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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind
Autoren: Hans Kneifel
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Freund:
    »Vielleicht… wenn Luxon auf der Nullora ist, wird auch Varamis bei ihm sein. Er hat’s geschafft. Was ich nicht konnte, er tat es. Er hat für kurze Zeit die Unsichtbarkeit aufge…«
    Wieder zeigte sich die Galeere.
    Diesmal blieb das Schiff in der sichtbaren und faßbaren Wirklichkeit. Die Krieger erkannten, daß der einzige Augenblick vorbei war, der dem Angreifer die entscheidende Möglichkeit geboten hätte. Beide Schiffe fuhren mit den Rammspornen aufeinander zu – die Nullora würde die Rhiad nicht mehr voll mittschiffs treffen und die Planken zertrümmern.
    Luxons Flaggschiff traf mit dem wuchtigen Sporn den axtartigen Bug des anderen Schiffes, rutschte daran ab und zerbrach« fünfzehn Reihen von Riemen. Die abbrechenden Teile der Riemen richteten im Ruderdeck ein Gemetzel an. Die Katapulte krachten, die Speergeschosse heulten, und jeder, der eine Waffe in der Hand hielt, begann zu schreien.
    Dann, gleichzeitig, trafen die Schiffe aufeinander. Der Rammsporn der Rhiad bohrte sich in einer Luke in den anderen Schiffskörper, und im Geräusch des brechenden Holzes und der reißenden Metallbeschläge ging das Krachen unter, mit dem die Schneide der riesigen, wuchtigen Rammvorrichtung die Reling abscherte, eine Rah zerbrach, eine Reihe von Riemen zersplitterte und sich dann in die Planken bohrte.
    Ein wilder, gellender Schrei ertönte:
    »Hierher, Hrobon! Hier sind wir!«
    Hrobon und Kukuar stürmten los. Eine Schar von Kriegern schwang sich an Tauen auf den Bug der Nullora und sprang über die berstenden Balken der Reling. Hinter ihnen heulten die Pfeile der Bogenschützen, und zwei riesige Feuerkugeln stiegen auf und trafen in die Segel der Rhiad .
    »Wir kommen, Luxon!« schrie Hrobon und rannte weiter.
    Dutzende einzelner Kämpfe waren entbrannt. Im Rumpf der Rhiad gurgelte brausend das Wasser. Das Schiff legte sich schräg, und Kukuar sah nur noch vor sich den Hexer, der mit ausgebreiteten Armen dastand und Blitze zu schleudern schien. Wie anders wäre es zu erklären, daß an verschiedenen Stellen der Rhiad plötzliche Brände aufflammten?
    Noch bevor sich Hrobon mit einem weiten Sprung an Bord der Nullora schwingen konnte, sah er, wie Luxon mit einem weiten Satz auf das Bugdeck der Zaketergaleere hinaufsprang und Aiquos angriff. Ein paar Krieger warfen sich ihm entgegen und wurden mit wilden Schwerthieben zurückgetrieben.
    Der Hexenmeister schrie etwas über die Schulter.
    Eine Gestalt mit drei Köpfen, die durch ein riesiges gelbes Gewand verhüllt war und sich an der Reling anklammerte, sollte wohl gehorchen. In diesem Augenblick berührten die Füße Hrobons das Deck. Er sah sich vier calcopischen Kriegern gegenüber und hob den Schild. Noch ehe er den ersten Schwerthieb führen konnte, heulte an seiner Schulter ein Pfeil vorbei und bohrte sich in den Hals des angreifenden Calcopers.
    Und dann erkannte er zu seiner unendlichen Verwunderung, daß nicht nur Loggharder gegen die fremden Krieger kämpften, sondern daß sich die Mannschaften der Galeere gegenseitig bekriegten. Einige wurden schnell entwaffnet, andere wehrten sich mit fassungslosem Gesichtsausdruck gegen ihre eigenen Kameraden.
*
    Erschöpft hielt sich Varamis an dem dicken Tau fest. Er war erschöpft, aber auch voller Stolz.
    Ich habe ihn besiegt! Mein Zauber war mächtiger als seiner! sagte er sich immer wieder.
    Nur ein paar Herzschläge lang war es ihm gelungen, die Unsichtbarkeit des Schiffes aufzuheben. Aber es hatte genügt, den Männern der Rhiad einen wichtigen Vorteil zu schaffen. Jetzt sah er, voller Verwunderung und undeutlich wie hinter dicken Schleiern, daß sich wahrhaft erstaunliche Vorgänge abspielten.
    Luxon hatte unter der Mannschaft Verbündete, deren Beweggründe er nicht klar erkannte!
    Jedenfalls behinderten diese Calcoper weder den Shallad noch die anderen falschen Lyrländer, die kämpfend und fechtend auf das Bugdeck eindrangen. Dort hob Aiquos mit allen Anzeichen gesteigerter Wut seinen Lichtstab.
    Luxon, der das Schwert hoch erhoben über seinem Kopf schwenkte, hielt inne und hörte:
    »Ihr gehorcht mir nicht mehr!«
    Die Stimme des Hexenmeisters, der von dem Kampf rings um ihn und das Bugdeck völlig unbeeindruckt zu sein schien, war schrill vor Zorn und Erstaunen. Er meinte offensichtlich die drei Duinen. Im Heck und unterhalb des Bugdecks wurde erbittert gekämpft. Immer mehr Loggharder sprangen herüber auf die Nullora, während ihr eigenes Schiff schwer im Wasser lag.
    »Ihr habt nicht
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