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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Autoren: Stefan M. Ritter
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messen würde.
    Aber wenn es geschah, eines fernen Tages, würde es endgültig sein, und er hatte keine Hoffnung, aus diesem Kampf als Sieger hervor zu gehen. Aber auch dieser Gedanke, der ihn doch eigentlich hätte entmutigen müssen, schürte nur noch mehr den Hass, der in ihm tobte.
     
    ***
     
    Orcard schaute mit skeptischem Blick auf den Mann, der ihm respektvoll gegenüberstand, und lehnte sich in seinem Stuhl weit nach hinten zurück, bis er mit dem Kopf die Wand berührte.
    »Und das soll ich glauben?«
    Hendran, ein großer, schlanker Mann mit ungewöhnlich langen Armen, zuckte mit den Schultern. »So wurde es mir berichtet, und ich habe keinen Grund an den Aussagen des Wächters zu zweifeln.«
    Orcard atmete tief aus und seufzte. Es war nicht unüblich, dass ihm so etwas berichtet wurde, und doch hatte er dieses Mal ein ungutes Gefühl. Üblicherweise gab er wenig auf Gefühle, denn er war ein Mann der Tat, seiner Aufgabe verpflichtet, die Stadt zu schützen.
    Orcard schaute durch das Fenster hinaus und betrachtete das Treiben der Wächter. Routine, das war es, was ihr Leben hier ausmachte. Routine verbunden mit der wagen Hoffnung, irgendwann einmal von hier fortzukommen. Boram war der östlichste Teil des Reiches und es waren zweihundert Mann als Wächter abgestellt. Niemand kam gerne hierher, aber wenn man sich für ein Leben als Wächter entschied, hatte man keine Wahl mehr. Es war ein Bund, den man für sein ganzes Leben einging, und nur der Tod konnte dafür sorgen, dass man aus seiner Verantwortung entbunden wurde. Flucht gab es nicht, wohin hätte man auch fliehen sollen?
    Er lächelte dumpf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht; zum tausendsten Male fragte er sich, wen sie eigentlich beschützen sollten, denn im Osten der Stadt lag das unergründliche Meer und außerhalb der Stadt würde sich ohnehin kein Mensch wagen, der noch einigermaßen bei Verstand war. Auch wenn die Sicheren Wege grundsätzlich jedermann offenstanden, gab es kaum jemanden, der sich ihnen ohne Not anvertrauen würde.
    Dennoch versah er hier seinen Dienst, bemüht, die Disziplin der Männer so gut es ging zu bewahren. Letztlich hielt sie alle die Furcht zusammen, die Furcht vor dem, was draußen lauerte. Er hatte große Zweifel, ob die Wehrmauer wirklich genügend Schutz bot, aber dann streifte sein Blick den Serapis, den Turm der Anbetung, und ein Gefühl der Beruhigung legte sich über ihn. Die Götter schützten sie, das war schon immer so und würde auch immer so sein, zumindest wenn man den Priestern Glauben schenkte, die die wahren Beherrscher der Stadt waren. Es war ein Wahrzeichen der Neuen Götter, nirgends gab es mehr etwas, das noch an die Alten Götter erinnerte. Tempel, Statuen – alles zerstört.
    Die Wächter waren im ganzen Reich verteilt, in jeder einzelnen Stadt, doch letztlich waren sie Befehlsempfänger der Priester, die als direkte Vertreter der Götter über nahezu unumschränkte Macht verfügten. Orcard war nicht glücklich darüber, aber so waren nun einmal die Dinge, und so würden sie auch immer sein.
    Mit einem unhörbaren Seufzer wandte er sich wieder Hendran zu. Sein Blick überflog ihn wohlwollend, denn sie kannten sich schon fast ein ganzes Leben lang, und fast genauso lange war Hendran schon seine rechte Hand. Für ihn war er inzwischen eher ein Freund als ein Untergebener.
    »Wurde die Stelle überprüft?«
    Der Wächter nickte. »Ja, natürlich, doch es konnte nichts Auffälliges gefunden werden. Wie immer.«
    Orcard ignorierte die letzten Worte, denn sie drückten etwas aus, das er nicht hören wollte. »Also einen Schatten will er gesehen haben, der über die Mauer gekommen ist. Einen undeutlichen Schemen.« Orcard neigte sich wieder nach vorne und stützte die Arme schwer auf dem Tisch ab. »Aber Berichte über weitere Vorfälle in der Stadt gibt es nicht, oder etwa doch?«
    »Nein. Und das spricht gegen die Beobachtung des Wächters.«
    »Nur wenn wir das Schlimmste annehmen«, entgegnete Orcard mit einem Schnaufen. »Gibt es Meldungen, dass außerhalb der Wehrmauer etwas Besonderes zu beobachten ist?«
    Hendran schüttelte den Kopf. »Dort ist alles wie immer – Nebel, nichts als Nebel. Und natürlich die Geräusche.«
    »Aber vielleicht«, spekulierte Orcard, »ist tatsächlich jemand über die Wehrmauer geklettert.«
    Er glaubte selber nicht an das, was er gesagt hatte, und entsprechend war auch Hendrans Reaktion: »An dieser Stelle? Dort ist die Finsternis am stärksten. Niemand
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