungen sah, rief sie ihnen zu: „Hört auf, den Herrn zu belästigen, Kinder! “ Dann eilte sie ins Entree und erblickte den rasch schmelzenden Schneeklumpen, den die Kinder und der Besucher wie Ärzte das Bett eines in kritischem Zustand befindlichen Patienten umstanden.
    Sie furchte die Stirn und zwängte sich zwischen zwei Jungen durch. „Ich vermute, ihr habt den Schnee vom Balkon geholt, nicht wahr? Ich schwöre, der Weihnachtsmann wird euch in diesem Jahr nur Kohlen in eure Strümpfe stecken, vor allem dann, wenn er vor der Bescherung noch mit eurer Schwester gesprochen hat. “
    Die entsetzten Blicke, die die Drillinge sich zuwarfen, veranlassten Ian, sich schützend vor die Jungen zu stellen. „Einer der Lakaien kam ins Haus und hat eine Menge Schnee von seinem Mantel geschüttelt“, sagte er und hoffte, dass es irgendwo in diesem Haus männliche Bedienstete gab. „Ich wäre im Matsch ausgerutscht, hätten die Jungen mich nicht rechtzeitig gewarnt.“ Angesichts ihrer sich vor Dankbarkeit erhellenden Mienen fühlte er sich bemüßigt, seinen Gefühlsausbruch durch einen strengen Blick zu nivellieren. „Ich bin sicher, die Kinder werden an Ihrer Stelle aufwischen. Sie sind sehr hilfsbereit.“
    „Ja, das machen wir, nicht wahr?“ fragte der ältere Junge. „Oh ja! Wir wollen helfen.“
    „Fangen wir an.“
    „Wir machen das gleich.“
    „Also gut, Kinder“, sagte Mrs. Box mit zuckenden Mundwinkeln. „Ihr könnt aufwischen. James, hol einen Mopp. Du, Georgie, kannst den Eimer benutzen, den du schon in der Hand hast.“
    Sie schaute Ian an und lächelte breit. „Vielen Dank, Sir, für Ihr Verständnis. Manchmal sind die Kinder außer Rand und Band, aber wenn sie wollen, können sie sehr lieb sein.“ Er versuchte, sich das vorzustellen, vermochte es jedoch nicht. „Ich nehme an, dass Sie Mr. Winston nicht ausstehen können.“
    „Ehrlich gesagt, Sir, kann niemand von uns ihn leiden. Und da wir gerade von ihm reden, muss ich Ihnen mitteilen, dass der Artikel noch nicht ganz fertig ist. Sie können jedoch nach oben gehen und dort warten.“ Mrs. Box sah zu den Jungen hinüber, die mehr Schnee ausschütteten, als sie wegwischten. „Würde es Sie stören, Sir, allein nach oben zu gehen? Wenn ich die Schrecken von Taylor Hall nicht im Auge behalte, wird das Entree, wenn sie behaupten, Ordnung geschaffen zu haben, noch rutschiger sein als eine Eisfläche.“
    „Nein, es stört mich nicht.“ Auf diese Weise hatte Ian vielleicht die Möglichkeit, Lord X einen Moment lang unbemerkt beobachten zu können.
    „Die erste Tür rechts.“ Mrs. Box wies zur oberen Etage. „Gehen Sie ins Zimmer. Die Tür ist offen.“
    „Vielen Dank“, murmelte er und stieg rasch die Treppe hinauf.
    Vor dem bezeichneten Raum angekommen, wollte er eintreten, blieb jedoch vor der Türschwelle stehen. Er musste den Hinweis der Haushälterin missverstanden haben. Im Zimmer war eine Frau, eine zierliche junge Dame, die, das Profil ihm zugewandt, vor dem Schreibtisch stand. Interessiert betrachtete er sie. Sie hatte ein bemerkenswert ausgeprägtes Profil und einen erstaunlich gesunden Teint. Anders als es neuerdings bei jungen Damen die Mode war, sah ihre Haut nicht wie weißer Alabaster, überzogen von einem rosigen Hauch, aus, sondern eher wie poliertes Elfenbein.
    Sie musste Lissy, die Schwester der Jungen, sein. Ihrer Statur nach zu urteilen war sie vermutlich halb so alt wie er selbst, doch es gelang ihm nicht, den Blick von ihr loszureißen. Es war ihr Haar, das ihn faszinierte. Sie hatte die zimtfarbenen Locken zu einem Knoten gewunden, der von zwei gekreuzt hineingestecken Stricknadeln gehalten wurde. Nie zuvor hatte Ian eine Frau gesehen, die sich so wenig Gedanken über ihr Äußeres machte. Der Saum ihres blauen Kleides
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