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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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benutzt, in der richtigen Reihenfolge. Aber dazu wäre ein umfangreiches Instrumentarium erforderlich, das extra für diesen Zweck konstruiert werden müßte.«
    »Und die Mikrostruktur«, sagte Walerija und deutete auf die Papiere auf ihrem Schreibtisch. »Sie haben die Bezeichnung faserig verwendet.«
    »Ja. Besser kann man es nicht ausdrücken. Die Legierung scheint sich an ... nun, an einer Art mikrokristallinem Gitterwerk zu stabilisieren. Es besteht hauptsächlich aus Silizium und Kohlenstoff, aber auch aus lokalen Konzentrationen einer Titanium-Magnesium-Verbindung, die wir bisher noch nicht quantifizieren konnten. Auf so etwas bin ich noch nie gestoßen. Vorschläge?«
    Ihr Blick trieb für einen Augenblick in die Ferne ab.
    »Offen gesagt, im Augenblick weiß ich auch nicht, was ich davon halten soll«, gab sie zu. »Aber ich glaube, diese Informationen sollten unverzüglich an höhere Dienststellen weitergeleitet werden; sie könnten von größerer Bedeutung sein, als es im Augenblick scheinen mag. Zuerst aber muß ich wirklich sicher sein. Nikolai kann dort unten für eine Weile übernehmen. Kommen Sie in mein Büro, und wir gehen dann alles noch einmal detailliert durch.«

3
     
     
    Die Portlander Zentrale der Intercontinental Data and Control Corporation lag fast sechzig Kilometer östlich der Stadt – wie ein Wächter vor dem Paß zwischen dem Mount Adams im Norden und dem Mount Hood im Süden. Irgendwann in ferner Vergangenheit hatte sich hier ein kleineres Binnenmeer einen Weg durch das Kaskadengebirge zum Pazifik gefressen. Mit der Zeit war daraus der mächtige Columbiastrom geworden.
    Vor fünfzehn Jahren lag hier noch der Sitz des Kernwaffen-Forschungszentrums Bonneville, das der Regierung unterstanden hatte. Hier hatten amerikanische Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Bundesforschungsanstalt der Vereinigten Staaten von Europa in Genf die Theorie der Meson-Energetik entwickelt, aus der die Nukleonbombe hervorgegangen war. Die Theorie hatte eine ›saubere‹ Reaktion mit größerer Wirkungskraft als die einer thermonuklearen Fusion postuliert, und die Krater, die in die Sahara gesprengt worden waren, waren dafür Beweis genug.
    Während jener Epoche waren die ideologischen und rassischen Spannungen, das Erbe des zwanzigsten Jahrhunderts, durch eine Welle von allgemeinem Wohlstand und fallenden Geburtenraten hinweggespült worden. Das war vor allem der fortgeschrittenen Technisierung des Lebens zu verdanken gewesen. Die traditionellen Barrieren, die Argwohn und Hader errichtet hatten, verloren zunehmend an Wirkung, als Rassen, Nationen, Sekten und Parteien in der weltumspannenden, homogenen Gesellschaft miteinander verschmolzen. Als sich die territorialen Irrationalitäten längst überholter politischer Ideen auflösten und die jungen Nationalstaaten ihren Reifeprozeß abgeschlossen hatten, wurden die Verteidigungsbudgets der Supermächte Jahr für Jahr reduziert. Das Vorhandensein der Nukleonbombe beschleunigte nur das, was ohnehin geschehen wäre. Infolge allgemeiner Billigung wurde die weltweite Abrüstung Wirklichkeit.
    Ein Bereich profitierte gewaltig von dem plötzlichen Geldüberhang, der durch die Abrüstung entstand: das rasch an Umfang zunehmende Sonnensystem-Erforschungsprogramm der Vereinten Nationen. Die Liste der Projekte, die dieses Programm bereits zuwege gebracht hatte, konnte sich sehen lassen. Sie umfaßte die Inbetriebnahme aller künstlichen Satelliten in irdischen, lunaren, marsianischen, venusischen und solaren Umlaufbahnen, Konstruktion und Unterhaltung aller bemannten Stützpunkte auf dem Mond und dem Mars sowie der Forschungslaboratorien im Venusorbit, den Start von automatischen Tiefraumsonden sowie Planung und Durchführung bemannter Expeditionen zu den äußeren Planeten. Der Umfang des SSEPVN-Programms dehnte sich gerade zur richtigen Zeit im richtigen Maße aus, um all jene Spitzenkräfte aufzunehmen, die freigesetzt worden waren, als die Hauptaufrüstungsvorhaben in der Welt zu den Akten gelegt wurden. Und als der Nationalismus dahinschwand und die meisten regulären Armeen aufgelöst wurden, fand die Jugend der neuen Generation in den uniformierten Abteilungen der UN-Weltraumorganisation ein Ventil für ihre Abenteuerlust. Es war ein Zeitalter von Aufregung und freudiger Erwartung, als die neuen jungen Pioniere quer durch das Sonnensystem von Planet zu Planet eilten.
    Durch diese Entwicklung hatte das KWFZ Bonneville seine Bedeutung verloren. Den
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