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Der Überlebende: Roman (German Edition)

Der Überlebende: Roman (German Edition)

Titel: Der Überlebende: Roman (German Edition)
Autoren: Ernst-Wilhelm Händler
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schielte. Nicht, wenn sie geradeaus oder nach links sah, nur wenn sie ihren Blick auf einen Gegenstand rechts von sich richtete. Dann befand sich die rechte Pupille im rechten Augenwinkel, aber zwischen der linken Pupille und dem rechten Augenwinkel des linken Auges schien noch das Weiß auf. Ich fragte mich, ob die schwarze Schminke um ihre Augen herum die Asymmetrie unterstrich oder ob sie sie herunterspielte. Einerseits betonte der Kontrast zwischen dem Weißen in ihren Augen und dem schwarz geschminkten Unterlid die Fehlstellung der linken Pupille, andererseits verschmolzen die Pupillen mit den Oberlidern und den niedrigen Augenbrauen. Ich konnte mich nicht entscheiden.
    Nach einiger Zeit lockerte Sondra das türkisfarbene Band, mit dem sie ihre Haare zurückgebunden hatte, sie schüttelte den Kopf und bauschte die Haare auf. Die Deckenbeleuchtung war nicht eingeschaltet, Peter und Sondra unterhielten sich im Schein von zwei Tischlampen. Peter öffnete den Mund, um etwas zu sagen, in diesem Moment leuchtete einer der patrouillierenden Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes mit einer Taschenlampe durch das Fenster des ebenerdigen Besprechungszimmers im Bürogebäude. Ich musste an die Aufnahme eines Raumabschnitts im All denken: das Licht der Taschenlampe im Fenster eine weit entfernte gelbe, scheibenförmige Galaxie, daneben die punktförmige Widerspiegelung des LEDs vom Bildschirm im Besprechungszimmer als rote Supernova eines um Größenordnungen näheren Sterns. Der Wachmann sah, dass alles in Ordnung war, und ging weiter.
    Ich schaltete den Bildschirm aus und gab mich einem passenderweise schnell verebbenden Siegesrausch hin. Da war nichts Wonniges zwischen den beiden. Sie hatten sich nicht gegen mich verlobt.

    Als ich auf der Fußgängerbrücke zwischen dem Hauptgebäude und den Satellitenterminals von Berlin Brandenburg Willy Brandt auf Peter wartete, dachte ich: Ich lebe in einem perfekten Augenblick.
    Der Swarm-bot war in die Wirklichkeit gesprungen! Zehn beliebig im Raum verteilte S-bots hatten sich zu einer nicht vorprogrammierten Form zusammengesetzt und eine dreißig Zentimeter lange Eisenstange transportiert. Aus dem jovial beauftragten und nachsichtig kontrollierten Hin und Her, dessen Unschlüssigkeit jedoch Anlass zur Sorge gegeben hatte, war eine perfekt funktionierende Folge in Zeit und Raum geworden! Es war, als habe jeder Roboter etwas Bestimmtes in der Ferne entdeckt, das er ungläubig wiedererkannte. Mit zusammengekniffenen Augen bemühten sich die S-bots, ein bisschen deutlicher zu sehen. Sie zwinkerten einander zu!

    Maren – das Roboterlabor ist mein Leben! – Bitte teile mein Leben mit mir! – Ich weiß, dass du zuhörst!

    Die S-bots sind nicht groß, mit dem turmartigen Aufbau etwa fünfundzwanzig Zentimeter. Der Korpus hat die Form eines abgeflachten Zylinders, er ist drehbar auf einem Fahrgestell mit zwei Walzen und zwei Raupenketten montiert. Sie sind robust, die kleinen Kerle. Verblüffend flott zuckeln sie durch die Gegend! Im Turm ist eine nach allen Richtungen drehbare Kamera installiert. Besessen mustern sie ständig ihre Umwelt. Wonach halten sie Ausschau? Über die Oberfläche sind Laser-Scanner und Ultraschall-Sensoren verteilt. So bunt: Alle Konturen sind durch farbige LEDs nachgezeichnet. Mittels der Sensoren und der Kamera orientiert sich der S-bot im Raum und erkennt andere S-bots. Nie schmollen die kleinen Schreihälse. Immer wechseln sie ein paar nette Worte mit ihrer Umgebung!
    Jeder S-bot hat einen starren Greifarm, der um dreihundertsechzig Grad in der Horizontalen bewegt werden kann, und einen flexiblen Greifarm. Wenn sie Aufgaben allein erledigen, benutzen sie beide Greifarme. Arbeiten sie zusammen, dient der starre Greifarm der Koppelung, mit dem flexiblen wird der Arbeitsauftrag ausgeführt.
    Von weitem wirkt es ungeschlacht, aber aus der Nähe sieht man, wie delikat das Skelett des Swarm-bots aus den einzelnen S-bots gebildet wird.
    Ständig ändert sich etwas: nicht vorhergesehene Schwierigkeiten auf dem Untergrund, nicht vorhersehbare Verschiebungen des Schwerpunkts des zu manipulierenden Gegenstands. Scheinbare Unmöglichkeiten, vor denen die S-bots auf keinen Fall kapitulieren dürfen! Die Unterlassungssünde des Sich-nicht-Koppelns kann nicht bestraft werden, und sie wird es doch. Alle zusammen verkörpern sie das beständig einstürzende, aber sich unaufhaltsam jedes Mal wieder neu aufrichtende Selbstvertrauen von uns allen.
    Die erste Aufgabe, die
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