Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
Vom Netzwerk:
Gleichklang der Tropfen, die von der
Decke platschten, zu zählen. Einen Schein nach dem anderen legte er sorgfältig auf
der Tischplatte zu einem Stapel ab. Als er fertig war, konnte er es kaum
glauben. Er holte tief Luft, bevor er mit dünner Stimme verkündete: „Ich werde
wahnsinnig, das sind sechstausendeinhundertundzwanzig Euro!“
    Jonny riss die Augen weit
auf: „Scheisse“, war alles, was er hervorbrachte, während er sich mit beiden
Händen an die Stirn griff.
    Als sich die Beiden wieder
gesammelt hatten, durchstöberten sie die übrigen Fächer der Geldbörse. Gipsy
förderte einen Personalausweis und einen Führerschein zu Tage, beides mit
Bildnissen des Mannes versehen, den sie zuvor ausgeraubt hatten.
    Jonny legte sie, gemeinsam
mit dem Reisepass auf einen separaten Stapel: „Ich kenne da jemanden, der gutes
Geld für Ausweise bezahlt. Ich glaube, er verkauft sie an die Russen, ich werde
gleich morgen mal bei ihm vorbeischauen.“
    Anschließend richteten sie
ihre Aufmerksamkeit auf den verbleibenden Inhalt des Koffers. Er war gefüllt
mit Dingen, die sich ebenfalls gut verkaufen lassen würden. Dann wanderte Gipsys
Blick über das Schaumstoffkissen. In ihm war eine kleine, längliche Röhre aus
Glas gebettet. Die Öffnung war mit einem Gummipfropfen verschlossen, im Gefäß
schwamm eine gelbliche Flüssigkeit. Geringschätzig nahm Gipsy das Gefäß mit
spitzen Fingern aus der Aussparung, begutachtete es kurz und warf es dann in
hohen Bogen gegen die Wand, wo es mit lautem Klirren zerbarst: „Was ich nicht
kenne, kann ich auch nicht verkaufen!“
    Jonny nickte.
    „Weißt du was?“, zwinkerte
er Jonny zu, „Wir gehen jetzt erst mal ordentlich einen saufen!“
    Er klappte den Koffer zu,
verriegelte das Schloss erneut, stand auf und ging zur Tür, Jonny folgte ihm.

Kapitel 1
    Ohne Vorwarnung wurde die
Stille im Raum durch Mozarts „Einen kleine Nachtmusik“ durchschnitten. Im
Hintergrund ertöne ein monotones, stetig wiederkehrendes, Brummen.
    Jemand wälzte seinen Körper
im Bett herum, ehe, einem klack nachfolgend, das Licht der Nachttischlampe den
Raum flutete.
    Inspektor Gabriel Stark
schob die Seidenbettwäsche zur Seite und drehte sein Handgelenk, bis er das
Ziffernblatt seiner Rolex sehen konnte – es war gerade einmal halb fünf Uhr
morgens.
    „Scheiße“, fluchte er, bevor
er mit seinen Fingern durch das zerdrückte, halblange Haar fuhr. Anschließend
griff er zu seinem Smartphone, das unentwegt vor sich hin musizierte.
    Seufzend presste er seinen
Daumen auf den Touchscreen und führte das Telefon an sein rechtes Ohr: „Stark“,
meldete er sich.
    Im Halbschlaf lauschte er
den Worten vom anderen Ende der Leitung.
    „Ich verstehe, ich mache
mich auf den Weg. Sagen Sie den Jungs von der Spurensicherung, dass sie diesmal
sauber arbeiten sollen, noch besser wäre sie greifen erst gar nichts an, bis
ich dort bin!“
    Ohne ein Wort der
Verabschiedung unterbrach er die Verbindung und legte das Smartphone zurück auf
die Glasfläche seines Nachtkästchens. Er stand auf, sein sportlicher Körper nur
von einer Boxershorts bedeckt, und schlürfte ins Bad. Die Größe des Raumes war
beeindruckend, anderer Menschen Wohnzimmer mochten kleiner sein. Dominiert
wurde sein persönliches Spa von einer nach allen Seiten frei stehenden Badewanne
im Zentrum des Raumes.
    In der hinteren Ecke des
Raumes befand sich eine Massagedusche, die auf einem roten Granitsockel aufgebaut
war. Ein ausgeklügeltes System aus unzähligen Spots, die in die Decke
eingelassen waren, ließ den Raum in hellem Licht erstrahlen. Stark blickte in
den mannesgroßen Spiegel und wunderte sich für einen Moment, wie er wohl in
zehn Jahren aussehen würde. Er war Mitte dreißig, gut aussehend und auch ein
bisschen stolz darauf. Auch wenn er auf seinen Körper achtete, so machte er
keinen Kult daraus. So wie viele andere, betriebt er ein wenig Sport, ging ab
und zu shoppen und benutzte handelsübliche Pflegeprodukte für Männer.
    Das eiskalte Wasser
prickelte auf seinem Gesicht und brachte seinen Kreislauf in Schwung. Angeregt
kämmte er seine Haare, während er sich selbst im Spiegel anflirtete.
    Nachdem er Gel in seinem
Haar verteilt hatte, fischte er aus seinem begehbaren Kleiderschrank eine
Wrangler-Jeans und ein passendes Designerhemd samt Sakko, in das er schlüpfte.
    Am Weg zur Tür griff er nach
seiner Dienstwaffe, eine in schwarz gehaltene Walther P99, steckte sie in
seinen ledernen Schulterholster und verließ die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher