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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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anzuziehen, ehe ich ins Bett kroch.
    Als ich am nächsten Morgen aufgestanden war, sah ich zuerst nach meinem Bruder. Jason schlief noch tief, und jetzt bei Tageslicht erkannte ich nur zu deutlich die Spuren seiner Gefangenschaft. Sein Gesicht war voller Stoppeln. Sogar im Schlaf sah er älter aus. Überall hatte er blaue Flecken, und dabei sah ich nur sein Gesicht und seine Arme. Er öffnete die Augen, als ich mich auf die Bettkante setzte. Ohne sich zu bewegen, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hielt inne, als er bei meinem Gesicht angekommen war.
    »Also hab' ich nicht geträumt«, sagte er. Seine Stimme klang heiser. »Du und Sam, ihr habt mich geholt. Sie haben mich gehen lassen. Der Panther hat mich gehen lassen.«
    »Ja.«
    »Was ist denn passiert, während ich weg war?«, fragte er als Nächstes. »Warte, kann ich ins Bad gehen und mir eine Tasse Kaffee holen, bevor du mir das erzählst?«
    Es gefiel mir, dass er fragte, statt mich einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen (ein Charakterzug von Jason, das mit den vollendeten Tatsachen), und erfreut sagte ich ja und holte auch gleich noch freiwillig den Kaffee. Jason war ziemlich froh, dass er mit seinem Becher Kaffee wieder ins Bett kriechen konnte. Dann redeten wir.
    Ich erzählte ihm von Catfishs Anruf, dem Hin und Her mit der Polizei, von der Suchaktion im Wald und meiner Beschlagnahmung seiner Benelli-Schrotflinte, die er sofort sehen wollte.
    »Du hast sie abgefeuert!«, sagte er empört, nachdem er sie begutachtet hatte.
    Ich starrte ihn bloß an.
    Er sah zuerst weg. »Hat wahrscheinlich funktioniert, wie eine Schrotflinte das tun sollte«, sagte er langsam. »Denn du siehst ja ganz okay aus, so wie du dasitzt.«
    »Danke, und frag nie wieder danach«, sagte ich.
    Er nickte.
    »Nun müssen wir uns erst mal eine Geschichte für die Polizei ausdenken.«
    »Die Wahrheit können wir ihnen wohl nicht erzählen?«
    »Na klar, Jason, erzählen wir ihnen doch, dass in Hotshot lauter Werpanther leben, und weil du mit einer von ihnen geschlafen hast, wollte ihr Freund dich auch zum Werpanther machen, damit sie dich ihm nicht vorzieht. Deswegen hat er sich jeden Tag in einen Panther verwandelt und dich gebissen.«
    Eine lange Pause trat ein.
    »Ich seh' schon Andy Bellefleurs Gesicht vor mir«, sagte Jason ziemlich fügsam. »Der ist immer noch nicht drüber weg, dass ich unschuldig war an diesen zwei Mädchenmorden letztes Jahr. Der würde mich liebend gern einweisen lassen. Catfish müsste mich entlassen, und ich glaub' kaum, dass es mir im Irrenhaus wirklich gefallen könnte.«
    »Tja, deine Chancen auf Liebesaffären dürften da sicher eher begrenzt sein.«
    »Crystal - Herrgott, dieses Mädchen! Du hast mich noch gewarnt. Aber ich war so hin und weg von ihr. Und jetzt stellt sich raus, dass sie eine... du weißt schon.«
    »Oh, um Himmels willen, Jason, sie ist eine Gestaltwandlerin. Tu doch nicht so, als ob sie eine Kreatur aus einem Horrorfilm wäre oder so was.«
    »Sook, du weißt eine Menge Zeug, von dem wir keine Ahnung haben, oder? So langsam fang' ich an zu kapieren.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Vampire sind nicht die Einzigen.«
    »Richtig.«
    »Da gibt's noch jede Menge andere.«
    »Ich habe versucht, es dir zu erzählen.«
    »Ich hab' ja geglaubt, was du gesagt hast, aber ich hab's einfach nicht begriffen. Einige Leute, die ich kenne - ich meine, außer Crystal sind nicht immer, äh, Leute, hm?«
    »Stimmt.«
    »Wie viele denn etwa?«
    Ich zählte die Zweigestaltigen, die ich in der Bar gesehen hatte: Sam, Alcide, die kleine Werfüchsin, die vor zwei Wochen mal neben Jason und Hoyt gestanden hatte... »Mindestens drei«, sagte ich.
    »Woher weißt du das alles?«
    Ich starrte ihn bloß an.
    »Okay«, sagte er nach einer ganzen Weile. »Ich will's gar nicht wissen.«
    »Und jetzt auch du«, fügte ich sanft hinzu.
    »Bist du sicher?« »Nein, und wir werden es auch erst in zwei Wochen sicher wissen«, sagte ich. »Aber Calvin wird für dich da sein, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Von denen nehm' ich keine Hilfe an!« Jasons Augen funkelten, und er wirkte richtig fiebrig.
    »Du hast keine Wahl«, erklärte ich ihm und versuchte, ihn nicht anzufahren. »Calvin wusste nicht, dass du in dem Schuppen warst. Er ist okay. Aber darüber können wir später immer noch reden. Jetzt müssen wir erst mal klären, was wir der Polizei erzählen.«
    Mindestens eine Stunde lang gingen wir unsere Geschichten wieder und wieder durch und versuchten,
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