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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch
Autoren: Faye Kellerman
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anbot. Kosmologie und Sodbrennen - wenn das kein Stoff zum Nachdenken war. »Ich sehe keine Hüter der Völkischen Reinheit.«
    »Hinter der Nummer steht noch ein >lA<«, meinte Martinez. Eine weiße, geraffte Gardine verhinderte, dass man durch die Glastür ins Innere sehen konnte. Neben der Tür war eine Gegensprechanlage in den Putz eingelassen. Webster parkte den Wagen, und beide stiegen aus. Martinez drückte auf die Klingel, worauf ein Summen ertönte. Die Sprechanlage krächzte schrill: »Mittags geschlossen.«
    »Polizei!«, bellte Martinez. »Aufmachen!«
    Ein Augenblick Schweigen, dann ein lang anhaltendes Summen. Webster drückte die Tür auf, die gegen die Wand stieß, noch bevor sie völlig geöffnet war. Er schob sich hinein. Martinez holte tief Luft, bevor er eintrat, und hatte selbst dann noch Mühe, seinen Bauch durch den Türspalt zu zwängen. Der Empfangsbereich war so groß wie ein Wandschrank. Darin standen ein verkratzter Bridgetisch, der fast die gesamte begehbare Fläche einnahm, und ein Klappstuhl. Sie standen zwischen der Wand und dem Tisch und starrten einem verwahrlosten Kind oder Mädchen ins Gesicht, das auf der anderen Seite des Tischs saß. Ihr Gesicht wurde von langen, aschblonden Haarsträhnen eingerahmt. Sie trug kein Makeup und hatte eine kleine, spitze Nase, die kaum lang genug war, um das Drahtgestell ihrer Brille zu halten. »Polizei?« Sie erhob sich und schaute nach links - auf eine Zwischentür, die einen Spalt offen stand. »Was ist denn?«
    Martinez sah sich im Raum um. Zwei ungerahmte Drucke -Grant Woods American Gothic und ein Seestück von Winslow Homer - waren mit Klebeband an der Wand befestigt. Auf dem Tisch stand ein Telefon, daneben lagen Stapel von Handzetteln in verschiedenen Farben. Geistesabwesend griff er nach einem himmelblauen Blatt, auf dem ein Artikel abgedruckt war. Der letzte, in Kursivschrift gehaltene Absatz stellte den Autor als ehemaligen US-Marine und jetzigen Psychologen vor. Martinez nahm sich vor, den Text später zu lesen.
    »Heute Morgen wurde eine Synagoge verwüstet.« Martinez nahm Augenkontakt mit der jungen Frau auf. »Wir haben uns gefragt, ob Sie etwas darüber wissen.«
    Ihre Augen fuhren wie Scheibenwischer hinter den Brillengläsern hin und her. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Es war überall in den Nachrichten«, sagte Webster.
    »Ich sehe mir keine Nachrichten an.«
    »Ihr Radio läuft doch - und ich glaube, Sie haben sogar einen Nachrichtensender eingestellt.«
    »Das ist nicht mein, sondern Darreils Radio. Warum sind Sie hier?«
    »Weil wir wissen, worum sich's bei diesem Laden hier handelt«, erwiderte Martinez. »Wir fragen uns nur, welche Rolle ihr bei dem Einbruch genau gespielt habt?«
    Plötzlich erschien ein Mann in der teilweise geöffneten Tür. Er war etwas über einsachtzig groß und dünn, mit kaffeebraunem Kraushaar und gelbbraunen Augen. Er hatte eine breite Nase und weit auseinander stehende Wangenknochen, und Martinez fragte sich, wie dieser Typ ein Hüter der Völkischen Reinheit sein konnte, wenn alles in seiner Physiognomie nach einer Mischung verschiedener Rassen aussah.
    »Darf ich fragen, wer Sie beide sind?«, erkundigte er sich.
    »Polizei«, antwortete Webster. »Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Doch, ich habe etwas dagegen«, sagte der Mann. »Denn meine Worte werden verdreht und verzerrt werden, ganz egal, was ich sage. Wenn Sie einen Durchsuchungsbefehl haben, zeigen Sie ihn mir. Wenn nicht - dort hinten ist die Tür.«
    »Das ist nicht gerade sehr kooperativ von Ihnen«, meinte Webster.
    Der Mann ließ seine Wut an dem Mädchen aus. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du hier niemanden reinlässt, solange du nicht genau weißt, wer es ist!«
    »Die haben gesagt, sie sind von der Polizei, Darrelll Was soll ich denn machen? Sie einfach vor der Tür stehen und klopfen lassen?«
    »Warum glaubst du eigentlich alles, was irgendwer dir erzählt? Du weißt doch, dass da draußen Leute hinter uns her sind. Hast du dir wenigstens ihre Ausweise zeigen lassen?« Darreil drehte sich um. »Kann ich Ihre Ausweise sehen?«
    Webster holte seine Marke heraus. »Zurzeit sind wir nicht an Ihrer Philosophie interessiert, obwohl wir nicht abgeneigt wären, uns ein paar von diesen Ideen anzuhören. Aber im Augenblick wollen wir mit Ihnen über eine Synagoge sprechen, die heute Morgen verwüstet worden ist. Haben Sie davon gehört?«
    »Kein Wort«, behauptete
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