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Der ungezähmte Highlander

Der ungezähmte Highlander

Titel: Der ungezähmte Highlander
Autoren: Hannah Howell
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dass sie mich töten wollten; zumindest nicht so schnell. Sonst wären sie mir den Hügel hinuntergefolgt, um mich vollends zu erledigen. Aber das haben sie nicht getan. Deshalb bezweifle ich, dass sie mir nach dem Leben trachteten.«
    »Das mag sein, aber sie könnten natürlich auch geglaubt haben, dass Ihr schon tot seid oder es zumindest bald sein würdet. Warum sich also die Mühe machen? Da, wo Ihr lagt, stand die Chance schlecht, dass man Euch finden würde.«
    »Das stimmt. Und was ist mit meinem Pferd?«
    »Es steht im Stall«, erwiderte Bruder Matthew. »Und all deine Sachen sind unberührt. Es ging also auch nicht um Raub.«
    »Vielleicht«, meinte Liam. »Aber vielleicht haben sie sich auch beim Einfangen von Gilmour verausgabt. Er scheut vor allen Fremden, vor allem vor Männern, und er ist schneller als die meisten Pferde.«
    »Er war bei Euch, als wir Euch gefunden haben«, sagte Keira und trat ans Feuer, um ein wenig Brühe aufzuwärmen. »Ein treues Tier.«
    »Ihr hattet kein Problem mit ihm?«
    »Nay, überhaupt nicht. Anfangs wusste er nicht recht, was er von meinem Cousin halten sollte, aber ich habe ihm gut zugeredet. Er wollte Euch nicht verlassen, nicht einmal, als wir Euch in die Kate geschafft hatten. Ich musste ihn hereinführen, damit er sich vergewissern konnte, dass Ihr in Sicherheit seid. Trotzdem habe ich ihn erst zwei Tage später überreden können, in den Stall zu gehen.«
    »Ihr habt Gilmour hereingeführt?«
    »Aye, er war so besorgt um Euch.« Sie warf ein paar Heilkräuter in einen Becher mit Apfelwein.
    Liam sah auf den grinsenden Bruder Matthew, dann lachte er leise. Das tat zwar weh, aber er achtete nicht weiter auf den Schmerz. Zum ersten Mal, seit er wieder bei vollem Bewusstsein war, war er sich sicher, dass er leben würde. Mit einem Fuß im Grab wäre ihm jedenfalls nicht zum Lachen zumute gewesen.
    »Ah, Ihr lacht«, bemerkte Keira und stellte den Becher mit dem gewürzten Apfelwein auf einen kleinen Tisch neben das Bett. »Das ist ein gutes Zeichen.« Sie setzte sich auf die Bettkante, eine Schüssel Brühe in der Hand. »Einem Sterbenden fällt es nämlich schwer, über etwas zu lachen.«
    »Es sei denn, er ist zu blöde, um zu merken, dass er stirbt«, meinte Liam gedehnt.
    Er schluckte die Brühe, die sie ihm mit einem Löffel einflößte. Sie war zwar dünn, schmeckte jedoch nach Kräutern und Gemüse. Dennoch hoffte er, bald wieder etwas zu sich nehmen zu können, bei dem er kauen musste. Allerdings würde es wohl noch eine Weile dauern, bevor er kräftig genug war, um übers Essen zu streiten; denn schon die einfache Aufgabe, Brühe und Wein zu schlucken, strengte ihn an. Ermattet sank er zurück in die Kissen, während Keira die leere Schüssel und den Becher wegstellte.
    »Liam, weißt du, wer dir das angetan hat?«, fragte Bruder Matthew.
    »Ich habe einen Verdacht«, erwiderte Liam, »aber ich bin mir nicht sicher. Sie haben miteinander geredet, während sie auf mich einschlugen, aber ich glaube, es wird noch ein Weilchen dauern, bis ich mich genau daran erinnere. Ob es mir viel helfen wird, weiß ich freilich nicht.«
    »Vielleicht war es ein alter Feind? Oder ein Feind deines Clans?«
    »Nay, das glaube ich nicht.«
    »Nun, gewiss wirst du dich bald an mehr erinnern. Sollen wir deine Familie benachrichtigen?«
    »Nay, noch nicht; erst, wenn ich mehr darüber weiß, wer das getan hat und warum. Ich möchte ihnen keinen unnötigen Ärger aufhalsen.« Er verzog das Gesicht. »Vielleicht wäre es auch besser, wenn ich von hier verschwände.«
    »Und wohin willst du gehen, mein Freund? Nay, du bleibst, bis du so weit genesen bist, dass du reisen kannst. Jetzt ruh dich aus, nichts fördert die Heilung besser als Schlaf.«
    Liam nickte matt und schloss die Augen. Als er hörte, dass Bruder Matthew und Keira sich entfernten, schlug er die Augen einen Spalt breit auf, um sie zu beobachten. Er war zwar erschöpft, aber noch nicht bereit zu schlafen. Seine Schmerzen waren durch Keiras Kräuter gelindert, und das wollte er gern noch ein Weilchen genießen. Außerdem war er neugierig, was das für eine Frau war, die ihm das Leben aufgrund eines Traums gerettet hatte. Obwohl er mehr oder weniger an so etwas glaubte und Bruder Matthew offenbar davon überzeugt war, hatte er das Gefühl, dass Misstrauen angebracht war. Er musste in Erwägung ziehen, dass wenn sie ihn nicht aufgrund einer Vision gefunden hatte, sie von dem Angriff gewusst hatte. Die Vorstellung war ihm
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