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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller
Autoren: dtv
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die Hände aneinander und spreizte die Finger ab. Tane brauchte eine Weile, bis er begriff, was das bedeuten sollte: Ihre Arme und Hände ahmten die Schwanzflosse eines Wals nach. Er ließ sein Plakat auf den Boden fallen und machte es ihr nach. Und stellte fest, dass der große Bikertyp neben ihm es ebenfalls nachmachte.
    Das Singen und Skandieren hinter ihm verebbte. Er drehte sich um und sah, dass alle Demonstranten ihre Plakate auf den Boden gelegt hatten und sich entlang der Straße ein ruhiges, friedliches Meer aus symbolischen Walschwanzflossen bewegte.
    Diese Geste schien ihr Anliegen mehr als alles Rufen und Schreien zu bekräftigen.
    Und damit hätte die Demonstration ein friedliches Ende finden können, hätte der Premierminister sich beim Aussteigen nicht zu den Demonstranten umgedreht und ihnen fröhlich zugewinkt.
    Vielleicht wollte er nur freundlich sein. Vielleicht winkte er jemandem zu, den er kannte. Jedenfalls war es das Schlimmste, was er tun konnte, nachdem sich die Menge zwanzig Minuten lang singend und skandierend aufgeheizt hatte. Das stille Wedeln der Schwanzflossen schien nun nichts weiter als die Ruhe vor dem Sturm gewesen zu sein.
    Ein wütendes Gebrüll wie von einem waidwunden Tier stieg aus tausend Kehlen empor, und plötzlich lagen die hölzernen Barrikaden am Boden, niedergetrampelt unter dem Ansturm von Demonstranten. Die Polizisten haktensich unter und rückten gegen die Angreifer vor. Dahinter stehende Polizisten zogen ihre Schlagstöcke und warteten.
    Der japanische Premierminister und die Würdenträger eilten auf das Hotel zu. Im Angesicht des wilden Tiers, das auf sie zustürmte, war jeder Gedanke an das Protokoll vergessen.
    Tane wollte sich nach hinten zurückfallen lassen, um aus der Frontlinie zu kommen, aber die vorandrängende Menge hinter ihm machte das unmöglich und schob ihn einfach vor sich her. Er wurde direkt gegen einen großen, bärtigen Polizisten mit Mundgeruch gepresst. Der Druck von hinten war so stark, dass ihm die Luft aus den Lungen gequetscht wurde. Eine panikartige Platzangst ergriff ihn.
    Doch die schmale blaue Linie hielt. Den Polizisten gelang es, die Demonstranten in sicherem Abstand zu halten. Alle, bis auf eine, wie Tane plötzlich entdeckte. Durch eine Lücke in der blauen Linie huschte eine kleine, flinke Gestalt. Er nahm halb verschwommen eine schnelle Bewegung war: Rebecca duckte sich wie ein stürmender Rugbyspieler und flitzte zwischen den großen, schwerfälligen Polizisten hindurch, und schon hatte sie sich der japanischen Delegation bis auf wenige Schritte genähert.
    Beinahe hätte sie es geschafft. Sie schrie irgendetwas über Wale und Mörder, dann wurde sie von einem der kräftigen, dunkel gekleideten Männer ergriffen und auf den Boden gezwungen.
    In diesem Augenblick wurde der Polizeikordon an mehreren Stellen durchbrochen, und der Zorn der Menge erreichte seinen Höhepunkt. Plötzlich waren überall Demonstranten, und manche prügelten mit ihren selbst gebastelten Plakaten auf die Polizisten ein.
    Der bärtige Polizist wandte sich rasch von Tane ab, dem es nun gelang, sich auf die Seite zu schlagen. Rebecca hatte er aus den Augen verloren. Er musste erst einmal selbstwieder zu Atem kommen, um dann so schnell wie möglich der anstürmenden Menge aus dem Weg zu gehen.
    Zwischen den Betonpfeilern des Sky Tower fand er ein geschütztes Plätzchen, wo er sich erschöpft auf den Boden sinken ließ.
     
    Schließlich musste sogar die Bereitschaftspolizei anrücken, um die Federal Street zu räumen. Über einhundert Personen wurden verhaftet, die meisten aber ohne Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem sie in der nahe gelegenen Polizeiwache erkennungsdienstlich behandelt worden waren.
    Volle vier Stunden lang wartete Tane vor der Polizeiwache, bis Rebecca endlich erschien, zerschrammt und zerzaust, aber ungebrochen, gefolgt von ihrer Mutter, die unsicher und verwirrt aussah.
    »Das war schrecklich«, erzählte Rebecca. »Sie haben uns fotografiert, unsere Fingerabdrücke genommen und uns in winzigen Zellen zusammengepfercht, während sie überlegten, was sie mit uns anstellen sollten.«
    »Ich habe noch versucht, zu dir durchzukommen«, sagte Tane, obwohl das eigentlich nicht stimmte, aber es erschien ihm eine passende Bemerkung zu sein.
    »Du hättest doch nichts tun können«, sagte Rebecca. »Es hat keine drei Sekunden gedauert, bis ich im Polizeiwagen saß.«
    Sie massierte sich die Handgelenke, und Tane bemerkte die roten
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