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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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Vielleicht, dachte Simon, ließ Drhan die Kinder unbehelligt. Vielleicht waren sie noch nicht wertlos für ihn geworden.
    »Und wie sollen wir in die Stadt kommen?«
    Simon erklärte ihnen, wie sie den Eingang zum U-Bahnhof finden würden. Er erzählte ihnen vom Stundenfluss und vom Zugang zu dem Notausgang, durch den sie in die Stadt gelangt waren. Möglicherweise hatten Drhans Männer den Eingang noch nicht verschlossen, weil die Soldaten ihre Aufmerksamkeit auf die Suche nach ihm konzentriert hatten. »Geht in die Stadt. Damit rechnen sie nicht. Vielleicht seid ihr dort am sichersten.« Sie müssten nur, schärfte Simon ihnen ein, unbedingt die Zeit im Auge behalten, wenn sie zwischen zwei Stundenflüssen den U-Bahn-Tunnel durchquerten, und rechtzeitig umkehren, falls der Notausgang versperrt war.
    Simon dachte an Ira. Er hatte ihr nicht helfen können. Vielleicht würden die anderen sie finden.
    Tomas nickte, und als wäre er in Simons Gefühle getaucht, sagte er: »Wir werden nach ihr suchen. Sei unbesorgt.«
    Das Weltentor ächzte leise.
    Simon horchte auf. »Ich muss mich beeilen.«
    Gemeinsam mit den anderen klappte Simon das Untergestell der Trage auf einer Seite zusammen und bugsierte sie so an den Rand des Weltentores, dass sein Großvater schräg auf dem Gestell lag, die Füße dicht über dem Boden. Dann zog Simon den hageren Körper hoch. Er ächzte unter dem Gewicht, als er seinen Großvater über seine Schulter legte. Lange würde er ihn nicht halten können.
    »Ich komme wieder, sobald ich kann.« Ein letztes Mal grinste er seinen Freunden zu. Er hatte Angst vor dem Sprung in das Ungewisse, er hatte Angst vor dem, was ihn auf der anderen Seite des Weltentores erwarten würde. Doch er ließ sich nichts anmerken: Er konnte gehen, seine Freunde mussten hierbleiben. So wie Ashakida und Ira. Simons Herz wurde schwer.
    Erneut knarrte das Weltentor. Simon holte tief Luft. Dann, nach einem letzten Lächeln, sprang er durch die Öffnung, seinen Großvater fest umklammert. Gemeinsam stürzten sie in die Tiefe. Simon schrie auf.
    Im gleichen Augenblick erfasste sie das Tor und riss sie mit sich.

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Epilog
    Es war still, als Simon seinen Bericht beendet hatte. Sein Großvater sagte kein Wort, er richtete sich auf und lauschte in die Stille. Erst jetzt fiel Simon auf, dass der Urwald ruhig geworden war. Das Kreischen und Zetern der Tiere, die sich im Dickicht des Unterholzes verbargen und die seine Worte mit ihrem Geschrei begleitet hatten, war verstummt. Nur das Geräusch der Wassertropfen störte das Schweigen, sie perlten von den Blättern der Pflanzen ab und fielen zu Boden.
    Simon war erstaunt. »Was ist …«, setzte er an, doch sein Großvater unterbrach ihn mit einer warnenden Handbewegung, dann legte er einen Finger über die Lippen. Simon spürte, dass er angespannt war. Sie horchten gemeinsam.
    Nach einer Weile, Simon dachte schon, es würde nichts mehr geschehen, raschelten die Blätter einer Sumpfpflanze, und ein Kopf schob sich über den Rand der Senke. Zwei rotbraune Augen blickten zu ihnen herab, umgeben von einem Kranz aus buschigen Haaren. Eine kecke Nase ragte aus dem Fellgesicht. Das Wesen fauchte, Zähne blitzten auf. Simon wich zurück. Das Pelztier fauchte erneut, jetzt lauter und bedrohlicher. Da entdeckte Simon, dass sich rund um die Mulde weitere pelzige Körper zwischen den Blättern hindurchschoben.
    Sie waren umzingelt! Simon tastete nach der Hand seines Großvaters. »Schnell, steh auf!« Er versuchte, seinen Opa mit sich zu ziehen. Erst als der Alte nicht reagierte, blickte Simon zu ihm. Erstaunt bemerkte er, dass sein Großvater lächelte. Alle Anspannung war von ihm abgefallen.
    »Keine Angst!« Sein Großvater zwinkerte, dann wandte er sich dem größten der Pelzwesen zu. Er streckte den Hals und gab ein paar schnalzende Laute von sich. Das Wesen – Simon erinnerte es an eine riesige Meerkatze – legte den Kopf schief und kam langsam näher. Erneut schnalzte und gluckste der Alte, und nun beantwortete das Pelztier die Laute mit einem Kreischen, in das seine Artgenossen am Rand der Senke mit einstimmten. In der gleichen Sekunde hob ein ohrenbetäubender Lärm an, alle Tiere im Urwald begannen gleichzeitig zu zetern und zu keckern.
    »Was passiert hier?« Simon flüsterte, obwohl der Lärm jedes Wort übertönte. Er sah zu seinem Großvater. »Opa, wo sind wir hier?« Diesmal hatte er lauter gesprochen.
    Das Gesicht des Alten wurde ernst. »Superbia. Du hast uns nach
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