Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
»Nein, Miss Michon, das würden wir nie tun. Echt nicht.«
    Eigentlich hieß sie Molly Michon, aber vor Jahren war sie eine B-Movie Queen gewesen und hatte in acht Filmen »Kendra«, Warrior Babe of the Outland, gespielt. Ihr Haar war eine wilde Mähne, blond mit grauen Strähnen, und gebaut war sie wie ein Fitness-Model. Sie konnte für dreißig oder fünfzig durchgehen, je nachdem wie spät es war, was sie anhatte oder wie schwer sie medikamentiert war. Die Fans waren sich einig, dass sie vermutlich Anfang bis Mitte vierzig sein musste.
    Fans. Die beiden Bengel auf der Rückbank des Wagens waren Fans. Sie hatten den Fehler begangen, einen Teil ihrer Weihnachtsferien dafür zu verwenden, nach Pine Cove zu fahren und sich auf die Suche nach dem berühmten Kultfilmstar Molly Michon zu machen, weil sie Autogramme auf ihre nagelneuen DVDs von Warrior Babe VI: Die Rache der Wilden Wilden haben wollten, gerade erschienen, mit unveröffentlichten Outtakes davon, wie Mollys Brüste aus ihrem gusseisernen BH schwappten. Molly hatte gesehen, wie sie sich draußen vor der Hütte herumdrückten, die sie mit Theo Crowe, ihrem Mann, bewohnte. Sie war zur Hintertür hinausgeschlichen und hatte den beiden mit einem Gartenschlauch aufgelauert. Sie hatte die Jungs ordentlich abgespritzt und durch den Wald gejagt, so weit der Schlauch reichte, dann hatte sie den Größeren in den Schwitzkasten genommen und gedroht, ihm das Genick zu brechen, wenn der andere nicht auf der Stelle stehen blieb.
    Da ihr in diesem Moment bewusst wurde, dass sie möglicherweise hinsichtlich ihrer Öffentlichkeitsarbeit einen schweren Fehler beging, lud Molly ihre Fans ein, mitzukommen und ihr zu helfen, einen Weihnachtsbaum für die »Lonesome Christmas Party«, das Fest der Einsamen Herzen in der Kapelle von Santa Rosa, auszusuchen. (Sie hatte mehr als nur ein paar kleinere Fehlentscheidungen getroffen, seit sie vor einer Woche ihre Medikamente abgesetzt hatte, um Geld für Theos Weihnachtsgeschenk zu sparen.)
    »Wo kommt ihr zwei eigentlich her?«, fragte sie gut gelaunt.
    »Bitte, tun Sie uns nichts«, sagte Bert, der größere und dünnere der Jungen. (Für sie waren die beiden Ernie und Bert – nicht weil sie tatsächlich wie die Puppen aussahen, sondern weil sie ihnen von der Körperform her ähnelten –, nur dass sie natürlich keine große Hand im Hintern hatten.)
    »Ich werde euch nichts tun. Es ist toll, dass ihr mitkommt. Die Typen, die hier die Tannenbäume verkaufen, sind nicht so gut auf mich zu sprechen, seit ich vor ein paar Jahren einen ihrer Kollegen an ein Seeungeheuer verfüttert habe, und ihr zwei könnt mir wunderbar als Puffer dienen.« Verdammt, das mit dem Seeungeheuer hätte sie lieber nicht sagen sollen. Sie hatte so viele Jahre zurückgezogen gelebt, seit sie aus dem Filmgeschäft ausgestiegen war (bis ihre Filme ein Revival erlebt hatten und Kultstatus erlangten), dass sie gar nicht mehr wusste, wie man mit Leuten umging. Und dann waren da diese fünfzehn Jahre, in denen sie keine Verbindung zur Wirklichkeit gehabt hatte, als man sie nur als die »Irre von Pine Cove« kannte, aber seit sie mit Theo zusammen war und ihre Antidepressiva nahm, lief alles viel besser.
    Sie bog auf den Parkplatz des Eisenwarenladens ein, wo man einen halben Quadratkilometer für den Weihnachtsbaumverkauf umzäunt hatte. Als ihr Wagen auftauchte, verkrümelten sich drei nicht mehr ganz junge Männer mit Leinenschürzen im Laden, schoben den Riegel vor und drehten das Schild an der Tür um, so dass da nun GESCHLOSSEN stand.
    Sie hatte schon befürchtet, dass so etwas passieren würde, aber sie wollte Theo überraschen, ihm beweisen, dass sie in der Lage war, einen Baum für die Kapellenparty zu besorgen. Und jetzt durchkreuzten die engstirnigen Black & Decker-Lakaien ihre Pläne für ein perfektes Weihnachtsfest. Sie holte tief Luft und versuchte, sich beim Ausatmen in einen Moment der Stille zu versetzen, wie ihre Yoga-Lehrerin es ihr beigebracht hatte.
    Wohnte sie nicht mitten in einem Kiefernwald? Vielleicht sollte sie einfach losgehen und sich selbst einen Weihnachtsbaum schlagen.
    »Fahren wir zurück zur Hütte, Jungs. Da hab ich ’ne Axt, mit der es gehen müsste.«
    »Neeeeeiiiin!«, schrie Ernie, langte über seinen feuchten Freund hinweg und drückte die Tür des Honda auf, so dass die beiden aus dem fahrenden Wagen in eine Palette mit Plastik-Rentieren kullerten.
    »Na, meinetwegen«, sagte Molly. »Macht’s gut, Jungs. Ich will mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher