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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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mulmig.
    »Ich habe mal auf deinen Kalender gesehen. Bis dahin sind's noch zwei Wochen.«
    »Gut. So hat Jason wenigstens Zeit, wieder zu Kräften zu kommen, ehe er mit dem nächsten Problem konfrontiert wird.« Einige Minuten lang hielt ich den Kopf in Händen. »Ich muss die Polizei anrufen.«
    »Damit sie die Suche nach ihm einstellt?«
    »Ja.«
    »Hast du dir schon überlegt, was du erzählen willst? Hatte Jason irgendeine Idee?«
    »Vielleicht, dass die Verwandten irgendeines Mädchens ihn entführt hatten?« Das stimmte ja sogar irgendwie.
    »Die Polizisten werden wissen wollen, wo er gefangen gehalten wurde. Wenn er sich selbst befreit hat, wollen sie wissen, wie, und sie erwarten sicher, dass er ihnen weitere Details erzählen kann.«
    Ich fragte mich, ob ich noch genug Grips hatte, um überhaupt einen Gedanken zu fassen. Unverwandt starrte ich auf den Tisch: da waren der vertraute Serviettenhalter, den meine Großmutter auf einer Handwerksmesse gekauft hatte, die Zuckerdose und die Salz- und Pfefferstreuer in Form eines Hahns und einer Henne. Irgendetwas war unter den Salzstreuer gesteckt worden, sah ich.
    Es war ein Scheck über 50000 Dollar, unterschrieben von Eric Northman. Eric hatte mich nicht nur bezahlt, er hatte mir auch das größte Trinkgeld meiner Karriere gegeben.
    »Oh«, sagte ich sehr langsam. »Oh Mannomann.« Ich betrachtete den Scheck noch eine Minute länger, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verlesen hatte. Dann reichte ich ihn Sam über den Tisch hinüber.
    »Wow. Die Bezahlung dafür, dass du Eric aufgenommen hast?« Sam sah mich an, und ich nickte. »Was willst du damit machen?«
    »Zur Bank bringen, gleich morgen früh.«
    Er lächelte. »Ich habe da eigentlich in etwas längeren Zeiträumen gedacht.«
    »Es wird mich einfach beruhigen, Geld zu haben. Zu wissen, dass ...« Wie peinlich, mir rollten Tränen herunter. »... dass ich mir wenigstens nicht dauernd Sorgen machen muss.«
    »Die letzte Zeit war ganz schön hart für dich, stimmt's?« Ich nickte, und Sam presste die Lippen aufeinander. »Du ...«, begann er, konnte dann aber seinen Satz nicht beenden.
    »Danke, aber das kann ich nicht«, sagte ich entschieden. »Meine Großmutter hat immer gesagt, das ist der sicherste Weg, um eine Freundschaft kaputtzumachen.«
    »Du könntest das Grundstück hier verkaufen, ein Haus in der Stadt kaufen, Nachbarn haben«, schlug Sam vor, als habe er mir das schon seit Monaten sagen wollen.
    »Aus diesem Haus ausziehen?« In diesem Haus wohnten schon seit mehr als hundertfünfzig Jahren Mitglieder meiner Familie. Das machte es natürlich nicht zu einem Heiligtum oder so was, und es war auch immer wieder umgebaut oder modernisiert worden. Ich überlegte, wie es wohl wäre, in einem kleinen modernen Haus zu wohnen, mit ebenen Fußböden, einem Bad auf dem neuesten technischen Stand und einer praktischen Küche, die ganz viele Steckdosen hatte. Kein offen dastehender Heißwasserboiler. Der ganze Dachboden gut isoliert. Eine Garage!
    Verwirrt von dieser Vorstellung, schluckte ich. »Ich werde drüber nachdenken.« Schon das kam mir vor wie ein Wagnis. »Jetzt kann ich dazu nicht viel sagen. Es wird schwierig genug, den morgigen Tag zu überstehen.«
    All die Arbeitsstunden, die die Polizei in die Suche nach Jason hineingesteckt hatte, dachte ich. Und plötzlich fühlte ich mich so müde, dass ich nicht mal mehr den Versuch unternahm, mir eine Geschichte für den Sheriff und seine Leute auszudenken.
    »Du gehörst ins Bett«, sagte Sam ganz richtig.
    Ich konnte nur noch nicken. »Danke, Sam. Ich danke dir so sehr für alles.« Wir standen auf, und ich umarmte ihn. Es wurde eine längere Umarmung, als ich beabsichtigt hatte, denn sie fühlte sich ganz unerwartet beruhigend und angenehm an. »Gute Nacht«, sagte ich. »Fahr bitte vorsichtig.« Kurz dachte ich daran, ihm eins der Betten im oberen Stock anzubieten. Aber da oben war alles abgeschlossen, und es würde fürchterlich kalt sein. Und außerdem müsste ich erst noch ein Bett beziehen. Es war besser, wenn er die kurze Fahrt nach Hause machte, selbst durch den Schnee.
    »Das tue ich«, erwiderte er und ließ mich los. »Ruf mich morgen früh an.«
    »Herzlichen Dank noch mal.«
    »Genug bedankt«, sagte er. Eric hatte ein paar Nägel in die Vordertür geschlagen, um sie geschlossen zu halten, bis ich einen Riegel anbringen konnte. Ich schloss die Hintertür hinter Sam ab und schaffte es kaum noch, mir die Zähne zu putzen und ein Nachthemd
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