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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido
Autoren: Robert Jordan
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war sich meiner bewusst, sagte Lews Therin. Ausn ahmsweise klang er einmal normal. Das tat er manchmal, aber der Wahnsinn kehrte unweigerlich zurück. Wie kann ein Gesicht, das in meinem Verstand erscheint, sich meiner bewusst sein?
    Wenn du es nicht weißt, wieso erwartest du dann von mir, dass ich es weiß?, dachte Rand. Aber ich war mir seiner auch bewusst. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, als würde er den anderen Mann irgendwie… berühren. Aber keinesfalls körperlich. Es war ein Rückstand geblieben. Es hatte den Anschein, als müsste er sich um Haaresbreite bewegen, egal in welche Richtung, um ihn erneut berühren zu können. Ich glaube, er hat auch mein Gesicht gesehen.
    Mit einer Stimme in seinem Kopf zu sprechen kam ihm nicht länger merkwürdig vor. Tatsächlich schon seit langem nicht mehr. Und jetzt…? Jetzt konnte er Mat und Perrin sehen, nur indem er an sie dachte oder ihre Namen hörte, und da war dieses andere Gesicht, das ihm einfach so erschien. Und das anscheinend mehr als nur ein Gesicht war. Was war, verglichen damit, schon dabei, in seinem Kopf eine Unterhaltung zu führen? Aber der Mann war sich dieser Begegnung bewusst gewesen, genau wie Rand auch.
    Als sich die Ströme unseres Baalsfeuers in Shadar Logoth berührt haben, muss das eine Art Verbindung zwischen uns geschaffen haben. Ich habe keine andere Erklärung dafür. Das war das einzige Mal, dass wir uns persönlich begegnet sind. Er benutzte ihre sogenannte Wahre Macht. Sie muss es gewesen sein. Ich habe nichts gefühlt oder gesehen bis auf sein Baalsfeuer. Es kam ihm auch nicht länger merkwürdig vor, über Bruchstücke von Wissen zu verfügen, das zwar seins zu sein schien, tatsächlich aber von Lews Therin stammte. Er konnte sich an die Ansaline-Gärten erinnern, die im Schattenkrieg zerstört worden waren, und zwar genauso gut wie an den Hof seines Vaters. Wissen bewegte sich auch in die andere Richtung. Manchmal sprach Lews Therin von Emondsfelde, als wäre er dort aufgewachsen. Ergibt das für dich irgendeinen Sinn?
    Oh, beim Licht, warum habe ich diese Stimme in meinem Kopf?, jammerte Lews Therin. Warum kann ich nicht sterben? Oh, Ilyena, meine geliebte Ilyena, ich will zu dir kommen. Er fing an zu schluchzen. Das tat er oft, wenn er von der Ehefrau sprach, die er in seiner Umnachtung ermordet hatte.
    Es spielte keine Rolle. Rand unterdrückte die Laute des weinenden Mannes, stieß sie so weit von sich, bis sie nur noch ein leises Geräusch an der Grenze des Hörvermögens waren. Er war überzeugt, Recht zu haben. Aber wer war der Kerl? Sicherlich ein Schattenfreund, aber keiner der Verlorenen. Lews Therin kannte ihre Gesichter so gut wie das eigene, und Rand tat es mittlerweile auch. Ein plötzlicher Einfall ließ ihn das Gesicht verziehen. Wie sehr war sich der andere Mann seiner bewusst? Taʹveren konnte man durch ihren Einfluss auf das Muster finden, allerdings wussten nur die Verlorenen, wie man das machte. Lews Therin hatte mit Sicherheit nie erwähnt, wie das ging - ihre »Unterhaltungen« waren immer nur kurz, und der Mann gab Informationen nur selten freiwillig weiter -, und ihm war über das Thema auch nie etwas zugetrieben. Zumindest Lanfear und Ishamael hatten gewusst, wie das ging, aber seit sie gestorben waren, hatte ihn niemand mehr auf diese Weise aufgespürt. Konnte diese Verbindung auf die gleiche Weise benutzt werden? Sie mochten alle in Gefahr sein. In größerer Gefahr als gewöhnlich, als würde die alltägliche Bedrohung nicht schon reichen.
    »Alles in Ordnung, Rand?«, fragte Loial besorgt und schraubte den mit Blättern gravierten Silberverschluss seines Tintenfässchens zu. Sein Glas war so dick, dass es alles hätte überstehen können, solange man es nicht gegen einen Felsen warf, aber Loial ging damit um, als wäre es zerbrechlich. In seinen Händen sah es zerbrechlich aus. »Ich fand ja, dass der Käse merkwürdig schmeckt, aber du hast ein ordentliches Stück davon gegessen.«
    »Mir geht es gut«, sagte Rand, aber natürlich glaubte ihm Nynaeve kein Wort. Sie hatte ihren Stuhl schon verlassen und rauschte mit wehenden blauen Röcken wie ein Blitz durchs Zimmer. Er bekam eine Gänsehaut, als sie Saidar umarmte und ihm die Hände auf den Kopf legte. Einen Augenblick später durchfuhr ihn ein Frösteln. Diese Frau fragte niel Manchmal benahm sie sich, als wäre sie noch die Seherin von Emondsfelde und er der Bauer, der am nächsten Morgen auf seinen Hof zurückging.
    »Du bist nicht krank«,
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