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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition)
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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nun direkt vor ihr. Er blickte sie an, und in seinen Augen fand sie all das, wonach sie sich immer gesehnt hatte.
    »Marc?« Die Gefühle trafen Joe mit voller Wucht.
    »Alles Gute zum Geburtstag, Joe.«
    Ihr Puls schlug so heftig, dass sie das Pochen in ihren Schläfen hören konnte. Sie lehnte sich an den Türstock, hielt sich mit einer Hand daran fest und spürte, wie die plötzliche Hitze bis in ihren Nacken hinaufzog. Jetzt bloß nicht ohnmächtig werden!, nahm sie sich vor und schluckte, um der Trockenheit in ihrem Mund entgegenzuwirken, denn sie wollte endlich etwas sagen können. »Warum bist du gestern nicht gekommen?«, platzte sie dann heraus. Dabei vibrierte ihre Stimme.
    »Ist besser so. Hier. Das ist für dich.« Er reichte ihr ein kleines, schmales Paket. Es war eine Schachtel, nicht besonders schwer. »Damit du gut durch die Kälte kommst.«
    »Danke«, murmelte Joe und kam sich lächerlich vor in ihrem dünnen Kleidchen.
    »Ich geh dann mal wieder.«
    In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft. Aber sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen, obwohl sie ihm doch so viel sagen wollte. Warum fiel ihr nur jetzt nichts Passendes ein? Ihr lagen doch so viele wichtige Dinge auf dem Herzen! Stattdessen stand sie einfach nur da und starrte ihn mit großen Augen an, als könnte sie nicht bis drei zählen.
    »Pass gut auf dich auf.« Marc lächelte, wirkte aber seltsam traurig.
    Joe nickte stumm. Sie hätte heulen können, als er Sekunden später wieder die Treppe hinuntereilte. »Du auch«, rief sie ihm noch mit belegter Stimme nach, aber da war Marc längst um den Treppenabsatz verschwunden.
    Joe ging zurück in die Wohnung und schloss die Tür. Sie legte das Paket auf die Kommode und starrte es an, bis ein Klingelton wieder die Stille zerriss. Marc! Vielleicht hatte er es sich doch anders überlegt. Joe drückte den Türöffner, doch schon am Schritt erkannte sie, dass es Konstantin war, der, strahlend und vor Selbstsicherheit strotzend, nach oben gestiefelt kam.
    »Wow! Du siehst sensationell aus! Hattest du jemand anderen erwartet, oder gebührt mir die Begrüßung?«, fragte er und freute sich sichtlich über seinen kleinen Scherz.
    »Ich muss noch meine Tasche holen«, murmelte Joe und bat ihn, einen Moment im Hausflur zu warten. Sie hastete zurück in die Wohnung, lehnte sich erschöpft gegen die Wand und holte tief Luft. Sie war fix und fertig.
    »Was ist denn hier los?«, brummte Alf, der in seinem Flanell-Pyjama mit Paisley-Muster völlig verpennt am anderen Ende des Flurs auftauchte. »Das ist ja ein reger Verkehr so mitten in der Nacht.« Er war noch so verschlafen, dass er kaum aus den Augen schauen konnte.
    »Erklär ich dir später«, beeilte sich Joe zu sagen und versuchte ein Lächeln, um ihn nicht zu beunruhigen.
    Alf nickte, gähnte und tapste weiter ins Bad.
    Entschlossen schlüpfte Joe in einen Mantel, der das Kleid vollkommen verdeckte. Dann griff sie nach ihrer Handtasche, die sie neben Marcs Geschenk auf der Kommode abgelegt hatte. Für einen Moment starrte sie auf die in blumiges Papier eingepackte Schachtel. Das Papier passte zu ihrem Kleid, und sie bedauerte, dass sie das nicht bemerkt hatte, als Marc noch da gewesen war.
    »Bist du fertig?«, rief Konstantin ihr bestens gelaunt vom Flur aus zu und unterbrach ihre Gedanken. Flugs steckte Joe das Geschenk in ihre große Umhängetasche, setzte ein Lächeln auf und verließ die Wohnung.
    In Konstantins grünem Sportwagen fuhren sie durch die Stadt. Der Wagen befand sich wieder in makellosem Zustand und war blitzblank poliert. An der Oberfläche war nicht mehr die kleinste Spur des Dixi-Klo-Anschlags zu sehen, kein Kratzer auf dem Lack, kein Fleck auf dem beigefarbenen Leder. Nichts. Joe war erstaunt, wie schnell Konstantin den Wagen wieder auf Vordermann gebracht hatte, und sie hörte ihm ganz genau zu, als er strahlend erzählte, dass sich die ganze negative Geschichte für ihn schnell ins Positive gewandelt hatte.
    »Wieso sollte ich also sauer auf dich sein?«, schloss er seinen Bericht. »Das hat mir so viel mehr eingebracht als geschadet. Die Leute rennen mir die Galerie geradezu ein. Alle kaufen wie verrückt. Ich habe noch nie so viel verkauft wie heute, und das in dieser schlechten Zeit. Weißt du, Johanna, eigentlich hast du mir mit deiner Webpage einen großen Gefallen getan. Das war die beste Werbung für mich. Anfangs dachte ich zwar, ich wäre erledigt, aber dann wendete sich das Blatt. Der kleine Schaden am Wagen hat
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