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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Autoren: Stefan M. Ritter
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Amulett, das noch immer um Linans Hals hing, und dem Fremden ab.
    »Nein!«, stöhnte er und brach in die Knie. Es war, als hätte man ihm mit aller Macht etwas aus seinem Innersten entrissen und ihn alleine zurückgelassen. Für einen Augenblick war das Gefühl des Verlustes übermächtig und sein Körper schüttelte sich unkontrolliert. Dann war es vorbei und er begriff, was geschehen war. Er fuhr mit den Händen über den jetzt wieder vollkommen glatten Stein. »Nein, das darf nicht sein!«
    Seine Hände begannen, gegen den Stein zu schlagen, doch irgendwann ließ er ab und starrte mit steifer Miene auf die Wand. Er wusste nicht viel darüber, doch es war genug um zu wissen, wie gefährlich es war, die geheimen Wege zu benutzen. Die Verbotenen Wege nannte man sie; die Götter hatten sie geschaffen, um sich rasch von Ort zu Ort bewegen zu können.
    Aber selbst wenn er es gewollt hätte, dieser Zugang war verschlossen und hätte nur von Thuraan geöffnet werden können, doch dieser existierte nicht mehr. Das Mädchen war verschwunden, und mit ihr das Beryllyion. Seine einzige Hoffnung, gegen die Serapen erfolgreich zu sein, war verloren. Der Verlust schmerzte unendlich, denn für kurze Zeit war er mit ihm verbunden gewesen und hatte seine ungeheure Macht gespürt, war eins mit ihm geworden. Und jetzt war er wieder allein, so allein.
    Es war Czenon, der an der Wand liegend Blut hustete und ihn aus seinen Gedanken riss. Der Fremde eilte zu ihm und starrte ihn besorgt an.
    »Meine ... Tochter ...?«
    »Sie ist fort«, antwortete der Fremde mit leiser Stimme, aus der ein Anflug von Schuld sprach.
    »Fort? Wohin?«
    »Durch Thuraans Ausgang. Ich kam zu spät. Ich fürchte, sie ist in den Verbotenen Wegen gefangen.«
    Czenon atmete schwer, es war offensichtlich, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. »Du musst … musst sie finden!« Er stöhnte und spuckte wieder Blut. »Versprich es mir!«
    Der Fremde zuckte zusammen. »Das kann ich nicht. Sie ist dort, wohin nur die Götter gehen können.«
    »Versprich es mir!«
    »Ich kann es nicht!« Verzweiflung sprach aus den Worten des Fremden.
    Czenon ergriff mit letzter Kraft den Arm des Fremden, dann brachen seine Augen und er sackte zusammen. Der Fremde betrachtete ihn stumm, während seine letzten Worte, seine Bitte in ihm nachhallten, dann richtete er sich mühsam auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung. Es war Chrenar, der im zertrümmerten Halleneingang stand und fassungslos zu ihm starrte.
    »Du hast unseren Gott getötet!«, schrie er. Seine Stimme, voller Anklage, zitterte, genau wie er selber.
    Der Fremde wandte sich ihm zu. »Er war nur der erste. Schon bald wird es keinen einzigen deiner falschen Götter mehr geben. Und auch euch Priester wird es dann nicht mehr geben. Dies wird die Stunde der Rückkehr der Alten Götter sein! Such dir ein Loch, in dem du dich verkriechen kannst, aber es wird dir nichts nutzen.«
    Der Priester zuckte bei diesen Worten zusammen, dann floh er so rasch er nur konnte.
    Der Fremde schaute ihm nach, da aber hörte er das Geräusch, das von einem leichten Zittern begleitet wurde. Es war wie ein Scharren, das aus den Mauern selber zu kommen schien. Als er endlich begriff, verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Er hob den toten Czenon auf, legte ihn sich über die Schultern und eilte sodann durch den Turm hin zum Eingangsportal.
     
    ***
     
    Der Alarm gellte durch die Stadt und ließ die Menschen voller Furcht aus den Häusern auf die Gassen kommen. Orcard, der Oberste der Wächter, wurde davon in seinem Arbeitszimmer überrascht.
    »Was im Namen der Götter ...?«, fluchte er, griff nach seinem Schwert und eilte nach draußen auf den Vorplatz, der im Schatten der großen Wehrmauer lag, in der Nähe der Klippen. Begrüßt wurde er von einem Sturmwind, der ihn fast von den Füßen geweht hätte.
    Er brüllte dem ersten Wächter, der ihm begegnete, so laut er konnte zu: »Was ist los?«
    Der Mann starrte ihn voller Panik in den Augen an. »Die Wehrmauer – wir werden überrannt!«
    »Überrannt? Wovon redest du, Mann?«
    Der Wächter schaute sich Hilfe suchend um. »Die Dunklen, die Dunklen sind gekommen!« Damit ließ er Orcard einfach stehen und lief fort.
    Der oberste Wächter stand wie versteinert da und zweifelte für einen Augenblick an dem Verstand des Mannes. Doch die Schreie, die von draußen herein drangen, belehrten ihn eines Besseren. Hastig eilte er
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