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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind
Autoren: Hans Kneifel
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HÖCHSTE zu finden?«
    »So ist es. Es ist schon viel zu viel Zeit vergangen! In der Nacht werden wir für die Flotte verschwunden sein, und morgen stehen wir vielleicht an der Schwelle von überraschenden Erkenntnissen.«
    »Hoffentlich. Und was hast du mit Aiquos vor?«
    »Das werden wir beraten, wenn wir unsere Fahrt ungestört fortsetzen können, Hrobon.«
    Die Freunde verstanden sich jetzt fast wortlos. Am Verlust der Flotte war nichts mehr zu ändern. Sicher würde es unendlich schwer sein, gegenseitig die Gefangenen auszutauschen oder gar, wenigstens unter den Seeleuten, eine Art Frieden zu erwirken. Aber der Hexenmeister war in ihrer Gewalt, und dieses Pfand wog sehr schwer.
    Der Steuermann schrie aus dem Heck: »Setzt das Boot aus! Ich gehe in den Wind! Ruderer, haltet das Schiff von den Klippen fern.«
    Die Loggharder gingen nicht grob mit denen aus Lyrland um, aber binnen weniger Augenblicke klatschte das kleine Boot in die Wellen. Die Lyrländer kletterten die Strickleiter hinunter, packten die Riemen und ruderten auf die Passage in den Riffen zu.
    Hrobon stemmte die Faust in die Seiten, sah dem Boot nach und federte die Bewegungen der Nullora ab, als sich das Schiff in der Wende schwer überlegte und wieder Fahrt aufnahm, direkt nach Norden.
    Wieder vergrößerte sich der Abstand zwischen der riesigen Galeere und den anderen Schiffen, deren Kapitäne unschlüssig waren und schließlich wieder den alten Treffpunkt anliefen.
    Das Atoll Quenya.

6.
    Die Anspannung des Kampfes war von ihnen abgefallen. Etwas Essen, ein paar Becher Wein, eine halbe Stunde Schlaf oder wenigstens Ruhe, und die Männer fühlten sich wie verwandelt.
    Lodernd und riesengroß, hinter brennenden Wolken, senkte sich die Sonne den Wellen entgegen. Hrobon, Kukuar, Luxon, Varamis und einige Loggharder saßen auf Decken und Ballen und hoben die Becher.
    Dani, die Duine, füllte die Becher aus einer Kanne. Sie trug einen losen Überwurf, den Waffenrock eines Kriegers.
    In dem Augenblick, als sie sich bückte, Luxon ein aufgeregtes Lächeln schenkte und den Krug kippte, fingen sich die Sonnenstrahlen in ihrem dritten Auge.
    »Bist du sicher«, fragte Kukuar, »daß der Floßvater auf uns wartet?«
    »Du kennst deine Duine Yzinda schlecht. Sie wird ihn, wenn es sein muß, überreden.«
    »Du hast recht«, brummte Hrobon. Kukuar, der noch immer seine Rüstung trug und die Waffen, hob seinen Kopf und heftete seinen brennenden Blick auf das Funkeln und Blitzen, das von Danis Stirn ausging. Jetzt, da sie ihr Haar gekämmt und im Nacken zusammengebunden hatte, sah jeder, daß sie sehr schön war.
    »Du sprichst die Wahrheit«, wiederholte Kukuar. »Aber du weißt ebenso gut wie ich, daß wir ununterbrochen unter dem Auge des HÖCHSTEN stehen.«
    Dani erstarrte und verschüttete etwas von dem Wein.
    »Wie?« fragte Hrobon rauh und konnte seine Augen nicht von Dani losreißen. Dann begriff er.
    »Dani, ihre seltsamen Brüder – die sich irgendwo im Schiff verkrochen haben, weil sie das Alleinsein nicht vertragen – und Aiquos haben das dritte Auge. Mit dem dritten Auge stehen sie mit dem HÖCHSTEN in Verbindung. Alles, was wir tun, wohin wir segeln, alles sieht das HÖCHSTE.«
    Dani richtete sich auf, ihre Haltung drückte plötzlich weder Erstaunen noch Furcht aus, sondern Stolz.
    »Das HÖCHSTE ist mehr als wir Menschen. Du magst Aiquos bekämpfen, weil er die ewigen Gesetze nicht achtet und mehr Macht will, als ihm das HÖCHSTE erlaubt.«
    Luxon unterstützte die Duine.
    »Wir führen keinen Krieg gegen die Zaketer und ihr HÖCHSTES. Ich werde mit Aiquos sprechen. Er soll den drei Herren des Lichts und dem HÖCHSTEN mitteilen, daß wir verhandeln wollen, nicht kämpfen.«
    »Zuerst werden wir sie blenden!« sagte Kukuar hart. »Sie müssen des dritten Auges beraubt werden. Auch ich habe, wie Yzinda, kein drittes Auge – wir sind in unseren Handlungen frei geworden.«
    »Kukuar!« wandte Luxon erregt ein. »Der Kampf ist vorbei! Dein Begehren ist von Rachegedanken diktiert.«
    »Mein lieber Freund«, murmelte der Hexer. »Was, denkst du, würde Aiquos mit dir und allen Logghardern getan haben, wenn ihm der Sieg gehört hätte?«
    Varamis, der inzwischen fast alle Spuren des leuchtenden Staubes von seiner Haut gewaschen hatte, rief:
    »Er beschwor ein dutzendmal den Opfertod auf uns herab! Und, beim Lichtboten, er würde die Drohung wahrgemacht haben.«
    »Warum willst du diesem Hexenmeister, der deine Männer tötete, seine Überlegenheit
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