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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Schmitter
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Tisch mit Glaseinsatz dominiert wurde. An der gegenüberliegenden Wand thronte ein großer Fernseher, davor lag eine Landschaft aus bunten Kassetten mit Spielen und Videofilmen, einer Spiele-Konsole und die mit ihr verkabelten Bedienungsgeräten. Dort, wo ein Garten hätte sein können, befand sich lediglich eine quadratische Fläche gepflastert mit Steinen, auf dem ein rechteckiger Tisch mit vier Stühlen in Kippstellung stand. Ein mannshoher Gitterzaun umrahmte diese Sitzgruppe. Der Abstand zum Fußweg entlang den Isarauen war so gering, dass man einem Spaziergänger ein Glas Wasser hätte reichen können.
    »Sie dürfen sich setzen«, sagte Hans Minker, als er das Wohnzimmer betrat. »Kostet bei mir alles dasselbe.«
    Er sächselte, und zwar so deutlich, dass nicht zu erkennen war, ob er es bewusst tat oder es auch mit größtem Bemühen nicht verbergen konnte.
    Die beiden Kommissare setzten sich auf die Couch, Minker nahm den Sessel ihnen gegenüber. Seine Schultern waren so breit, dass der Fernseher hinter ihm fast verschwand.
    »Ich habe bei meinem Sohn den Verband gewechselt. Es gibt so ein paar … drücken wir es einmal ganz, ganz vorsichtig aus: Verbrecher, die Bierflaschen zerschmettern und die Scherben so geschickt zwischen den Kieseln verstecken, dass man sie erst dann findet, wenn man mit den nackten Füßen draufgetreten ist. Vor drei Wochen hat es meinen Ältesten erwischt, am Sonntagnachmittag den Jüngeren. Sind halt Brüder, könnte man sagen. Ist aber keine Freude, die schreienden Bälger ins Krankenhaus zu fahren.«
    »Hat man die Verantwortlichen gefasst?«
    »Verantwortliche nennen Sie die?« Minker beugte sich nach vorne und hob in einer schnellen Bewegung den Kopf, als wollte er Gerald provozieren. »Wo übernehmen die denn Verantwortung? Natürlich hat man niemanden gefasst. Wie sollte man auch, wenn Ihre Kollegen sich hier nie blicken lassen. Und selbst wenn: Dann hätte man sie in vielleicht zwei, drei Jahren mal zur Anhörung bei einem Richter gebeten, und anschließend hätten sich meine Söhne bei ihnen entschuldigen müssen, weil ihre Eltern einer geregelten Arbeit nachgehen und brav ihre Steuern zahlen. So läuft das doch mittlerweile bei uns. Der normale Bürger darf nur die Klappe halten und zahlen. Für die Täter stehen sie alle Schlange, die Psychologen, die Sozialpädagogen, die Betreuer, die Resozialisierer und wie sie alle heißen. Dann bringt man dem Pack bei, dass das kaputte Elternhaus und die böse Gesellschaft an allem schuld sind, und dann spendiert man ihnen auf Kosten der Steuerzahler einen Segeltörn, damit sie in Zukunft die Fäuste in der Tasche lassen. Dass ich nicht lache. Fragen Sie mich mal, ob einer von diesen Berufsverstehern, von diesen Sozialpädagogen und Psychologen bei meinen Söhnen war? Kommt jemand von denen, um ihnen den Verband zu wechseln, wenn er durchgeblutet ist? Und mit ihnen zu reden, sie zu trösten? Nein, keiner. Keine Menschenseele. Wozu auch, sie sind ja nur das Opfer.«
    Von seinem Platz konnte Gerald einen Teil des Nachbargrundstücks einsehen. Während Minkers Monolog hatte sich ein älteres Ehepaar am Zaun gezeigt. Sie taten so, als würden sie die Blumen betrachten, bückten sich hin und wieder, um etwas Unkraut aus der Erde zu zupfen, aber es war offensichtlich, dass sie wissen wollten, wer da im Wohnzimmer ihres Nachbarn saß. Als Gerald die Hand zum Gruß hob, schauten sie irritiert weg und räumten schließlich ihren Beobachtungsposten.
    »Ist das ein Grund, warum Sie und weitere Anwohner abends gelegentlich selbst nach dem Rechten sehen?«
    »Wer sagt das?«
    »Wir können zwar keine Hundertschaften abstellen, die das Isarufer nach Scherben absuchen«, sagte Batzko, »aber alles entgeht uns trotzdem nicht. Außerdem liegt derzeit eine Anzeige gegen Sie vor, wegen Körperverletzung.«
    Gerald war von seinem Kollegen überrascht. Normalerweise war er es, der die Datenbanken abgraste, um sich auf ein Gespräch vorzubereiten. In diesem Fall hatte wenigstens Batzko daran gedacht.
    Minker machte eine abfällige Handbewegung. »Ich war alleine unterwegs, habe meine Runde gedreht, wie jeden Abend. Da standen zwei Kroaten oder Jugoslawen oder Albaner – ist ja auch egal –, die gegrillt hatten und ihre Überreste der Allgemeinheit überlassen wollten. Haben wohl gedacht, weil es dunkel ist, sieht sie niemand. Und dann … wie es eben so läuft … ein Wort ergibt das andere, und dann hatte einer von denen ein Grilleisen in der Faust. So
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