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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido
Autoren: Robert Jordan
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Bart und Schnurrbart wachsen zu lassen, aber da er das erst seit wenigen Wochen tat, schien er bislang nicht besonders erfolgreich gewesen zu sein.
    »Aber du hast mir fast nichts Verwertbares erzählt«, grollte der Ogier, eine Trommel, die ihre Enttäuschung herausdröhnte. Seine Spitzohren senkten sich. Trotzdem fing er an, die Stahlfeder seines Holzschreibers zu polieren. Dicker als Rands Daumen und lange genug, um schlank zu erscheinen, passte er perfekt zwischen Loials Finger. »Du hast keine Heldentaten erwähnt, außer denen der anderen. Du hast alles so alltäglich klingen lassen. Wenn man dich hört, war der Fall von Illian so aufregend, als würde man einem Weber dabei zuschauen, wie er seinen Webstuhl repariert. Und die Reinigung der Wahren Quelle? Du hast dich mit Nynaeve zu einem Zirkel verknüpft, dann habt ihr euch hingesetzt und die Macht gelenkt, während alle anderen die Verlorenen bekämpft haben. Selbst Nynaeve hat mir mehr erzählt, und sie behauptet, sich an so gut wie nichts mehr zu erinnern.«
    Nynaeve, die ihre sämtlichen Schmuck - Terʹangreale und ihr seltsames Armreif-und-Ringe-Angreal trug, rutschte auf ihrem Stuhl vor dem anderen Kamin herum und widmete sich wieder Alivias Beobachtung. Gelegentlich warf sie einen Blick aus den Fenstern und zog an ihrem dicken Zopf, aber hauptsächlich konzentrierte sie sich auf die blonde Seanchanerin. Alivia stand wie eine Wache neben der Tür und zeigte ein kurzes, amüsiertes Lächeln. Die ehemalige Damane wusste, dass Nynaeves Aufmachung ihr galt. Doch die falkenähnlichen blauen Augen verloren keinen Augenblick lang ihre Intensität. Das taten sie nur selten, seit man ihr in Caemlyn den Kragen abgenommen hatte. Die beiden Töchter, die in ihrer Nähe auf den Fersen hockten und ihr Fadenspiel spielten, Harilin von den Eisenbergen Taardad und Enaila von den Jarra Chareen, trugen ihre eigene Aufmachung zur Schau. Die Shoufa um die Köpfe gewickelt und die schwarzen Schleier auf der Brust hängend, hatte jede von ihnen drei oder vier Speere unter die Riemen des Ledergeschirrs gesteckt, das ihr Bogenfutteral auf dem Rücken hielt, und auf dem Boden lagen die Rundschilde aus Rindsleder. In dem Herrenhaus hielten sich fünfzig Töchter auf, mehrere von ihnen Shaido, und alle waren bereit, auf der Stelle den Tanz der Speere zu tanzen. Möglicherweise mit Rand. Sie schienen hin und hergerissen zu sein zwischen dem Entzücken, wieder seine Leibwache zu stellen, und dem Missfallen, wie lange er ihnen aus dem Weg gegangen war.
    Er konnte jedoch keine von ihnen ansehen, ohne dass in seinem Kopf die Litanei der Frauen losging, die für ihn gestorben waren, der Frauen, die er getötet hatte. Moiraine Damodred. Sie kam an erster Stelle. Ihr Name stand mit Feuer auf die Innenseite seines Schädels geschrieben. Liah von den Cosaida Chareen, Sendara von den Eisenberg Taardad, Lamelle von den Rauchwasser Miagoma, Andhilin von den Roten Salz Goshien, Desora von den Musara Reyn… So viele Namen. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf, diese Liste murmelnd, während Min ihn in den Armen hielt und ihm zumurmelte, als würde sie ein Kind trösten. Er sagte ihr immer, dass es ihm gutging und er weiterschlafen würde, aber wenn er die Augen schloss, konnte er erst schlafen, nachdem er die Liste vollendet hatte. Manchmal sang Lews Therin sie mit ihm.
    Min sah von dem Buch auf, das aufgeschlagen auf dem Tisch vor ihr lag, eines von Herid Fels Büchern. Sie verschlang sie und benutzte die Nachricht als Lesezeichen, die er Rand vor seiner Ermordung geschickt hatte, jene, in der er sie als Ablenkung bezeichnet hatte, weil sie so hübsch sei. Ihr kurzer blauer Mantel, der auf den Ärmeln und Aufschlägen mit weißen Blumen bestickt war, war so geschnitten, dass er sich eng um ihre Brust schmiegte, auf der ihre cremeweiße Seidenbluse einen Hauch von Dekollete zeigte. Ihre großen dunklen Augen, die von den dunklen, bis zu ihren Schultern fallenden Locken eingerahmt wurden, funkelten vergnügt. Er konnte ihr Vergnügen durch den Bund spüren. Es gefiel ihr, wenn er sie ansah. Ohne den geringsten Zweifel verriet ihr der Bund, wie sehr es ihm gefiel, sie zu betrachten. Seltsamerweise verkündete er, dass auch ihr es gefiel, ihn anzusehen. Hübsch? Er zog an seinem Ohrläppchen. Sie war wunderschön. Und fester an ihn gebunden denn je. Sie und Elayne und Aviendha. Wie sollte er sie alle jetzt noch beschützen können? Er zwang sich, ihr Lächeln an dem Pfeifenstiel vorbei zu
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