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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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schon immer so etwas wie ein Rätsel für uns. Sie waren zäh, robust und intelligenter als alles, was vor und während ihrer Zeit existierte. Sie waren bestens angepaßt, um im Wettbewerb unter Eiszeitbedingungen zu überleben, und müßten, sollte man meinen, in der darauf folgenden Ära eine dominierende Position errungen haben. Aber dazu kam es nie. Aus seltsamen, fast mysteriösen Gründen starben sie vor vierzig- bis fünfzigtausend Jahren abrupt aus. Offensichtlich waren sie nicht in der Lage, mit einem neuen und weitaus höherentwickelten Menschentyp zu konkurrieren, der plötzlich und wie aus dem Nichts auftauchte und ein weiteres ungelöstes Rätsel für die Wissenschaft gewesen ist: der Homo sapiens – wir!«
    Danchekker las die Ausdrücke auf den Gesichtern vor ihm und nickte langsam, um ihre Gedanken zu bestätigen.
    »Nun wissen wir natürlich, wie es dazu kam. Er erschien tatsächlich aus dem Nichts. Wir wissen, warum es keine ununterbrochene Fossilienkette im Erdboden gibt, die den Homo sapiens mit der der früheren, irdischen Menschenaffen verbindet: Er entwickelte sich nicht hier. Und wir wissen, wer die Neandertaler so mitleidslos und vollkommen besiegte. Wie konnten sie hoffen, gegen eine hochentwickelte Rasse zu bestehen, die der kriegerischen Natur Minervas entstammte?«
    Danchekker legte eine Pause ein und ließ seinen Blick langsam über den Kreis aus Gesichtern hinweggleiten.
    Jedermann schien an den Nachwirkungen geistiger Box-hiebe zu leiden.
    »Wie ich bereits sagte, ergibt sich dies alles als eine Kette von Schlußfolgerungen aus den Fakten, mit denen ich begann. Ich kann keine Beweise erbringen, die sie erhärten. Ich bin jedoch überzeugt, daß diese Beweise existieren. Irgendwo auf der Erde müssen die Überbleibsel des lunarischen Raumfahrzeugs, das jene letzte Reise vom Mond zur Erde machte, noch vorhanden sein. Vielleicht unter dem Schlamm am Grund eines Meeres begraben, vielleicht unter dem Sand einer Wüstenregion. Auf der Erde müssen Ausrüstungsteile und Artefakte existieren, mitgebracht von der winzigen Schar, die den Rest der lunarischen Zivilisation darstellte. Wo auf der Erde, fragt sich nun jeder. Ich würde als erfolgversprechendste Region den Nahen Osten vorschlagen, erweitert auf das östliche Mittelmeer oder die östlichen Teile Nordafrikas. Und eines Tages wird der Beweis für die Richtigkeit meiner Behauptungen zum Vorschein kommen.
    Der Professor schritt um den Tisch herum und schenkte sich ein Glas Cola ein. Die Stille im Raum löste sich langsam in einer anschwellenden Flut aus Stimmen auf.
    Nach und nach kehrte das Leben in die Statuen zurück, die ihm zugehört hatten. Danchekker nahm einen langen Schluck und stand eine Weile schweigend da, während er sein Glas ins Auge faßte. Dann drehte er sich um und wandte sich wieder seinem Publikum zu.
    »Plötzlich kommt all den Dingen, die wir immer als selbstverständlich erachtet haben, eine neue Bedeutung zu.« Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich erneut auf ihn.
    »Haben Sie sich jemals Zeit genommen, darüber nachzudenken, was den Menschen von den anderen Tieren auf der Erde so unterscheidet? Klar, wir haben größere Hirne, beweglichere Hände und so weiter. Ich meine aber etwas anderes. In einer hoffnungslosen Situation resignieren die meisten Tiere, ergeben sich in ihr Schicksal und kommen schmachvoll um. Der Mensch aber weiß nicht, wie man aufgibt. Er ist in der Lage, zusätzliche Kräfte aus Hartnäckigkeit und Spannkraft zu beziehen, was auf diesem Planeten ohne Beispiel ist. Er ist fähig, alles anzugreifen, was sein Überleben bedroht. Und das mit einer Aggressivi-tät, die auf der Erde ihresgleichen sucht. Dies hat ihn in die Lage versetzt, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und König aller Raubtiere zu werden. Es half ihm, sich die Winde, Flüsse, Gezeiten und selbst die Kraft der Sonne untertan zu machen. Die Hartnäckigkeit hat die Ozeane überwunden, den Himmel, die Herausforderung des Alls.
    Und hin und wieder resultierte sie in einigen der grausam-sten und blutigsten Perioden in der Geschichte des Menschen. Aber ohne diesen Teil seiner Natur wäre der Mensch so hilflos wie die Kuh auf der Weide.«
    Herausfordernd beobachtete Danchekker die Gesichter.
    »Nun, woher kam dieser Charakterzug? Er scheint gar nicht zu dem ruhigen und gelassenen Evolutionsmuster auf der Erde zu passen. Jetzt wissen wir, woher: Er tauchte als eine Mutation unter den sich entwickelnden Primaten auf, die auf Minerva
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