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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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Kugel unter ihm dahin raste. Unter den pausenlos durch seine Antennen strömenden binären Daten entdeckte er eine Anfrage des Gamma-Neun-Hauptcomputers der dahinrasenden Boeing, in der um die neueste Wettervorhersage für Nordkalifornien gebeten wurde. Sirius Vierzehn gab die Anfrage an Sirius Zwölf weiter, der hoch über den kanadischen Rocky Mountains hing. Zwölf übermittelte sie an die Verteilerstation bei Edmonton. Von hier aus wurde die Anfrage per Glasfaserkabel an Vancouver Control übertragen und von dort aus per Mikrowellensender an die Wetterstation in Seattle. Einige Tausendstel Sekunden später legte die Antwort den Weg in entgegengesetzter Richtung zurück. Gamma Neun verarbeitete die Information, nahm ein oder zwei geringfügige Veränderungen an Kurs und Flugplan vor und sandte eine Aufzeichnung des Dialogs an die Bodenkontrolle in Prestwick.

2
     
     
    Zehn Tage lang hatte es geregnet.
    Die Abteilung für technische Entwicklung des Ministeriums für Raumwissenschaften duckte sich naß in einen Einschnitt im Ural. Gelegentlich wurde ein verirrter Sonnenstrahl von einem Laboratoriumsfenster oder der Aluminiumkuppel des Reaktors reflektiert.
    Walerija Petrokowa saß in ihrem Büro in der Analysesektion und wandte sich dem Stapel von Berichten zu, der sich auf der linken Seite des Schreibtisches befand und ihrer routinemäßigen Genehmigung bedurfte. Die ersten zwei beschäftigten sich mit Hochtemperatur-Korosionstests. Sie blätterte flüchtig die Seiten durch, warf einen Blick auf die beigefügten Diagramme und Tabellen, kritzelte ihre Initialen auf die Unterschriftslinie und warf die Berichte dann in den Kasten, der mit der Beschriftung ›Ausgang‹ markiert war. Dann überflog sie die erste Seite von Bericht Nummer drei. Plötzlich hielt sie inne und runzelte verwirrt die Stirn. Sie lehnte sich in ihrem Sessel vor und begann erneut zu lesen, diesmal sorgfältiger und jeden einzelnen Satz prüfend. Schließlich nahm sie sich noch mal den Anfang vor und arbeitete sich methodisch durch das ganze Dokument. Sie hielt nur inne, um die Berechnungen mit Hilfe des Rechners zu überprüfen, der auf der einen Seite ihres Schreibtisches stand.
    »So etwas gibt's doch gar nicht!« rief sie.
    Eine Zeitlang saß sie stocksteif da, und ihre Augen betrachteten nur die Regentropfen, die an der Fensterscheibe herunterliefen. Aber ihre Gedanken beschäftigten sich mit ganz anderen Dingen, so daß sie die Tropfen gar nicht bewußt wahrnahm. Schließlich rief sie sich wieder zur Ordnung, wandte sich erneut der Tastatur zu und tippte eine bestimmte Nummer ein. Die Ketten aus Tensorgleichungen lösten sich auf und wurden durch eine Profilansicht ihres Assistenten ersetzt, der sich in dem Kontrollraum einen Stock tiefer gerade über eine Konsole beugte. Als er sich ihr zuwandte, wurde aus dem Profil ein vollständiges Gesicht.
    »Wir können in zwanzig Minuten beginnen«, sagte er, um die Frage vorweg zu nehmen. »Das Plasma stabilisiert sich bereits.«
    »Nein, damit hat mein Anruf gar nichts zu tun«, entgegnete sie und sprach dabei ein wenig schneller als gewöhnlich. »Es handelt sich um Ihren Bericht Nummer 2906. Ich habe gerade die Kopie durchgesehen.«
    »Oh ... ja?« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, deutete nun so etwas wie Besorgnis an.
    »Also – eine Niobium-Zirkonium-Legierung«, fuhr sie mit einer Feststellung fort, anstatt eine Frage zu stellen, »mit einer beispiellosen Beständigkeit gegenüber Hochtemperatur-Oxydation und einem Schmelzpunkt, den ich, offen gesagt, für unmöglich halte, bevor ich die Tests nicht selbst durchgeführt habe.«
    »Dagegen sind unsere Plasmaabschirmer weich wie Butter«, stimmte Josef zu.
    »Und trotz der Beimischung von Niobium weist es eine geringere durchschnittliche Neutronen-Absorption auf als reines Zirkonium?«
    »Mikroskopisch, ja – unter einem Millibarn pro Quadratzentimeter.«
    »Interessant«, grübelte sie, dann fuhr sie etwas lebhafter fort: »Darüber hinaus haben wir Zirkonium in der Alpha-Phase mit Silizium-, Kohlenstoff- und Stickstoffverunreinigungen, und trotzdem weist es eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit auf.«
    »Heißes Kohlendioxyd, Fluoride, organische Säuren, unterchlorigsaure Salze – wir haben es mit allem ausprobiert. Gewöhnlich erfolgt zu Anfang eine Reaktion, aber die findet durch innere Barrierenschichten rasch ein Ende. Wahrscheinlich erfolgt eine stärkere Reaktion, wenn man stufenweise vorgeht, verschiedene Reagenzien
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