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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt
Autoren: Arno Strobel
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Körper spannte, fügte er schnell hinzu: »Wenn Sie vernünftig sind und mit mir zusammenarbeiten, sind Sie schnell wieder hier raus, das verspreche ich Ihnen.«
    »Wo ist mein Sohn? Und wo ist mein Mann?«, fragte Sibylle eindringlich, woraufhin Muhlhaus den Kopf schüttelte und in einer theatralischen Geste schnaubend ausatmete.
    »Sie haben keinen Sohn, Frau Aurich. Und solange Sie das nicht einsehen, kann ich Sie wirklich unmöglich gehen lassen. Sie wären eine Gefahr für sich und Ihre Mitmenschen. Also ruhen Sie sich aus, bitte.« Mit diesen Worten wandte er sich langsam um.
    Wenn er jetzt geht, ist alles aus. Denk an dein Kind!
    Drei Schritte nur trennten Muhlhaus von der Tür. Sibylle sah sich verzweifelt in dem Halbdunkel um, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, nach was sie suchte.
    Zwei Schritte.
    Lukas …!
    Noch ein Schritt. Mit dem Mut der Verzweiflung warf sie sich nach vorne und prallte mit voller Wucht gegen den Rücken des Arztes. Der schmächtige Körper wurde gegen die Tür geschleudert und fiel zu Boden. Sibylle nutzte seine Überraschung aus, wollte sich auf ihn stürzen, doch Muhlhaus lag still. Er schien bewusstlos zu sein.
    Breitbeinig blieb Sibylle über ihm stehen und atmete hastig.
Der rührt sich nicht mehr, ich hab –
Zitternd streckte sie die andere Hand nach unten aus und legte ihm zwei Finger auf die Halsschlagader. Sein Puls war deutlich zu spüren. Erleichtert machte sie einen Schritt zur Seite, wischte sich die Tränen aus den Augen und betrachtete die grauen Konturen des reglosen Körpers.
Der Schlüssel!
Sie musste sich beeilen, eine solche Chance würde sie nicht wieder bekommen.
    Sie musste nicht lange suchen. In der gleichen Kitteltasche, in der auch das Stethoskop steckte, das sie achtlos auf den Boden warf, fand sie einen Bund mit vier Schlüsseln. Ein kurzes Gefühl des Triumphes durchströmte sie, als sie ihn in der Hand hielt.
    Sie ging um Muhlhaus herum, der so vor der Tür lag, dass sie sich nur ein kleines Stück würde öffnen lassen, weit genug, um hindurchzuschlüpfen. Auf keinen Fall wollte sie den Kerl noch einmal anfassen.
    Hastig probierte sie die Schlüssel aus. Schon der zweite passte. Als die Tür nach innen aufschwang, hätte Sibylle beinahe einen Jubelschrei ausgestoßen. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorne und streckte den Kopf aus der Tür. Das grelle, kalte Licht, das eine Reihe Neonröhren an der niedrigen Decke ausstrahlte, zwang sie dazu, die Augen zusammenzukneifen. Nachdem sie sie vorsichtig wieder geöffnet hatte, blickte sie in einen kahlen, etwa fünf Meter langen Flur. Das Zimmer, in dem sie eingeschlossen gewesen war, lag an der Stirnseite. An der gegenüberliegenden Seite gab es eine weitere Tür. Die grau getünchten, schmucklosen Wände dazwischen waren fenster- und türlos.
    Nicht gerade der typische Krankenhausflur,
dachte sie und machte einen weiteren Schritt in den Gang.
    Sie fröstelte, und sie wurde sich bewusst, dass sie nichts trug als ein dünnes Hemdchen. Einen Moment lang dachte sie darüber nach, in den Raum zurückzukehren und nach ihrer Kleidung zu suchen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Wenn der Kerl aufwachte, während sie nach ihren Sachen suchte, war alles umsonst gewesen. Ein weiteres Mal würde er sich bestimmt nicht überrumpeln lassen. Sie musste schnellstmöglich verschwinden, alles andere war erst mal nebensächlich. So leise wie nur möglich zog sie die Tür hinter sich zu, damit Muhlhaus sie nicht verfolgen konnte, wenn er zu sich kam.
    Das Geräusch, das ihre nackten Füße auf dem kalten Betonboden erzeugten, kam ihr so unnatürlich laut vor, dass sie die letzten Schritte auf Zehenspitzen zurücklegte.
    Die Tür am Ende des Ganges hatte ebenfalls keinen Griff. Dieses Mal passte erst der letzte Schlüssel, den sie probierte.
    Mit pochenden Schläfen betete sie, dass sie keinem Kollegen von diesem Dr. Muhlhaus in die Arme lief, und zog die Tür auf.
    Der Raum dahinter war etwa zehn Meter lang und fast ebenso breit, wie ein großer Kellerraum. Blanke Neonröhren, ungemütliches Licht, kein Fenster. Scheinbar wahllos verteilt standen verschieden große Kisten auf dem Boden herum. Ansonsten war der Raum leer.
    Sibylle atmete auf und durchquerte ihn mit schnellen Schritten. Als sie durch den Durchgang auf der gegenüberliegenden Seite trat, fand sie sich in einem düsteren, engen Treppenhaus mit unverputzten Betonwänden wieder.
    Mit klopfendem Herzen setzte sie ohne Zögern ihren nackten
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