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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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Fäden der Wahrheit zu finden, die das ganze Gewebe zusammenhielten.
    Schließlich rief ich bei der Polizei an. Die Polizistin vom Telefondienst, die die Tagesschicht hatte, schien meine Stimme kaum noch hören zu können, blieb aber trotzdem nett. »Sookie, wie ich gestern schon sagte, wir rufen Sie an, wenn wir etwas über Jason herausfinden.« Sie war redlich bemüht, ihre Verzweiflung mit einem besänftigenden Tonfall zu kaschieren.
    »Ich habe ihn«, sagte ich.
    »Sie - was ?« Der Schrei war laut und deutlich zu vernehmen. Selbst Jason zuckte zusammen.
    »Ich habe ihn.«
    »Ich schicke sofort jemanden zu Ihnen.«
    »Gut«, sagte ich, auch wenn ich es nicht so meinte.
    Ich besaß die Weitsicht, noch die Nägel aus der Vordertür zu ziehen, ehe die Polizei ankam. Auf die Fragen, was denn da passiert wäre, konnte ich verzichten. Jason hatte mich komisch angesehen, als ich Hammer und Zange herausholte, aber kein Wort gesagt.
    »Wo ist dein Auto?«, fragte Andy Bellefleur als Erstes.
    »Beim Merlotte's.«
    »Warum?«
    »Kann ich das dir und Alcee Beck nicht zusammen erzählen?« Alcee Beck kam eben die vorderen Stufen herauf. Er und Andy betraten das Haus gemeinsam, und als sie Jason in eine Decke gewickelt auf meinem Sofa liegen sahen, blieben sie abrupt stehen. Da wusste ich, dass sie nicht erwartet hatten, Jason lebend wiederzusehen.
    »Schön, dass du gesund und munter bist, Mann«, sagte Andy und schüttelte Jason die Hand. Alcee Beck folgte ihm auf dem Fuße. Sie setzten sich, Andy in Großmutters Lehnsessel und Alcee in den Sessel, den ich gewöhnlich benutzte. Ich selbst setzte mich ans Fußende des Sofas zu Jason. »Wir freuen uns, dass du noch unter den Lebenden weilst, aber wir müssen wissen, wo du warst und was passiert ist.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Und dabei blieb er.
    Es hatte einfach keine glaubwürdige Geschichte gegeben, die Jason erzählen konnte und die alles erklärt hätte: seine Abwesenheit, seinen miserablen körperlichen Zustand, die Bisswunden, seine plötzliche Wiederkehr. Die einzige vernünftige Lösung bestand darin, von den letzten Erinnerungen zu erzählen, die er hatte: dass er draußen ein komisches Geräusch hörte, als Crystal bei ihm war, und dass er hinausging, um nachzusehen, und dann einen Schlag auf den Kopf erhielt. Und er hatte keine weiteren Erinnerungen bis zu dem Zeitpunkt, als er gestern Nacht vor meinem Haus aus einem Fahrzeug gestoßen wurde und hart auf dem Boden aufschlug. Ich hatte ihn gefunden, nachdem Sam mich nach der Arbeit nach Hause brachte, denn ich wollte bei dem Schnee lieber nicht selbst fahren.
    Natürlich hatten wir das vorher mit Sam abgesprochen. Etwas widerwillig hatte er zugestimmt, dass es sicher das Beste wäre, so was zu erzählen. Ich wusste, dass Sam nicht gern log, ich ja auch nicht, aber in dieses ganz spezielle Wespennest wollte keiner von uns stechen.
    Die Schönheit dieser Geschichte lag in ihrer Schlichtheit. Und solange Jason der Versuchung widerstand, sie auszuschmücken, war er auf der sicheren Seite. Ich wusste, das würde hart für ihn werden, denn Jason redete sehr gern, und er gab gern ein bisschen an. Doch solange ich dort saß und ihn an die Konsequenzen gemahnte, gelang es meinem Bruder, sich zurückzuhalten. Dann stand ich auf, um ihm noch eine Tasse Kaffee zu holen - die beiden Gesetzeshüter wollten keinen mehr und als ich zurück ins Wohnzimmer kam, sagte Jason gerade, dass er sich irgendwie an einen kalten dunklen Raum zu erinnern meinte. Ich warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu, und er sagte: »Aber ich bin im Moment so konfus, das kann ich genauso gut geträumt haben.«
    Andy sah von Jason zu mir, er wurde wütender und wütender. »Ich verstehe euch beide einfach nicht«, sagte er. Seine Stimme war fast ein Knurren. »Sookie, du hast dir doch Sorgen um ihn gemacht. Das bilde ich mir doch nicht ein, oder?«
    »Nein, und ich bin so froh, ihn wiederzuhaben.« Ich klopfte meinem Bruder unter der Decke auf die Füße.
    »Und du, du wolltest nicht da sein, wo immer du auch warst, richtig? Du konntest nicht arbeiten, die Suche nach dir hat Tausende Dollar aus dem Budget des Gemeinwesens verschlungen, und du hast das Leben von Hunderten Leuten auf den Kopf gestellt. Und jetzt sitzt du hier und lügst uns an!« Andy schrie fast, als er den letzten Satz sagte. »Noch dazu taucht in derselben Nacht wie du dieser vermisste Vampir wieder auf und ruft die Polizei in Shreveport an. Und was erzählt er? Er hat unter
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