Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
hilflose Geste. »Wie soll ich eine solche Frage beantworten? Es...
    ist offensichtlich.«
    »Genau!« Danchekker zeigte erneut seine Zähne. »Sie nehmen es an... genau wie alle anderen! Das ist Teil der Konditionierung, mit der Sie aufgewachsen sind. Während der ganzen Geschichte der menschlichen Rasse ist es angenommen worden, und es war ganz selbstverständlich –es hat nie einen Grund gegeben, etwas anderes zu vermuten.« Danchekker richtete sich auf und betrachtete die Anwesenden mit einem festen Blick. »Nun wird Ihnen vielleicht die Bedeutung der ganzen Sache klar. Aufgrund der gerade erläuterten Anhaltspunkte stelle ich fest, daß sich die menschliche Rasse überhaupt nicht auf der Erde entwickelte. Sie entstand auf Minerva!«
    »Oh, Chris, wirklich...«

    »Das wird aber langsam zu dumm...«
    Danchekker fuhr unerbittlich fort: »Wenn wir akzeptieren, daß es zu einer Divergenz gekommen sein muß, dann müssen auch die Lunarier am gleichen Ort entstanden sein.
    Und wir wissen bereits, daß sie sich auf Minerva entwickelt haben!«
    Aufgeregtes Murmeln, in das sich Proteste mischte, erfüllte den Raum.
    »Ich stelle fest, daß Charlie nicht nur ein entfernt verwandter Vetter des Menschen ist – er ist unser direkter Vorfahre!« Danchekker wartete nicht auf einen Kommentar, sondern fuhr im gleichen eindringlichen Tonfall fort:
    »Und ich glaube, ich kann Ihnen eine Erklärung für unseren eigenen Ursprung geben, die in voller Übereinstimmung mit diesen Folgerungen steht.« Abrupt breitete sich Stille im Raum aus. Einige Sekunden lang beobachtete Danchekker seine Kollegen. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen ruhigeren und sachlicheren Tonfall angenommen.
    »Aus Charlies Bericht über seine letzten Tage wissen wir, daß auf dem Mond einige lebende Lunarier zurückblieben, nachdem die Gefechte vorüber waren. Charlie selbst war einer von ihnen. Er überlebte nicht sehr lange, aber wir können vermuten, daß es noch andere gab – verzweifelte Gruppen, so wie er sie beschrieb –, über die ganze Mondoberfläche verstreut. Viele sind in dem Meteoritensturm auf der Rückseite umgekommen, aber einige waren, wie auch Charlies Gruppe, auf der erdzugewandten Seite. Als Minerva explodierte, entgingen sie der schlimm-sten Phase des Bombardements. Selbst viel später, als der Mond schließlich eine stabile Umlaufbahn um die Erde einschlug, war eine Handvoll Überlebender übrig. Sie starrte zur neuen Welt hinauf, die über ihr am Himmel hing. Vermutlich waren einige ihrer Schiffe noch immer einsatzfähig – vielleicht nur eines oder zwei oder ein paar.
    Es gab nur einen Ausweg. Ihre Welt existierte nicht mehr, also beschritten sie den einzigen Pfad, der ihnen zur Verfügung stand. In einem letzten verzweifelten Versuch starteten sie, um die Oberfläche der Erde zu erreichen. Es gab keinen Weg zurück – es gab keinen Ort, wohin sie hätten zurückkehren können.
    Wir müssen also davon ausgehen, daß ihr Versuch erfolgreich war. Wir werden wahrscheinlich niemals sicher wissen, welche Ereignisse ihrem Erscheinen in der erbarmungslosen Eiszeit folgten. Aber vermutlich standen sie über Generationen hinweg kurz vor der Grenze zum Aussterben. Ihr Wissen und Geschick gingen verloren. Allmählich fielen sie in die Barbarei zurück, und vierzigtausend Jahre lang waren sie mitten im allgemeinen Überlebenskampf gefangen. Aber sie überlebten. Und sie überlebten nicht nur, sondern schlossen sich zusammen, breiteten sich aus, vermehrten sich. Heute dominieren ihre Nachkommen so auf der Erde wie einst auf Minerva – Sie, ich und der Rest der menschlichen Rasse.«
    Langes Schweigen folgte, bevor jemand sprach. Und als jemand sprach, war seine Stimme ernst. »Einmal angenommen, Chris, daß alles so war, wie Sie sagen. Eine Sache ist mir noch nicht ganz klar: Wenn wir wie auch die Lunarier von der minervianischen Linie kommen, was geschah dann mit der anderen Linie? Wohin entwickelte sich der Zweig, der auf der Erde isoliert war?«
    »Gute Frage.« Danchekker nickte zustimmend. »Auf-

    grund der Fossilienfunde auf der Erde wissen wir, daß während der Periode, die sich an den Besuch der Ganymeder anschloß, verschiedene Entwicklungen in der menschlichen Grundrichtung stattfanden. Wir können die Fossilienfunde ganz genau bis zur fraglichen Zeit vor fünfzigtausend Jahren zurückverfolgen. Zu dieser Zeit wurde die fortschrittliche Lebensform auf der Erde vom Neandertaler repräsentiert. Nun, die Neandertaler waren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher