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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Schmitter
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Kommissars etwas, er schloss kurz die Augen und blies die Luft durch die Backen, aber sein Blick wirkte starr, er hörte nicht auf, den Leichnam zu fixieren.
    »Kennen Sie den Mann etwa?«, fragte der Mediziner überrascht.
    »Natürlich nicht«, fuhr Batzko ihn an. »Das würde auch nichts an Ihren Ergebnissen ändern, oder? Sagen Sie uns doch einfach, was Sie herausgefunden haben und was Ihrer Meinung nach so merkwürdig sein soll.«
    »Verzeihung. Ich wollte nicht aufdringlich sein.« Dr. Hornung klang beleidigt. Er kontrollierte den Sitz seiner Brille und wandte sich der Leiche zu. »Todesursache ist ein heftiger Schlag mit einem festen Gegenstand auf den Kopf, oberhalb der rechten Schläfe, der zu einer Hirnblutung geführt hat. Einen Sturz schließe ich definitiv aus. Sie sehen ja die Wunde, die der Schlag oder auch ein Wurf aus kürzerer Distanz aufgerissen hat. Wenn er von einer Brücke oder dergleichen gefallen wäre, müsste der Körper weitere Verletzungen aufweisen. Es könnte sich um einen Stein vom Isarufer handeln. Ich weiß, dass man den Toten nicht direkt am Fluss gefunden hat. Aber es ist gut vorstellbar, dass er vom eigentlichen Tatort ein paar Meter flüchten konnte, bis er schließlich das Bewusstsein verloren hat. Meiner Einschätzung nach hätte er durchaus gerettet werden können, wenn man ihn nicht erst morgens gefunden hätte. Seine Konstitution war nämlich – damit komme ich zu dem, was ich eingangs erwähnte – bemerkenswert, insofern sie einem Mann in seinem Alter entspricht. Das heißt auch, dass seine körperliche Verfassung auf mich nicht so wirkt, als ob er seit unbestimmter Zeit auf der Straße gelebt hätte. Was konkret meint: keine schlecht verheilten Wunden an den Beinen, keine Hautinfektionen, keine Hämatome oder Kratzspuren von körperlichen Auseinandersetzungen, von Flöhen oder Ungeziefer gar nicht erst zu reden. Er hatte Alkohol im Blut, sogar beträchtlich, aber in keiner lebensbedrohlichen Konzentration. Auch seine Zähne sind äußerst gepflegt, er verfügt über diverse Goldinlays und zwei Implantate. In einem Satz: Das Outfit …«, Dr. Hornung wies mit der rechten Hand auf die Tür zum Flur, wo sich die Kleidung des Toten befand, »… hat mit dem hier …«, mit der linken deutete er auf den Leichnam, »… nichts zu tun. Es sei denn, er hätte seine Karriere als Clochard gerade erst begonnen. Möglicherweise hat ihm auch jemand einen mehrwöchigen Wellness-Aufenthalt mit fünf Sternen spendiert, der ihn wieder vollständig regeneriert hätte. Oder er spielt in einer Münchner Laientheatergruppe einen Bettler und hat sich nach der Probe an der Isar entspannt. Aber was rede ich – letztlich ist es Ihre Aufgabe, genau das herauszufinden.«
    Gerald betrachtete den Kopf des Toten. Der Mann hatte kurze, überwiegend weißgraue Haare und einen breiten, gepflegten Oberlippenbart. Dieser wirkte umso dominanter, weil die Augenbrauen sehr schmal und durch die helle Farbe beinahe durchsichtig waren. Die Stoppeln am Kinn, an den Wangen und am Hals dürften nicht älter als zwei Tage sein. Es war ein maskulin geschnittenes, aber auch eher unauffälliges Gesicht, dem man jeden Tag in einer Verwaltung, einem Geschäft, einem Restaurant begegnen konnte, ohne es sich zu merken.
    »Merkwürdig«, sagte Gerald. Mehr fiel ihm dazu einfach nicht ein.
    Batzko schlug die Abdeckung zurück und warf einen Blick auf die Füße, die so gepflegt wirkten, als hätte sich der Tote gerade erst eine Pediküre gegönnt.
    »Was mich angeht«, sagte Dr. Hornung mit Blick auf Gerald van Loren, »bin ich mit meinen Untersuchungen fertig, die erforderlichen Flüssigkeiten und Gewebeproben sind entnommen. Wir lassen den Toten also vorläufig in der Kühlung. Ich kann Ihnen mit nichts weiter dienen als den Fotos. Kein Schmuck, kein Ring, keine Tätowierungen, lediglich eine klassische Blinddarmnarbe. Keine besonderen physischen Merkmale. Ich würde aufgrund der unterdurchschnittlich entwickelten Muskulatur und der schmalen, gepflegten Hände vermuten, dass der Tote seinen Lebensunterhalt mit geistiger Arbeit verdient hatte.«
    »Dann können wir Beamte und Verwaltungsangestellte der Landeshauptstadt also ausschließen«, kommentierte Batzko mit einem Augenzwinkern. Es war deutlich, dass ihm sein schroffes Verhalten Leid tat und er versuchte, die Atmosphäre wieder etwas zu entspannen. Aber der Forensiker wich seinem Blick aus.
    »Ich werde Ihnen die Bilder und meinen Bericht heute noch mailen, bevor ich
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