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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)
Autoren: Barbara Krohn
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geschrieben. Er warf die These auf, entweder seien beide Toten einem Mörderkommando zum Opfer gefallen, oder aber der zweite Tote habe den ersten Toten umgebracht und zehn Tage später sich selbst. Die Idee war Wasser auf seinen Mühlen, nur daß es, wie er als einziger unter den Journalisten wußte, sich um eine Falle handelte.
    Es war für Marlen und Livia nicht leicht gewesen, Giorgio als Kontaktmann zu gewinnen und ihn davon zu überzeugen, zusammengereimten Unfug zu schreiben, auch wenn dieser sich überzeugend anhörte und jeden Tag sowieso jede Menge Unfug in der Zeitung stand. Sie hatten Giorgio noch am Dienstagabend in der Redaktion erwischt und ihm mit ein paar Sätzen den Mund wäßrig gemacht. Zwanzig Minuten später stand er bei Livia im Atelier. Das Versprechen einer Exklusivgeschichte war so verlockend wie geschwindigkeitsfördernd. Anfangs hatte Giorgio sich gewunden und auf seinem Ehrenkodex als Journalist beharrt: Er sei der Wahrheit verpflichtet und könne auf keinen Fall wissentlich Falschmeldungen verbreiten. Doch da diese Meldungen der Wahrheitssuche dienten, die Kriminalpolizei dahinterstehen und die ganze Geschichte seiner Karriere äußerst förderlich sein würde, hatte er sich schließlich einverstanden erklärt und seinen Kontaktmann bei der Kripo angerufen. Dieser hatte die Geschichte noch in derselben Nacht von seinem Vorgesetzten absegnen lassen.
    Es war vereinbart worden, daß die Tabakfrau den Standort des Lagers verraten und dafür – ebenso wie Marlen und Livia – als ungenannte Zeugin vernommen, aber aus dem weiteren Verfahren ausgenommen bleiben sollte. Teil zwei des Plans sah vor, daß die Zeitungen absolutes Stillschweigen bezüglich des Kunstraubs bewahrten und statt dessen die These der Verwicklung der beiden Toten in den Drogenhandel auswalzten. Außerdem mußte aus der Berichterstattung hervorgehen, daß die Untersuchungen unter der Erde ohne Erfolg beendet seien, daß die LAES ihre Führungen wieder aufnehmen und auch das Kunstspektakel am kommenden Wochenende erneut stattfinden würde. Es sollte so aussehen, als ginge die Polizei davon aus, daß möglicherweise Salvatore Umberto umgebracht habe und dann sich selbst. Es stand bereits fest, daß die Tatwaffe in beiden Fällen dieselbe gewesen war. Entweder sie stammte aus dem Besitz Salvatore delle Donnes oder sie gehörte einer der beiden verdächtigen Frauen. Alles in allem sollten Fiorilla Cacciapuoti und Agnese di Napoli in Sicherheit gewiegt werden. An diesem Punkt setzte Teil drei des Plans an: Die beiden Frauen wurden von Stund an rund um die Uhr überwacht. Man ging davon aus, daß sie das unterirdische Depot in kürzester Zeit wieder auf suchen würden.
    Wo die Falle dann auch fünf Tage später wirklich und wahrhaftig zuschnappte.
    Wie Marlen, Livia und die Tabakfrau der mündlichen und schriftlichen Berichterstattung Giorgios in den darauffolgenden Tagen entnahmen, hatten sie mit ihren Thesen gar nicht einmal so sehr daneben gelegen. Schon beim zweiten oder dritten Verhör hatte Agnese di Napoli, rein taktisch des Mordes an Umberto und Salvatore angeklagt, den Kelch an Fiorilla weitergereicht …
    »Solidarität unter Frauen«, hatte Livia ironisch kommentiert.
    »Na hör mal, hier geht es ums Ganze«, hatte Marlen gekontert. »In der Not ist jedem die eigene Haut doch am nächsten.«
    »Eben …«
    Fiorilla selbst gestand einen Tag später. Sie und Umberto hatten sich am fraglichen Samstag nach seiner Rückkehr von der Geschäftsreise gestritten. Umberto, der laut Fiorilla die Diebstähle organisiert hatte, wollte seiner Frau, die über die internationalen Kontakte verfügte und den Verkauf ins Ausland managte, den Führungsanspruch streitig machen: ein Machtkampf, bei dem es nicht einmal um Geld ging, wovon sie beide mehr als genug besaßen. Und zu allem Überfluß war auch noch die Sache mit den Geliebten Umbertos auf den Tisch gekommen und hatte das Faß zum Überlaufen gebracht. Nach der Tat hatte Fiorilla die Großtante Umbertos besucht, um ein Alibi zu haben.
    Die Mordwaffe wurde im Haus von Fiorilla Cacciapuoti gefunden, und zwar in einem Safe, der sich denkwürdigerweise hinter dem Bild von Tavernese befand, das auch auf der Liste der geraubten Bilder stand, die ein – aus Gründen persönlicher Sicherheit – anonymer Mitbürger der Zeitung zur Verfügung gestellt hatte, so hieß es. Die Kunstgegenstände in dem unterirdischen Depot wurden sichergestellt und auf ihre Herkunft überprüft. Ein
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