Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
Pfingstinseln zu leben. Seine Begabung sei anderer Art. Und seine Welt sei anders. Nach solchen Worten lag er lange still, und Ona spürte, daß ihn sein Unvermögen quälte. Sie legte sich dicht neben ihn, er wagte aber nicht, sich ihr zu nähern, sie fühlte, wie er sich in sich zusammenzog, zusammenschnurrte wie erfroren.
    Du bist auch jeden Abend anders, klagte er, wenn sie sich für die Nacht auszog. Mal wirkst du hart, fast männlich, mal weich, mal heller und mal dunkler. Ich weiß kaum noch, wie du bist.
    Wie möchtest du mich jetzt? Ich kann das Licht so richten, es gibt verschiedene Tricks, in diesem Leuchtrohr Translationen zu erzeugen; wie willst du mich? Ja, wie? fragte er ratlos.
    Ganz weich? Ein bißchen aufgepustet? Mehr schmal und durchsichtig? Mehr bräunlich? Oder weiß? Die Brechungen des anderen Lichts, die durch das Leuchtrohr, das um die Zimmerwände lief, nicht kompensiert wurden, ließen Ona in mehrere Teile zerlegt erscheinen, die frei im Raum hingen.
    Didas schloß schnell die Augen. Sich dauernd wiederholend, sagte er, ich will in sichere Verhältnisse, ich will in sichere Verhältnisse.
    Am Morgen holte ihn ein Sonderflugzeug ab. Ona lief neben der Krankentrage her, auf die sie ihn gebettet hatte. Die Transporteure, alteingesessene Pfingstleute, murmelten bedauernd, da könne man nichts machen, manche lernten es eben nicht.
    Als sie ihn vorsichtig ins Flugzeug gehievt und festgeschnallt hatten, fragte er
Ona, ob sie nicht mit ihm fliege. Daheim, dort in der Metropole, könnten sie wun
derbar zusammenleben.
Ach, sagte Ona, das Leben ist mir dort zu einfach.
    Wir werden es uns eben nicht einfach machen, ich will nicht einfach leben, im Gegenteil.
    Wenn du dich hier ein bißchen wohl gefühlt hättest, wäre ich froh gewesen. Ona versuchte ihn zu küssen, verfehlte aber seinen Mund, nicht weil er seinen Kopf wegzog, sondern weil er ihn ihr entgegenbringen wollte.

    Wissenschaftlicher Reisebericht
    Zu Gast
    bei den Parsimonen

    Ökonomierat Leo K. Schwendrich folgte einer Einladung nach Parsimonia. Dieses kosmische Gemeinwesen hat durch sein unkonventionelles Ökonomieverhalten die abenteuerlichen Nachrichten hervorgerufen, welche die irdischen Medien in letzter Zeit verstopften. Schwendrich erhielt auf Parsimonia die Erlaubnis, am Leben des Volkes teilzunehmen, doch gab man ihm weder einen Ausweis, eine Aufenthaltsgenehmigung noch ein anderes Dokument. Nach parsimonischer Praxis erhielt er kein Verbot, was gleichzeitig bedeutete, daß er Besitzer der Erlaubnis war. Auf diese Weise sparen die Parsimonen einiges Papier. Sie können nicht einsehen, daß es notwendig wäre, Erlaubtes schriftlich festzuhalten.
    Als Schwendrich um Papiere bat, um im Verbotsfall, wie er sagte, keinen Ärger zu bekommen, erklärte man ihm, wenn was verboten sei, würde man es ihm schon sagen, doch weil er fremd sei, nehme man es nicht so ernst, man werde ihm schon unauffällig helfen, nichts Unerlaubtes zu begehen.
    Unerlaubt sei auf Parsimonia etwas, was dem vernünftigen Denken widerspreche. Der Parsimone erlaube es sich selber nicht, wodurch Verbote im allgemeinen überflüssig würden.
    Schwendrich schildert die Parsimonen als Individuen, die, wenn sie beispielsweise einen Platz zu überqueren haben, blitzschnell im Geiste überschlagen, wie sie es auf die kürzeste Art erledigen können. Sie ziehen geistig mehrere Linien und suchen sich die schnellste, kürzeste, energiesparendste heraus. Auf diese Weise legen sie erhebliche Entfernungen in derart kurzer Zeit zurück, und zwar zu Fuß, daß Schwendrich es kaum glauben konnte.
    Die Grundlage der Lebensmoral auf Parsimonia, so wurde ihm allmählich klar, ist ein elementares Gefühl für Sparsamkeit. Auf Fragen Schwendrichs, wie es dazu, historisch gesehen, gekommen sei, ob etwa Hungerkatastrophen, Kriege etc. dem Parsimonenvolk zu dem Gefühl verhelfen hätten, erklärte man ihm, es sei den Parsimonen angeboren. An Hungersnöte und kriegerische Unternehmen konnte sich niemand mehr erinnern. Möglich, daß es in grauer Vorzeit welche gab, heute seien sie jedoch unvorstellbar, besonders Kriege, nach parsimonischer Auffassung der höchste Ausdruck von Verschwendung und Mißwirtschaft, würden als absurd betrachtet. Dafür macht keiner auch nur einen kleinen Finger krumm.
    Schwendrich konnte sich nicht erklären, wofür die Parsimonen sparten, wenn sie nicht daran dachten, Krieg vorzubereiten und sich auch nicht in einem Rüstungswettkampf mit anderen kosmischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher