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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gilbert Ferguson Sir Macolm ermordet hatte. Wenn sich Ferguson mit der Absicht trug, Britta Britton zu heiraten, war es für ihn wichtig gewesen, sich des gefährlichsten Nebenbuhlers zu entledigen. Ashton saß noch immer in dem kleinen Salon, wo Ferguson ihn verlassen hatte.
    Er sah müde und verfallen aus und hatte das Gefühl, aus höchsten Höhen in die Niederungen des Elends gestoßen worden zu sein. Seinem Vermögen stand ein weiterer, entscheidender Aderlaß bevor, und die Zukunft, die sich durch die Möglichkeit einer Ehe mit Constance rosarot präsentiert hatte, war durch Fergusons Forderung in jähes Dunkel getaucht worden.
    Er atmete schwer. Es gab nur einen einzigen Ausweg: Ferguson mußte weg. Ashton schob die Unterlippe nach vorn. War das überhaupt möglich? Ferguson war kein Dummkopf. Wenn er einen Detektiv beschäftigte, war auch anzunehmen, daß er sich in der jetzigen Situation durchaus der persönlichen Gefahr bewußt war, in der er schwebte. Gewiß hatte er entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Trotzdem: Ferguson mußte weg.
    Aber wie?
    Ashton erhob sich entschlossen. Er erinnerte sich an einen Mann, der in Soho eine winzige Kneipe betrieb und allerlei Beziehungen zur Londoner Unterwelt hatte. Es wurde behauptet, daß dieser Mann jede Art von Geschäft und Auftrag vermitteln konnte.
    Ashton verließ das Haus und fuhr mit dem Wagen nach Soho. Als er vor der Kneipe aus dem Wagen kletterte, war der Wirt gerade dabei, die Tür des Lokals zu schließen.
    „Polizeistunde!" brummte er, als Ashton an ihn herantrat. „Ich kann Ihnen nichts mehr verkaufen."
    Der Wirt war ein kleiner, muskulöser Mann mit einem kurzen, gedrungenen Nacken und schütterem Haar. Seiner platten Nase war anzusehen, daß sie schon manchen Faustkampf überstanden hatte. „Ich bin nicht gekommen, um etwas zu trinken."
    Der Wirt musterte Ashton aus kleinen, verkniffenen Augen.
    Ashton zog eine Fünfpfundnote hervor. „Ich werde Sie nicht lange aufhalten."
    Der Wirt nahm ihm die Note ab und sagte: „Treten Sie ein."
    Kurz darauf saßen sie in dem winzigen, verräucherten Lokal an einem Tisch, auf dem noch die Biergläser der Abendgäste standen. Der Wirt hatte die nackten, mit Seefahrtsmotiven tätowierten Arme auf die Tischplatte gelegt. Er betrachtete Ashton mißtrauisch.
    „Also los . . . was gibt es?"
    Ashton befeuchtete sich die Lippen. Er hatte sich noch nie in einer ähnlich makabren Situation befunden. Wenn das nun der falsche Mann war? Wie begann man solch ein Gespräch? Vielleicht beschäftigte sich der Wirt nur mit dem Verkauf von Rauschgift, vielleicht war es ein kleiner Hehler, möglicherweise sogar ein Spitzel der Polizei . . .
    Man wußte bei diesen schmierigen Gesellen nicht, woran man war. Sie hielten die stets empfangsbereiten Hände nach allen Seiten offen hin.
    Ashton gab sich einen Ruck.
    „Ich kenne einen Mann, der verschwinden muß. Einen gewissen Gilbert Ferguson."
    Der Wirt schwieg. Er blickte Ashton mit einem starren, grübelnden Blick an.
    „Haben Sie mich verstanden?" fragte Ashton.
    „Ich bin nicht taub. Okay. Ein Mann muß verschwinden. Was habe ich damit zu schaffen?"
    „Ich hatte gehofft, Sie würden mir dabei behilflich sein können."
    Der Wirt fuhr sich mit einem nicht ganz sauberen Finger unterhalb der Nase geräuschvoll hin und her. „Da sind Sie an die falsche Adresse geraten", sagte er dann. „Wofür halten Sie mich eigentlich? Für einen Menschenräuber?" Er stand auf und stemmte die muskulösen Arme auf den Tisch. „Verschwinden Sie! Machen Sie, daß Sie rauskommen!"
    Ashton erhob sich. „Ist das Ihr letztes Wort?"
    „Raus!"
    „Ich kann verstehen, daß Sie auf diese Weise reagieren. Vielleicht halten Sie mich für einen Spitzel..."
    Der Wirt kam um den Tisch herum. „Sie sind kein Spitzel", erwiderte er und griff nach Ashtons Jackettkragen, um den Stoff zwischen den Fingern zu prüfen. „Prima Ware! So was kann sich kein Polizeispitzel leisten. Sie sind nicht aus dieser Gegend, was?“
    „Werden Sie mir helfen?"
    „Nein. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben. Hauen Sie endlich ab!"
    „Ich wäre bereit, die Hilfe mit fünftausend Pfund zu honorieren", sagte Ashton, als sie auf die Tür zugingen.
    Der Wirt blieb stehen. „Fünftausend?" fragte er lauernd.
    „Ja."
    „Für jeden?"
    „Wie meinen Sie das?"
    „Sie können nicht erwarten, daß ich mir bei dem Geschäft die Hände schmutzig mache. Ich kann es vermitteln. Das ließe sich für fünftausend machen.
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