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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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Besonderes. Etwas sehr Besonderes, mein Junge.«
    Artie lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Etwas Besonderes? Sie meinen, etwas stimmt nicht mit mir?«
    »Nein, nein, mein Junge! Mit dir ist alles in Ordnung. Du bist König Artus, der Einzige, der den Bann brechen und meinen Namen aussprechen kann. Was natürlich bedeutet, dass ich tatsächlich Merlin bin !«
    Das war zu viel. Zum Teufel mit Kays Spezial-Controller. Es konnte einfach nicht sein, dass dieser alte Typ der wahre Merlin war und er selbst eine Art Wiedergeburt von König Artus. Was sollte das überhaupt bedeuten? Dass er der König von England war? Artie war in seinem ganzen Leben noch nie in England gewesen!
    Bestimmt wurde er verrückt. Ja, das musste es sein.
    Artie wich zurück. »Ich, äh, ich muss hier raus, Mister. Sie sind wahrscheinlich nur ein verrückter alter, tätowierter Typ und ich sollte nicht mit Ihnen sprechen.« Da er nicht sah, wohin er trat, stieß er gegen ein Regal und geriet ein wenig ins Schwanken. Er musste wegsehen, um sich zu fangen, und als er sich wieder umdrehte, stand der Mann nicht mehr hinter dem Tresen, sondern direkt neben ihm.
    Hastig ging Artie rückwärts in Richtung Ausgang und sah dabei den Mann an, der ihm seine offenen Hände entgegenhielt und flehentlich bat: »Bitte, Kind, hör mich an! Du bist etwas Besonderes! Ein König, ich schwöre es! Frag deinen Vater, wenn du mir nicht glaubst. Frag ihn, wie du zu ihm gekommen bist!«
    »Ich bin adoptiert, das weiß ich schon!« Artie war auf halber Strecke zur Tür. Sein Instinkt sagte ihm, dass er sich besser umdrehen und abhauen sollte, doch seine Aufmerksamkeit war gefesselt davon, wie eindringlich der Mann mit ihm sprach. Es war, als wäre er mit einem Zauber belegt.
    Der alte Mann fuhr fort: »Ja, aber frag ihn nach Herrn Däumling. Frag ihn, woher du kommst. Frag Kynder, und wenn auch er dir sagt, dass du etwas Besonderes bist, dann überleg es dir und komm morgen wieder. Du hast nichts zu befürchten! Wenn du mir erlaubst, dir etwas zu zeigen, gehört der Controller dir – und Kay!«
    »Kay – woher wissen Sie, dass meine Schwester …« Er war jetzt schon fast an der Tür.
    »Ich weiß sehr viel über dich, Artus. Du hast nichts von mir zu befürchten. Du bist mein König! Du bist mein König und ich stehe heute und für alle Zeit in deinen Diensten!«
    Artie stolperte durch die Tür ins grelle Tageslicht, während ihm diese absurden Worte in den Ohren klangen. Er bekam kaum mit, wie er über den Bürgersteig zurück in dasselbe Taxi wie auf dem Hinweg stolperte und der Fahrer ihn, ohne ein Wort zu sagen, zurück zum Hotel fuhr.

Kapitel 4
    IN DEM WIR ERFAHREN,
DASS ARTIE EIN GANZ NORMALER, GELIEBTER SOHN IST
    Als Artie zurück ins Hotelzimmer kam, log er und sagte, dass der Laden bereits geschlossen gehabt hatte. Doch früh am nächsten Morgen würde er vor Beginn des Turniers gerne noch mal hingehen und Kay den Controller besorgen. Kay war einigermaßen beruhigt und Kynder zufrieden, dass Artie sich darum kümmerte. So verbrachten sie den Rest des Tages ruhig auf dem Zimmer und am Hotelpool auf dem Dach.
    Artie erwähnte den alten Mann, Zauberer, Merlin – was auch immer er war – mit keinem Wort. Doch er konnte nicht aufhören, an ihn zu denken.
    Der Versuch einzuschlafen war in dieser Nacht eine Qual. Woher wusste der alte Mann Kays und Kynders Namen? War da Magie im Spiel? Gab es überhaupt so etwas wie Magie? War Artie dabei, den Verstand zu verlieren?
    Es konnte nicht anders sein.
    Doch selbst wenn es so war, dieser Merlin hatte die eine Frage angesprochen, auf die er schon immer eine Antwort hatte haben wollen: Woher kam er? Kynder hatte ihm das nie genau gesagt, sondern es lieber heruntergespielt, es sei doch nicht wichtig, sie seien doch so eine tolle kleine Familie. Trotzdem fragte sich Artie wie viele adoptierte Kinder, woher er kam. Er wollte Kynder nichts wegnehmen, denn er liebte seinen Dad sehr, doch mehr denn je musste er wissen, ob er von jemand Bedeutendem abstammte.
    Er beschloss, dem Rat des Alten zu folgen und zu fragen. Kay war im Bett nebenan schon eingeschlafen, und so nahm er seinen ganzen Mut zusammen und flüsterte in die Dunkelheit: »Kynder?«
    »Mhm?«
    »Bist du wach?«
    »So halbwegs, Art.« Kynder drehte sich um und rieb sich kräftig das Gesicht. »Was ist los?«
    Artie sagte leise: »Ich habe dich gestern mit ihr sprechen hören.«
    Kynder schwieg. Schließlich hauchte er: »Wirklich?«
    »Ja. Aber keine
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