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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss
Autoren: Deborah Martin
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inne und musterte Felicity in einer Art, als versuche er, ihre Schwachstellen herauszufinden. „Sie haben eine subjektive Meinung geäußert, und zwar, dass Miss Greenaway offensichtlich in mich verliebt ist. Was hat Sie zu dieser Schlussfolgerung verleitet?“
    „Ich habe mich mit Miss Greenaway unterhalten.“ Diese Antwort entsprach nicht ganz der Wahrheit.
    „Tatsächlich? Und dabei hat Miss Greenaway Ihnen erzählt, sie sei in mich verliebt?“
    Felicity wurde rot. „Nun, nicht genau. Ich meine . . .“ Einen Moment lang fühlte sie sich versucht, den Viscount dreist anzulügen. Aber sie ahnte, dass er das sofort merken würde. „Ehrlich gesagt, hat sie nicht über Sie reden wollen. Sie bestätigte mir, Greenaway zu heißen, und dass das Haus Ihnen gehört, nicht mehr.“ Und das hatte sie nur eingeräumt, weil sie von Felicity außerhalb des Hauses auf der Straße überraschend aufgehalten worden war. In dem Moment jedoch, als Felicity die Sprache auf Seine Lordschaft gebracht hatte, war Miss Greenaway rot geworden und in ihren Zufluchtsort gehastet. Das bewies doch eindeutig, welchen Platz sie im Leben des Viscounts einnahm.
    „Wie sind Sie zu der Schlussfolgerung gelangt, dass sie in mich verliebt ist?“
    Ihr Erröten hatte das Felicity verraten. Doch diesen Umstand hätte Lord St. Clair nie gelten lassen. „Sie war sehr verschwiegen und versuchte eindeutig, Sie vor . . .“
    „Böswilligen Verleumdungen zu schützen?“ Die Stimme Seiner Lordschaft hatte vor Ironie getrieft. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum Miss Greenaway das versucht haben soll.“
    Finster schaute Felicity ihn an. „Falls ihre Beziehung zu Ihnen harmlos ist, dann frage ich mich, warum sie etwas zu verbergen hat.“
    „Vielleicht will sie ihre Privatsphäre schützen.“
    „Oder sie ängstigte sich vor Ihrem Unmut. Sie müssen zugeben, dass Sie ob Ihrer Diskretion bekannt sind. Sie erzählen niemandem, nicht einmal Ihren engsten Freunden, etwas über Ihre Unternehmungen.“
    Lord St. Clair rieb sich das Kinn, während er langsam Miss Taylor umkreiste. „Ich vermute, Sie beziehen sich auf all die Gerüchte, die über das im Umlauf sind, was ich angeblich im Ausland getan haben soll.“
    „Nun . . . ja.“
    Dank seiner bekannten Zurückhaltung war es so gut wie unmöglich gewesen, irgendetwas über ihn in Erfahrung zu bringen. Die wenigen Fakten waren, dass er mit neunzehn Jahren das Land verlassen hatte, und vor einigen Jahren, nach dem Tod des Vaters, zurückgekehrt war. Niemand wusste, wo er gewesen war, oder was er in der Zwischenzeit getan hatte. Wilde Gerüchte rankten sich um ihn, die von der Vermutung, er sei Spion im Dienst der Franzosen gewesen, über das Gerede, er habe die Frau eines spanischen Granden zur Geliebten gehabt, bis hin zu der Behauptung reichten, man habe ihn bettelnd in den Straßen von Paris gesehen.
    Es stimmte, dass er verschwiegener war als ein Geistlicher, der jemandes Beichte abnahm. Felicity billigte es nicht, wenn jemand Geheimnisse hatte.
    Lord St. Clairs Blick war belustigt. „Was haben Sie über mich gehört? War es das Gerücht, dass ich ein bezahlter  Meuchelmörder sein soll, oder das, ich hätte Kaiserin Josephine nach ihrer Scheidung von Napoleon verführt und sei deswegen von ihm zum Duell gefordert worden?“
    Jäh war Felicity ganz Ohr. „Das letzte Gerücht ist mir noch nicht zu Ohren gekommen.“ Du lieber Himmel, das würde eine wunderbare Meldung sein, die sie in ihrer Kolumne verbreiten konnte. Vorausgesetzt, sie konnte Lord St. Clair dazu bringen, es zu bestätigen, was sehr unwahrscheinlich war.
    „Ich nehme an, Sie haben den ganzen Klatsch über mich geglaubt.“
    „Nicht ganz. Aber was hätte ich tun sollen, da ich keine anderen Informationen über Sie hatte, Dinge, die Sie mir hätten erzählen können?“
    Seine Lordschaft blieb vor ihr stehen. „Sie sollten sich um Ihre Angelegenheiten kümmern und sich nicht damit befassen, Gerüchte zu verbreiten. “
    „Ich verbreite keinen Klatsch!“
    „Ach ja! Das habe ich vergessen. Sie stellen auf Fakten basierende Mutmaßungen an.“
    „Ich tue das, was jeder gute Journalist macht“, erwiderte Felicity leichthin.
    Der Viscount schnaubte verächtlich. „Ein guter Journalist ist sich seiner Verantwortung bewusst. Er schreibt über Dinge, die von nationaler Bedeutung sind. Ich glaube kaum, dass Miss Greenaway in diese Kategorie fällt.“ Als Miss Taylor etwas erwidern wollte, hob er Schweigen gebietend die Hand.
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