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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido
Autoren: Robert Jordan
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erwidern, sich unsicher, wie gut seine Täuschung funktionierte. Von ihrer Seite war eine Spur von Gereiztheit in den Bund getreten, aber es ging über sein Begriffsvermögen hinaus, warum es sie immer ärgerte, wenn sie glaubte, er würde sich um sie sorgen. Beim Licht, si e wollte ihn beschützen!
    »Rand ist nicht sehr gesprächig, Loial«, sagte sie, ohne länger zu lächeln. Ihre tiefe, beinahe melodiöse Stimme enthielt keine Wut, aber der Bund erzählte eine andere Geschichte. »Tatsächlich ist er manchmal so gesprächig wie eine Auster.« Der Blick, den sie ihm zuwarf, ließ ihn seufzen. Es hatte den Anschein, als würde ein langes Gespräch auf ihn warten, sobald sie unter sich waren. »Ich kann dir nicht viel dazu sagen, aber ich bin sicher, Cadsuane und Verin werden dir alles verraten, was du wissen möchtest. Andere auch. Frage sie, wenn du mehr als ja und nein und zwei, drei weitere Worte hören willst.«
    Die stämmige kleine Verin, die auf dem Stuhl neben Nynaeve strickte, schien überrascht zu sein, als ihr Name fiel. Sie blinzelte, als würde sie sich fragen, wie es dazu gekommen war. Cadsuane, die am anderen Ende des Tisches saß, das geöffnete Nähkörbchen vor sich, nahm ihre Aufmerksamkeit nur lange genug von dem Stickreifen, um Loial einen Blick zuzuwerfen. Der goldene Schmuck, der von dem eisengrauen Knoten auf ihrem Kopf baumelte, geriet in Bewegung. Es war nicht mehr als das, nur ein Blick, nicht mal ein Stirnrunzeln, trotzdem zuckten Loials Ohren. Aes Sedai beeindruckten ihn immer, und Cadsuane mehr als andere.
    »Oh, das werde ich, Min, das werde ich«, sagte er. »Aber Rand nimmt in meinem Buch die zentrale Rolle ein.« Da er kein Sandfass zur Hand hatte, fing er an, vorsichtig auf die Buchseite zu pusten, um die Tinte zu trocknen, aber da Loial nun einmal Loial war, sprach er trotz Pusten weiter.
    »Du erzählst nie genug Einzelheiten, Rand. Ich muss dir alles aus der Nase ziehen. Du hast nicht einmal erwähnt, dass du in Far Madding ein Gefangener warst, bevor Min es erwähnt hat. Es nicht einmal erwähnt! Was hat der Rat der Neun gesagt, als er dir die Lorbeerkrone anbot? Und wann hast du ihr ihren neuen Namen gegeben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen das gefallen hat. Wie war die Krönung? Gab es ein Fest, ein Bankett, Umzüge? Wie viele der Verlorenen sind in Shadar Logoth gegen dich angetreten? Welche von ihnen? Wie hat es da am Ende ausgesehen? Wie hat es sich angefühlt? Ohne diese Einzelheiten wird mein Buch nicht sehr gut sein. Ich hoffe, Mat und Perrin werden mir bessere Antworten geben.« Er runzelte die Stirn, und die langen Brauen berührten seine Wangen. »Ich hoffe, es geht ihnen gut.«
    Farben wirbelten in Rands Kopf, zwei sich im Wasser drehende Regenbögen. Er wusste, wie er sie unterdrücken konnte, mittlerweile konnte er das, aber diesmal ließ er sie zu. Einer verfestigte sich zu einem kurzen Bild von Mat, der an der Spitze einer Reihe von Reitern durch einen Wald ritt. Er schien mit einer kleinen, dunkelhäutigen Frau zu diskutieren, die an seiner Seite ritt, nahm den Hut ab, schaute hinein und drückte ihn sich wieder auf den Kopf. Das dauerte nur Momente und wurde von Perrin ersetzt, der mit einem Mann und einer Frau in identischen, mit Rot, Blau und Gelb besetzten Mänteln in einem Gemeinschaftsraum oder einer Schenke saß. Seltsame Kleidung. Perrin sah so grimmig wie der Tod aus, seine Begleitung wirkte misstrauisch. Wegen ihm?
    »Ihnen geht es gut«, sagte er ruhig und ignorierte einen Blick von Cadsuane. Sie wusste nicht alles, und er hatte vor, es auch dabei zu belassen. An der Oberfläche ganz ruhig, zufrieden, ein paar Rauchringe ausstoßend. Wie es drinnen aussah, war eine ganz andere Sache. Wo sind sie bloß?, dachte er wütend und unterdrückte eine weitere Farberscheinung. Das ging nun so leicht wie das Atmen. Ich brauche sie, und sie machen sich in den Ansaline - Gärten einen schönen Tag!
    Plötzlich schwebte ein anderes Bild in seinem Kopf, das Gesicht eines Mannes, und ihm stockte der Atem. Zum ersten Mal wurde es nicht von einem Schwindelanfall begleitet. Zum ersten Mal konnte er es klar sehen, bevor es wieder verschwand. Ein blauäugiger Mann mit einem kantigen Kinn, vielleicht ein paar Jahre älter als er. Oder vielmehr verhielt es sich so, dass er es das erste Mal seit langer Zeit deutlich sah. Es war das Gesicht des Fremden, der ihm in Shadar Logoth bei seinem Kampf gegen Sammael das Leben gerettet hatte. Und noch schlimmer…
    Er
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