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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee
Autoren: Kjell Eriksson
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an.
    »Da sind Reifenspuren«, erklärte Lindell. »Ich muß Sie fragen, wer Sie heute besucht hat?«
    Die Frau sah weg.
    »Agnes Bruder«, sagte sie trocken. »Ruben. Er ist vor ein paar Stunden hier gewesen. Er wollte auf die Hasenjagd gehen und hat sich eine Schachtel für die Büchse geliehen.«
    »Munition?«
    Die Frau nickte.
    »Hatte er die Waffe dabei?«
    »Die hat er eigentlich immer dabei«, meinte Gunnel Sagander. »Er ist …«
    Sie verstummte. Die beiden Frauen sahen den Kriminaltechniker aus dem Wagen steigen, zu seinen Kollegen gehen und sich sofort hinhocken. Berglund schaltete die Taschenlampe wieder an.
    »Wo wohnt Ruben?«
    »Auf dem Hügel da drüben«, antwortete Gunnel Sagander und zeigte auf zwei Häuser, die einige hundert Meter entfernt lagen.
    »Wo das Licht an ist, das Haus mit den zwei Schornsteinen?«
    Gunnel nickte.
    Lindell ging zu den Reifenspuren zurück. Ryde schaute flüchtig auf, sagte jedoch nichts. Er holte einen Zollstock heraus und vermaß den Abdruck im Schnee.
    »Die gleiche Breite«, stellte er fest.
    Er holte die Kamera heraus und machte in rascher Folge ein halbes Dutzend Aufnahmen. Das Blitzlicht beleuchtete das Reifenprofil. Haver schauderte. Lindell berichtete, daß es sich wahrscheinlich um den Wagen von Saganders Bruder handelte, und daß der Mann bewaffnet war und ganz in der Nähe wohnte.
    Ola Haver sah sie an, aber Lindell hatte das Gefühl, daß er in Gedanken weit weg war.
    »Das Messer, das Mattias geklaut hat, lag in einem Auto. Dem Wagen, der zuerst Spuren in Libro hinterlassen hat und jetzt hier«, sagte Haver. »Ruben hat seinen Bruder am Tag nach dem Mord im Krankenhaus besucht.«
    »Was für ein verdammter Amateur«, kommentierte Ryde.
    »Ruben Sagander«, meinte Lindell, und alle vier schauten nach Norden, zu dem Haus mit den zwei Schornsteinen.
    »Er ist bewaffnet«, sagte Haver.
    Wie auf ein Zeichen kehrte Lindell zu Agne Saganders Haus zurück. Gunnel Sagander ahnte bereits, was kommen würde, das sahen die vier Polizisten ihr an. Sie zog den Schal enger um den Hals, drückte das Kreuz durch und machte sich bereit.
    »Wissen Sie, ob Ruben ihren Bruder am Tag nach der Operation besucht hat?« fragte Lindell.
    »Ja, wir sind gemeinsam ins Krankenhaus gefahren.«
    »In Rubens Wagen?«
    Die Frau nickte.
    »Ist es ein rotweißer Pickup?«
    Erneutes Nicken.
    »Was ist passiert?« fragte Gunnel Sagander, aber Lindell nahm an, daß sie es wußte.
    »Kannte Ruben John?« wollte Berglund wissen.
    »Natürlich kannte er ihn.«
    Sie gingen ins Haus. Haver telefonierte. Berglund sprach mit Agne Sagander, der noch in seinem Sessel saß, wie sie ihn verlassen hatten. Auch Ryde holte sein Telefon heraus. Lindell blieb mit Gunnel Sagander im Flur stehen.
    »Könnten Sie mir Erkis Telefonnummer geben?« sagte Lindell.
    Sie sollte nach Hause fahren. Der Mord am kleinen John interessierte sie im Grunde nicht mehr. Blieb sie wegen Justus?
    Haver beendete sein Telefonat und wollte etwas sagen, als Berglund aus dem Wohnzimmer herauskam und die Tür sorgsam hinter sich schloß.
    »Wir müssen einen Krankenwagen rufen und Streifenwagen«, sagte er. »Sagander will sich nicht vom Fleck rühren. Er behauptet, er sei nicht transportfähig.«
    Bei Berglund war, im Gegensatz zu Haver, von Eifer nichts zu spüren. Der kurz vor der Pension stehende Polizeibeamte wollte nach Hause zu Frau, Kindern, Enkelkindern und dem Weihnachtsbaum, aber Lindell wußte, daß er, ohne zu murren, selbst am Heiligabend noch arbeiten würde, falls dies erforderlich werden sollte.
    Berglund blieb stehen, die Hand auf der Klinke, und sah Gunnel Sagander an, als wollte er ihr sein Bedauern ausdrücken oder vielleicht auch einen Kommentar von ihr über die angebliche Transportunfähigkeit ihres Mannes hören.
    »Er ist ein Dickschädel«, sagte sie nur.
    »Wie ist sein Bruder?« erkundigte sich Haver.
    Sie sahen, daß die Frau zögerte und bemüht war, ihre Worte sorgfältig abzuwägen.
    »Er ist in vieler Hinsicht wie sein Bruder, die beiden sind immerhin Zwillinge, aber ich muß gestehen, daß er ein hitzigeres Temperament hat.«
    »Ist er gewalttätig?«
    »Er hat eine ganz wunderbare Frau«, erwiderte Gunnel Sagander, als wäre dies eine Antwort auf Havers Frage.
    Havers Telefon klingelte, er meldete sich nach dem ersten Signal. Lindell sah, daß er schwitzte. Sie mußte an Edvard denken. Es versetzte ihr einen Stich im Bauch, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich in dem Holzhaus auf Gräsö
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