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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einem Vetter des gnädigen Herrn bewohnt. Seit jenen Tagen steht es leer."
    „Wie kommt es, daß Sie ausgerechnet heute Abend dieses Zimmer betraten? Wurde ein Gast erwartet?"
    „Nein, Sir, aber ich bin außerordentlich zugluftempfindlich. Sobald ich den leisesten Hauch von Zugluft spüre, sehe ich mich nach der Ursache um. Ich entdeckte nirgendwo ein offenes Fenster . . . aber hier, in diesem Raum, stieß ich auf die offene Balkontür. Ich bin absolut sicher, daß sie noch am Vormittag verschlossen war."
    „Wird hier denn nie gelüftet?"
    „O doch, Sir. Einmal in der Woche. Die Putzfrau war vor drei Tagen hier. Wenn sie nach ihrem Weggang die Tür offen gelassen hätte, wäre mir das nicht entgangen."
    Vom Balkon kam ein junger Beamter herein.
    „Am Mauerwerk sind ein paar frische Kratzspuren. Es ist durchaus möglich, daß der Täter über den Balkon ins Zimmer gedrungen ist."
    „Mit dem schweren Macolm?" fragte Morry. „Ausgeschlossen!" Er wandte sich wieder an den Butler. „Fahren Sie fort. Sie kamen herein, um nach dem Rechten zu sehen und entdeckten dabei nicht nur die offene Balkontür, sondern auch den Toten."
    „So ist es, Sir. Es war ohne Zweifel der schwerste Schock meines Lebens. Ich rief sofort die Polizei an."
    „Das war richtig. Denken Sie jetzt bitte einmal genau nach. Können Sie sich an irgendein hervorstechendes oder besonders auffälliges Ereignis erinnern? Vielleicht an einen Besucher, der sich merkwürdig benahm?"
    Der Butler legte die Stirn in Falten. „Ja, ich weiß nicht recht . . ."
    „Nun?"
    „Ein Besucher, der den gnädigen Herrn zu sprechen wünschte, benahm sich in der Tat ein wenig merkwürdig. Aber er hinterließ keineswegs den Eindruck eines Gewaltverbrechers."
    „Kennen Sie den Mann?"
    „Ja, Sir. Er stellte sich nicht vor, aber ich hörte später, daß er Ashton Cabott heißt."
    „Erwähnte Sir Macolm gelegentlich diesen Namen?"
    „Nur einmal, Sir?"
    „Wovon lebte Sir Macolm?"
    „Von seinen Einkünften als Museumsdirektor und von den Zinsen seiner Erbschaft, die ihm sein Onkel vermachte."
    „Führte er ein sehr aufwendiges Leben?"
    „Nein, Sir. Er liebte zwar gutes Essen und teure Weine, aber im wesentlichen beschränkten sich seine Interessen auf die Gebiete, die mit seinem Beruf als Archäologe in Zusammenhang standen."
    „Besprach Sir Macolm gelegentlich private Dinge mit Ihnen?"
    „Nein, Sir. Er achtete streng auf die gebotenen Grenzen zwischen Herr und Diener."
    „Soll das heißen, daß er arrogant war?"
    „Nein, Sir. Ich beklage mich keineswegs. Wenn ich etwas hasse, so sind es die biederen Annäherungsversuche allzu sozial denkender Arbeitgeber. Ich bin, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, ein Butler der alten Schule."
    „Hatte Sir Macolm Feinde?"
    „Nicht, daß ich wüßte, Sir."
    „Vermochten Sie an ihm in letzter Zeit irgendwelche Veränderungen festzustellen?"
    „Nein, Sir."
    „Wann traf er das letzte Mal mit Miß Britton zusammen?"
    „Darüber bin ich nicht informiert, Sir."
    „Die junge Dame war demnach noch niemals hier im Hause?"
    „Noch nie, Sir."
    „Vielen Dank, das genügt."
    Der Butler verbeugte sich und ging zur Tür. Er vermied es dabei, einen Blick auf seinen toten Herrn zu werfen. Hilfsinspektor May, ein hagerer, hochaufgeschossener Beamter in einem ziemlich mitgenommen aussehenden Trenchcoat, blickte dem Butler hinterher.
    „Diese gräßlichen Stockfisch-Naturen!" sagte er, nachdem sich die Tür hinter dem Diener geschlossen hatte. Er äffte die Stimme des Butlers nach. „Wenn ich etwas hasse, so sind es die biederen Annäherungsversuche allzu sozial denkender Arbeitgeber! Trottel!"
    Kommissar Morry lächelte zerstreut. „Was wollen Sie, May? Ein Diener hat eben auch seinen Stolz. Aber die Aussage hat uns keinen Schritt weiter gebracht. Fassen wir zusammen. Sir Macolm wurde voraussichtlich von einer Kugel des gleichen Kalibers getötet, die auch Constance Britton traf. Die Ballistiker werden hoffentlich sehr schnell ermitteln, ob die beiden Kugeln aus der gleichen Pistole abgefeuert wurden..."
    „Ich finde, es ist von größter Wichtigkeit, daß wir endlich Britta Britton aufspüren", meinte May. „Wo kann sie nur stecken?"
    Es klopfte. Die Tür öffnete sich und ein uniformierter Beamter betrat salutierend das Zimmer. „Wir haben gerade die Nachricht bekommen, daß die Operation an Miß Constance Britton zufriedenstellend verlaufen ist, Sir. Die Patientin wird voraussichtlich in ein oder zwei Tagen
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