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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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Norris hob mich, wie schon im Wald, einfach über den Holzhaufen hinweg, noch ehe ich wusste, wie mir geschah. Er selbst setzte mit anmutiger Grazie über ihn hinweg. Und dann standen wir vor dem Schuppen, einem jener Exemplare, die jeder bei Sears oder Penney's bestellen konnte. Da halfen dann immer die Nachbarn beim Aufbauen, wenn der Betonboden ausgegossen war.
    Die Tür war mit einem Vorhängeschloss gesichert, doch Calvin war sehr stark. Er brach das Schloss auf, drückte die Tür nach innen und schaltete das Licht ein. Ich staunte nicht schlecht darüber, dass hier draußen Strom war; üblich war das bestimmt nicht.
    Anfangs war ich nicht sicher, ob das, was ich sah, wirklich mein Bruder war. Dieser Mensch ähnelte Jason so wenig. Er war blond, ja, aber er war so verdreckt und stank selbst in der eiskalten Luft so fürchterlich, dass ich zurückzuckte. Da er nur Hosen anhatte und auf einer dünnen Decke auf dem Betonboden lag, war er vor Kälte ganz blau gefroren.
    Und schon kniete ich neben ihm und nahm ihn in die Arme, so gut ich konnte. Seine Lider flatterten, und seine Augen öffneten sich. »Sookie?«, sagte er, und ich hörte den ängstlichen Zweifel in seiner Stimme. »Sookie? Bin ich gerettet?«
    »Ja«, sagte ich, obwohl ich da keineswegs so sicher war. Ich musste an den Sheriff denken, der auch hier heraus nach Hotshot gekommen war und wohl etwas gefunden hatte. »Wir bringen dich nach Hause.«
    Er war gebissen worden.
    Er war sehr oft gebissen worden.
    »Oh, nein«, sagte ich leise, als mir die Bedeutung dieser Bisse aufging.
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte Felton von draußen wie zu seiner Verteidigung.
    »Sie haben ihn gebissen«, entgegnete ich. Meine Stimme klang wie die einer anderen Person. »Sie wollten, dass er ist wie Sie.«
    »Damit Crystal ihn nicht mehr liebt als mich. Sie weiß, dass wir die Inzucht bekämpfen müssen. Aber eigentlich liebt sie mich«, sagte Felton.
    »Und darum haben Sie ihn entführt und gefangen gehalten und ihn gebissen.«
    Jason war zu schwach, um aufzustehen.
    »Trägt ihn bitte einer zum Wagen«, bat ich steif. Ich war nicht in der Lage, irgendjemandem in die Augen zu sehen. Wie eine große schwarze Welle spürte ich die Wut in mir aufsteigen, aber ich musste sie zurückdrängen, zumindest bis wir hier weg waren. Ich besaß genug Selbstbeherrschung, um das zu schaffen. Das wusste ich.
    Jason schrie auf, als Calvin und Sam ihn hochhoben. Sie nahmen die Decke und umwickelten ihn damit. Ich stolperte hinter ihnen her, als sie ihn zu Sams Pick-up trugen.
    Ich hatte meinen Bruder wieder. Es bestand die Möglichkeit, dass er sich von Zeit zu Zeit in einen Panther verwandelte, doch ich hatte ihn wieder. Keine Ahnung, ob die Regel für alle Gestaltwandler galt, aber Alcide hatte mir mal erzählt, dass Werwölfe, die durch Bisse und nicht durch Geburt Werwölfe waren - also kreierte Werwölfe, keine genetischen -, zu jenen Kreaturen, halb Mensch, halb Tier, wurden, die die Horrorfilme bevölkerten. Doch ich zwang mich, diesen Gedanken schnellstens zu vergessen und mich einfach nur zu freuen, dass ich meinen Bruder wiederhatte, und zwar lebend.
    Calvin hob Jason in den Pick-up und schob ihn etwas zur Mitte. Sam stieg auf der Fahrerseite ein, wir würden Jason zwischen uns haben, wenn auch ich eingestiegen war. Doch zunächst hatte Calvin mir noch etwas zu sagen.
    »Felton wird bestraft«, versicherte er. »Jetzt gleich.«
    Feltons Bestrafung war mir im Moment schnurzpiepegal. Aber ich nickte, denn ich wollte verdammt noch mal nur raus hier.
    »Wenn wir uns um Felton kümmern, werden Sie zur Polizei gehen?« Calvin Norris stand ungerührt da, als ob ihn die Frage gar nicht weiter interessierte. Doch dies war ein gefährlicher Moment. Ich wusste ja, was Leuten widerfuhr, die die Aufmerksamkeit auf Hotshot lenkten.
    »Nein«, sagte ich. »Es war nur Felton.« Obwohl Crystal es natürlich auch gewusst haben musste, bis zu einem gewissen Grad. Sie hatte mir erzählt, dass sie an jenem Abend in Jasons Haus ein Tier gerochen habe. Wie hatte sie den Geruch eines Panthers verkennen können, wenn sie selbst einer war? Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit gewusst, dass dieser Panther Felton gewesen war. Sein Geruch musste ihr doch vertraut sein. Aber jetzt war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden; und Calvin würde das alles genauso gut wissen wie ich, wenn er erst mal nachgedacht hatte. »Und mein Bruder könnte jetzt einer der Ihren sein. Er wird Sie
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